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KommentarMehr Sachlichkeit ist bei der geplanten ZUE in Niederkassel dringend notwendig

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Besucher einer Informationsveranstaltung sitzen in einer Schulaula. Auf der Bühne sitzen Männer und Frauen an einem Podium.

Nicht nur kritische Nachfragen kamen bei der Infoveranstaltung aus dem Publikum, sondern auch solche mit rassistischem Unterton.

Auch ohne ZUE würden Geflüchtete nach Niederkassel kommen. Pauschale Angst ist unangemessen und schürt Ressentiments, meint unser Autor.

Niederkassel steht vor der Aufnahme von bis zu 350 weiteren Geflüchteten – wenn die ZUE beschlossen werden sollte. Doch der Großteil der Besucherinnen und Besucher der Infoveranstaltung schien ernste Vorbehalte gegen diese Menschen zu hegen. Dass die Fragen nach der eigenen Sicherheit lauteren Applaus erhielten als die nach dem Schutz der Geflüchteten vor fremdenfeindlichen Übergriffen, ist bezeichnend. Sie alle sollten den geplanten Bau der ZUE sachlicher beurteilen.

Die chaotischen Bilder von 2015, als hunderttausende Menschen in großen Sammelunterkünften lebten, gab es vor allem deshalb, weil die Verwaltungen nicht darauf vorbereitet waren. Mit der ZUE hat das Land ein Instrument geschaffen, um die Kommunen zu entlasten – und trägt sogar die Kosten. Mit Blick auf den klammen Haushalt sollte der Rat pragmatisch sein und diese Chance wahrnehmen. Denn wie alle Städte ist auch Niederkassel gesetzlich zur Aufnahme Geflüchteter verpflichtet.

Die Menschen kommen so oder so

Die Menschen kommen ohnehin: Sie flüchten vor Krieg, Gewalt und manchmal auch aus bloßer Not. Nicht alle von ihnen haben eine Bleibeperspektive, aber bis ihr Asylantrag geprüft ist, sind sie erst einmal da. Wer in Deutschland mit all seinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Privilegien lebt, mag das schon einmal vergessen.

Ja, in Solingen hat ein syrischer Geflüchteter vor wenigen Wochen drei Menschen mit einem Messer getötet. Sorgen sind berechtigt. Aber pauschal Angst vor den Bewohnerinnen und Bewohnern der ZUE zu haben, ist unbegründet. Eine Frau schwadronierte bei der Infoveranstaltung gar von „täglichen Massenvergewaltigungen“, die es in Deutschland gebe. Das ist nicht nur gelogen, sondern blanker Rassismus, der weitere Vorbehalte schürt.

Übrigens: Während die Besucherinnen und Besucher nach der Infoveranstaltung vor der Alfred-Delp-Realschule miteinander diskutierten, saßen in der nahe gelegenen Turnhalle mehrere Geflüchtete beim Abendessen. Man hätte sie ganz leicht durch das geöffnete Fenster ansprechen können – um einmal mit ihnen zu reden anstatt über sie.