Tag des BuchesZustellerin Marina Reimann brachte ihren Kunden in Much Lesefutter mit
Much – „Paul, was ist los?“ Marina Reimann hielt dem kleinen Kläffer ein Leckerli hin, schon war er ruhig. Frauchen bekam ein Buch, und weiter ging es zur Familie Ropertz. „Auf die habe ich mich schon den ganzen Morgen gefreut“, sagte die 43 Jahre alte Standortleiterin für den Zustellstützpunkt strahlend, die aber nichts gegen die liebevolle Bezeichnung Postbotin einzuwenden hat.
Sie war in besonderer Mission unterwegs. Denn alljährlich beteiligt sich die Deutsche Post am Welttag des Buches. Dieser wird, von der Unesco ausgerufen, sonst am 23. April begangen. Doch wegen des Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie war da in diesem Jahr gar nicht dran zu denken, alle Buchhandlungen waren geschlossen.
Mitarbeiter konnten sich freiwillig melden
Ganz ohne wollte die Post das aber nicht vorbei ziehen lassen. In ausgewählte Zustellbezirke verschob sie ihre Buchverteilaktion. Dazu konnten sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen freiwillig melden. Eine von den knapp zehn in Nordrhein-Westfallen, die die Extratour auf sich nehmen mochten, war Marina Reimann. Und so packte sie sich zu ihren Pakten und Briefen noch zwei Bücherkisten und brach zu ihrer Runde in Berzbach auf, anschließend ging es nach Marienfeld und in kleine Dörfchen rundherum.
30 Kilometer legt sie jeden Tag zu ihren rund 380 Haushalten zurück. Seit 1994 ist sie bei der Post, hat schon von einem Kunden den alten Heimfilm „Die Christl von der Post“ geschenkt bekommen. Seit fünf Jahren hat sie jetzt die Marienfelder Fuhre. Sie kennt die Bürger und ihre Eigenarten. Immerhin ist sie selbst eine echte Mucherin und in Marienfeld in den Kindergarten gegangen.
Als sie bei Jana Ropertz klingelte und ankündigte, dass sie Lesestoff verschenken wolle, strahlte die sechsfache Mutter über beide Ohren. „Die Aktion ist total toll“, stellte sie begeistert fest, während Leon (12), Lisa (10), Marit (10), Lena (6) und Lotta (3) sich aus den Plastikboxen jeweils ein Buch aussuchen durften. „Da haben wir mal was Neues, nicht immer nur die Lernbücher“, erklärte Lisa.
Auch Nachbarin Conny Schmitz war angetan: „Die Aktion ist Klasse, wir haben uns gefreut über neue Bücher, besonders ich als Mama. Dann muss ich nicht immer wieder dieselben vorlesen.“ Die sechs Jahre alte Finja und ihre fünf Jahre alte Schwester Paula bestätigten, in dem sie sich auf den Lesestoff stürzten, was ihrer Mama wichtig ist: „Ein Buch in der Hand zu haben ist immer besser, als mit einem E-Reader zu lesen.“
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Solche Aussagen gefielen Andreas Gahr, Pressesprecher Mitte der Deutschen Post, unterstützen sie doch die Grundidee des Unternehmens: „Wir wollen die Lesekompetenz fördern.“ Gerade in den Herbstferien freuten sich die Kunden, wenn sie nicht wegfahren können, über Lesestoff. Und noch ein Weiteres, nicht ganz Uneigennütziges steckt dahinter, räumte Gahr ein: „Wer lesen kann, kann auch schreiben, und vielleicht schickt er oder sie dann mal einen Brief oder eine Karte mit der Post.“