Nutzerinnen und Nutzer des Helmut-Loos-Schwimmbades müssen sich offenbar darauf einstellen, dass ihnen das in die Jahre gekommene Hallenbad kurzfristig nicht mehr zur Verfügung steht. „Wir sind in einer Situation, in der wir jederzeit damit rechnen müssen, dass wir das Bad wegen technischer Mängel vom einen auf den anderen Tag schließen müssen“, hat Stephan Smith, der erste Beigeordnete der Stadt Niederkassel, am Dienstag im Ratsausschuss für Bauen und digitale Infrastruktur berichtet.

Grund seien die seit langem bekannten erheblichen baulichen und technischen Mängel des Schwimmbades, die sich immer weiter verschärfen. „Wir haben im Schwimmbad wie in anderen städtischen Gebäuden ein echtes Problem mit der Infrastruktur, das ist seit langem bekannt“, sagt der Beigeordnete.

Jüngste Baustelle ist das Blockheizkraftwerk (BHKW) des Schwimmbades, das vor einigen Tagen wegen technischer Probleme ausgefallen ist. Mit dem gasbetriebenen BHKW wird Strom erzeugt, der ins Netz des Schwimmbades eingespeist wird. Auch die Abwärme wird für den Betrieb des Hallenbades genutzt und in das Heizungssystem eingespeist. „Trotz des Ausfalls des BHKW können wir das Bad aber weiter betreiben“, beruhigt Smith. Der für den Badebetrieb nötige Strom komme jetzt aus dem öffentlichen Netz, die Wärmeversorgung werde über die ebenfalls mit Gas betriebene Heizung des Bades sichergestellt.

Niederkasseler Schwimmbadtechnik hat Ende der Lebensdauer erreicht

Gefahr für den Badebetrieb lauert aber weiterhin an vielen anderen Stellen. Denn die Liste der Schäden am Lülsdorfer Hallenbad ist lang. Größtes Problem ist das undichte Schwimmbecken. Verursacht werden diese Schäden unter anderem durch Spannungen in der Betonkonstruktion. Probleme macht aber auch die starke Betonkorrosion. Weiterer Schwachpunkt: Die Schwimmbadtechnik mit Filteranlage, Prozessleittechnik und Wasseraufbereitung, die zuletzt 2001 erneuert wurde und nach Angaben der Stadtverwaltung „das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat“. Sie muss eigentlich ausgetauscht werden.

Probleme verursachen zudem Dämmmaterialien für die Heizungsleitungen, die vermutlich mit Schadstoffen belastet sind, veraltete Trink- und Abwasserleitungen, die noch aus den 60er Jahren stammen, und undichte Lichtkuppeln im Dach des Bades. Durch sie war unter anderem beim Starkregenereignis im Juli 2021 Wasser ins Gebäude eingedrungen.

Seit langem wird deshalb in der Niederkasseler Politik über die Zukunft des Schwimmbades diskutiert, auf das Schulen und Vereine dringend angewiesen sind. Vor allem sie, zuletzt aber auch die SPD-Fraktion im Stadtrat, wünschen sich einen Neubau des Bades. Der würde nach einer ersten Kostenschätzung aus dem Jahr 2022 rund 8,1 Millionen Euro kosten. Abgesehen von den zu erwartenden Kostensteigerungen dürfte die finanzielle Situation der Stadt – sie ist seit Ende vergangenen Jahres in der Haushaltssicherung – gegen diese Lösung sprechen.

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Deutlich günstiger käme die Stadt eine Generalsanierung des Bades. Deren Kosten würden sich laut der Kalkulation aus dem Jahr 2022 auf rund zwei Millionen Euro belaufen. Doch auch dieser deutlich geringere Betrag dürfte für die Stadt derzeit kaum zu stemmen sein.

Vorteil einer Generalsanierung wäre nach Auffassung der zuständigen Stellen der Stadt und eines Gutachters, dass mit ihr der Badebetrieb immerhin für die nächsten 20 bis 25 Jahre sichergestellt werden könnte. Entscheidender Nachteil dieser Lösung: Das Hallenbad müsste für rund eineinhalb Jahre komplett geschlossen werden – mit ungewissen Folgen für Schwimmvereine und das Schulschwimmen.