NiederkasselRadfahrer kritisieren Ampelschaltungen und fehlende Wege
Niederkassel – Die Stadt hält sich im oberen Mittelfeld. Wie schon 2018 fuhr Niederkassel im Fahrradklimatest des ADFC die Gesamtnote 3,87 ein – Platz sechs im Rhein-Sieg-Kreis. Diesmal hatten sich 137 Personen an der Befragung beteiligt, was ADFC und Stadt bei der Vorstellung der Ergebnisse insofern bedauerten, als dass die Teilnehmerzahl nicht mit dem „rasanten Anstieg der Radfahrenden“ habe mithalten können.
Gute Noten gab es für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Velo (2,7) und die allgemeine Beteiligung am Radfahren (2,9). Da in Niederkassel keine Straßenbahnen und Züge verkehren, überraschte die schwächste Note (4,7) für die Möglichkeit der Fahrradmitnahme im ÖPNV nicht.
Schlecht bewertet wurden zudem das Fahren im Mischverkehr mit Kraftfahrzeugen (4,5), Ampelschaltung für Radler und Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (jeweils 4,6).
Niederkassel: Leihsystem kommt gut an
„Die Ampelschaltungen orientieren sich nur an den Bedürfnissen der Autofahrer, und der Radverkehr wird in den Ortschaften immer wieder auf die Fahrbahn gezwungen, weil dort kein Platz für Radwege vorhanden ist“, bestätigte ADFC-Ortsgruppensprecher Peter Lorscheid. Einen Positivtrend löste die Einführung des RSVG-Fahrradleihsystems aus.
An den Schnellbusstationen kann man seit Oktober aufs Leihrad umsatteln. „Die Nutzerzahlen steigen, es funktioniert“, sagte der städtische Mobilitätsmanager Arndt Lagemann, ohne konkrete Angaben machen zu können. Eine Ausweitung der Leihstationen auf Wohn- und Gewerbegebiete sei beabsichtigt.
Um Mitarbeitenden der Stadtverwaltung den Umstieg aufs Rad schmackhaft zu machen, ist laut Technischem Beigeordnetem Stephan Smith ein Fahrrad-Leasing-Angebot in Vorbereitung. „Wir müssen das ausschreiben und sind gespannt auf die Anbieter“, teilt Lagemann mit.
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Interessant sind auch die nicht an Fragen gebundenen Anmerkungen der Radklimatest-Teilnehmer. „Die Konkurrenz zwischen Fußgängern und Rennrädern auf dem Rheindeich ist unerträglich“, hieß es da. Gefordert wurde „eine lückenlose Nord-Süd-Verbindung abseits des Rheins und eine schnelle Anbindung an die S-Bahn“. Jemand anderes monierte, dass die Einbahnstraße im Zentrum für Radler nicht in Gegenrichtung nutzbar sei.
Lorscheid erwartet Verbesserungen durch das kürzlich von der Kommunalpolitik beschlossene Konzept „Radnetz Plus – Fähre City Bahnhof“. „Am Mischverkehr auf Hauptachsen wie Rheidter Straße oder Porzer Straße wird sich auch künftig wenig ändern lassen, doch das Konzept sieht für den Radverkehr als Alternative eine durchgängige innerstädtische Radroute unmittelbar östlich der Bahnstrecke vor, die besonders für den Alltagsverkehr wichtig ist, da sie größere Geschäfte und Gewerbegebiete anbindet“, sagt Lorscheid.
Smith erläuterte, die Investitionen seien mit einer Million Euro für die Ertüchtigung und Lückenschlüsse der Fahrradwege im aktuellen Doppelhaushalt so hoch wie noch nie.