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Bisher gratisTelekom ändert Regelung für Glasfaseranschluss – Niederkasseler sind verärgert

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Vertreter der Stadt Niederkassel und der Telekom halten ein dickes Glasfaserkabel in der Hand. Im Hintergrund steht ein magentafarbenes Infomobil der Telekom.

Gemeinsam haben Telekom und Stadt Niederkassel für den Ausbau des schnellen Internets geworben. Kurz vor Ende des Ausbaus ändert das Unternehmen seine Konditionen für Hausbesitzer.

Bislang konnten Niederkasseler einen Gratis-Glasfaseranschluss der Telekom an ihr Haus legen lassen. Jetzt ändert der Konzern die Bedingungen.

Auf die Telekom ist die Niederkasseler Politik in diesen Tagen nicht besonders gut zu sprechen. „Wir fühlen uns verschaukelt“, sagte Dano Himmelrath, der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, in der jüngsten Sitzung des Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschusses.

Grund für den Ärger bei den Verantwortlichen im Rathaus ist die Ankündigung des Bonner Telekommunikationskonzerns, ab dem 26. November Haushalte und Unternehmen nicht mehr ohne zwingende Buchung eines Telekom-Tarifs kostenlos an deren im Ausbau befindliches Glasfasernetz anzuschließen.

Niederkasseler Politiker warben für den Glasfaser-Ausbau der Telekom

Mit diesem Gratis-Anschluss hatte die Telekom seit Jahresbeginn 2021 bei privaten und gewerblichen Immobilienbesitzern für einen Anschluss ans schnelle Internet geworben. Wochenlang war ein magentafarbener Bus der Telekom in der Stadt unterwegs, Bürgermeister Stephan Vehreschild und Vertreter aus Politik und Verwaltung ließen sich werbewirksam mit Telekom-Verantwortlichen ablichten.

Das Versprechen der Telekom: Jeder Niederkasseler Immobilienbesitzer, der sich für schnelles Internet interessiert, wird ohne Vorbedingung an das Glasfasernetz angeschlossen. Die Kosten für einen Anschluss bis in den Keller und auf Wunsch auch bis zu 20 Meter in die Wohnung hinein wollte die Telekom übernehmen.

Von diesem Angebot haben inzwischen viele Niederkasseler Haushalte Gebrauch gemacht. Im Auftrag des Bonner Konzerns wurden die Anschlussarbeiten zu den ursprünglichen Konditionen inzwischen in fast allen Stadtteilen abgeschlossen. Letzter Stadtteil, in dem das Angebot umgesetzt werden sollte, war Mondorf.

Die Telekom verteidigt ihr Vorgehen als „branchenüblich“

Doch jetzt macht die Telekom einen Rückzieher. Das Angebot des kostenfreien Hausanschlusses bleibt zwar bestehen, es gilt aber nur noch für Immobilienbesitzer, die gleichzeitig auch einen Internet-Tarif der Telekom buchen. Der Konzern begründet die Abkehr von seinem ursprünglichen Angebot mit der steigenden Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen.

„Die bundesweit hohe Nachfrage nach Glasfaser und die begrenzten Baukapazitäten führen dazu, dass wir Kunden mit einer Tarifbuchung zuerst im Ausbau bedienen und unsere Ressourcen hier einsetzen“, sagt Katja Kunicke, Pressesprecherin der Group Services der Deutschen Telekom. „Kunden, die den Anschluss heute nutzen wollen, sollten nicht warten müssen, weil andere Anschlüsse auf Vorrat gelegt und nicht direkt genutzt werden. Dies ist branchenüblich.“ In Niederkassel könne die Telekom deshalb „keine reinen Infrastrukturaufträge, insbesondere im Bereich der Ein und Zweifamilienhäuser, annehmen“.

Die Stadt hat nach Angaben ihres Ersten Beigeordneten Stephan Smith keine Handhabe, die Telekom zur Einhaltung ihrer Zusage zu zwingen. „Über das Verfahren gab es eine Absichtserklärung der Telekom, einen sogenannten ‚letter of intent‘, das hat aber keine bindende Qualität.“ Ein Versuch, aus diesem Schreiben der Telekom Ansprüche abzuleiten, habe keine Aussicht auf Erfolg.

Dennoch hätte sich der Vorsitzende der CDU-Fraktion ein Entgegenkommen der Telekom gewünscht. „Bei den Bauarbeiten der Telekom für den Glasfaserausbau gab es immer wieder Probleme und Beschwerden von Bürgern“, sagte Himmelrath. „Wir als Politik haben aus Ärger darüber häufig die Faust in der Tasche geballt, schließlich ging es ja laut Telekom um ein wichtiges Leuchtturmprojekt.“ Auch vor diesem Hintergrund sei es „eine Schweinerei“, dass der Konzern nicht mehr zu seinen ursprünglichen Zusagen stehe.