AboAbonnieren

Nach 15 JahrenMuseum für Rassegeflügelkunde in Much droht das Aus – Kündigung vom Vermieter

Lesezeit 3 Minuten
Förderverein-Vorsitzende Vera Spix und ihr Mann Martin Lindner (Kassierer) wissen nicht, wie es weiter gehen soll.

Förderverein-Vorsitzende Vera Spix und ihr Mann Martin Lindner (Kassierer) wissen nicht, wie es weiter gehen soll.

Nach 15 Jahren hat der Vermieter auch dem Landesverband die Nutzung der Lagerhallen gekündigt. Damit droht das Ende einer Institution in Rhein-Sieg.

Ein über die Grenzen des Rhein-Sieg-Kreises bekanntes Museum könnte von der Landkarte verschwinden. Dem „Rheinischen Museum für Rassegeflügelkunde“ in Much-Marienfeld droht das Aus, weil der Verband und der Verein die fristgerechte Kündigung zum 28. Februar 2025 erhalten hat.

„Der Vermieter hat mit uns im Vorfeld nicht gesprochen. Wir sind von der Entscheidung absolut überrascht worden und sind natürlich sehr enttäuscht über die Art und Weise“, sagt Vera Spix, Vorsitzende des Fördervereins.

Ob es für das Mucher Museum weitergeht, steht noch in den Sternen

Der Verein ist vor 15 Jahren extra für die Einrichtung des Museums in einem alten Sägewerk an der Werschtalstraße kurz vor Marienfeld gegründet worden. Damals war man sich einig, eine bereits bestehende private Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen zu wollen. Nach einem ersten Fünf-Jahres-Vertrag wurde der Kontrakt zwischen den Parteien jeweils automatisch immer für ein Jahr verlängert.

Wie es überhaupt weiter gehen soll, ist für die Vorsitzende und ihren Mann Martin Lindner, der als Kassierer fungiert, noch völlig offen. Neben den rund 200 Quadratmeter großen Ausstellungsräumen hat auch der Geflügelverein Much einen Lagerraum. Zudem hat der Landesverband in einer zusätzlichen großen Halle tausende von Transportboxen untergebracht. Alle drei Vereine haben nun unabhängig voneinander die Kündigung erhalten.

Für die Miete fällt aktuell ein vierstelliger Betrag an

„Wir werden nächste Woche damit beginnen, die Eier sorgfältig in Papier einzupacken“, sagt die 72-Jährige. Der Museumsbetrieb ist eingestellt worden. An die tausend Exponate von Eiern, Urkunden, Tellern, Ehrenbändern oder ähnlichen Gegenständen überwiegend aus Nachlässen verstorbener Geflügelzüchter müssen irgendwohin. Doch wohin, ist mehr als fraglich.

Unzählige Eier und Exponate sind im großen Hauptraum ausgestellt.

Unzählige Eier und Exponate sind im großen Hauptraum ausgestellt.

„Dank der Kontakte des Mucher Bürgermeisters haben wir uns sogar schon drei Alternativen in der näheren Umgebung angeschaut. Aber leider passte der Platz nicht oder die Hallen waren zu teuer“, betont Vera Spix, dass der Verein natürlich finanzielle Grenzen hat.

Für die jetzigen Lagerstellen inklusive Museum und Vereinsraum fällt im Jahr ein mittlerer vierstelliger Betrag an. „Sehr viel mehr können sich der Förderverein und Verband, der letztendlich Mieter ist, aber auch nicht leisten“, sagt Vera Spix.

Ausstellungsstücke des Museums dürften sicherlich einen Lkw fülle

Im Jahr 2009 startete der Förderverein mit sieben Mitgliedern, die Zahl wuchs auf über 70 an. „Mittlerweile sind es noch an die 50, uns sterben leider die Mitglieder weg“, so Martin Lindner. Der 88-Jährige ist wie seine Frau Gründungsmitglied und hat das Museum all die Jahre über mit viel Herzblut aufgebaut und umsorgt.

Das kleinste Ei ist ein bemaltes Kolibri-Ei, auf dem ein Hase zu erkennen ist.

Das kleinste Ei ist ein bemaltes Kolibri-Ei, auf dem ein Hase zu erkennen ist.

Nur die Ausstellungsstücke des Museums dürften laut Schätzung von Lindner sicherlich einen Lkw füllen. Dazu gehören auch mehrere stabil gebaute Brutkästen, der älteste aus dem Jahr 1925.

Wie viel Herzblut das Ehepaar seit 15 Jahren in das Museum steckt, zeigt die Tatsache, dass beide rund 80 Kilometer entfernt in Elsdorf zwischen Aachen und Köln wohnen. Zu den Öffnungszeiten im Sommer an jedem zweiten Sonntag im Monat – das Gebäude hat keine Heizung – oder zu verabredeten Gruppenbesuchen, reisten sie stets aus der Entfernung an.

Ähnliche Einrichtungen gibt es nur noch in Bayern und Thüringen

Vera Spix hat große Erfolge mit der Züchtung von Zwerghühnern erzielt. Martin Lindner hat erfolgreich Rassetauben gezüchtet. „Bei uns zu Hause sieht es so ähnlich aus wie hier“, sagt er. Im Förderverein arbeiten noch Rolf Scheidweiler aus Much als 2. Vorsitzender und Schriftführer Günter Pöpperl aus Neunkirchen-Seelscheid mit.

Vera Spix macht sich auch Gedanken über die Nachfolge im Förderverein. „Wenn wir Räumlichkeiten hier in der Region finden würden, gäbe es ein Paar, das Interesse hätte, im Verein mitzuhelfen und eventuell den Förderverein zu übernehmen“, fügt sie an.

Sollte das Museum wirklich von der Landkarte verschwinden, würde es Einrichtungen deutschlandweit nur noch in Thüringen und Bayern geben. Es gäbe losen Kontakt und man habe sich mal gegenseitig besucht, sagt Vera Spix. Eine Schenkung sei aber keine Alternative. Das seien zwei kleine Museen, die Privat-Personen in ihren eigenen Räumlichkeiten installiert hätten.