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Betrügerin vor GerichtJunge Lohmarerin nimmt älteren Geliebten mit Lügengeschichten aus

Lesezeit 3 Minuten
Eine Justizia-Skulptur steht im Foyer eines Gebäudes

Die Justizia, hier eine Skulptur um Amtsgericht Siegburg, ist weiblich, Frauen, wie eine junge Betrügerin aus Lohmar, sitzen aber nur selten auf der Anklagebank.

Die rosarote Brille verschleierte einem 38-Jährigen offenbar den Blick. Seine Geliebte, eine junge Frau aus Lohmar, erschwindelte sich von ihm Tausende Euro.

Kurz nach dem Fest nahm eine junge Frau aus Lohmar ihren neuen Geliebten aus wie eine Weihnachtsgans. Innerhalb von knapp zwei Wochen erschwindelte sich die heute 26-Jährige von dem älteren Mann im Januar und Februar 2023 rund 5300 Euro. Die arbeitslose Alleinerziehende hatte ihm weisgemacht, in leitender Position für einen Versicherungskonzern zu arbeiten.

Die junge, attraktive Frau auf der Anklagebank wirkte wie ein Mädchen, wurde sogar rot, als die Staatsanwältin die Vorwürfe vorlas. Der neunfache Betrug wog auch deshalb schwer, weil sie die „Nahebeziehung“ zum gutgläubigen Opfer ausnutzte, sagte Richterin Elisabeth Signing Fosso.

Lohmarerin lernte das Opfer über eine Dating-App kennen

Das Paar kannte sich erst wenige Wochen, der erste Kontakt fand auf einer Internet-Dating-App statt. Die Angeklagte drückten damals Schulden, wie sie im Prozess erklärte. Etwa 20.000 Euro „aus einer früheren Beziehung“. Sie habe diese schnellstmöglich abtragen wollen, um ein neues Leben zu beginnen. Dabei sollte ihr neuer, ahnungsloser Geliebter helfen.

Um an dessen Geld zu kommen, erfand sie eine Lügengeschichte. Ihr Konto sei nach einem Hackerangriff gesperrt worden, und sie müsse dringend dienstlich nach Berlin, könne aber nun keinen Flug buchen. 1000 Euro überwies ihr daraufhin der verliebte Freund.

Innerhalb kurzer Zeit benötigte sie angeblich erneut Geld für Essen und für ein Hotelzimmer in der Schweiz, wo sie Projekte betreuen müsse, wie alles zuvor frei erfunden. Außerdem müsse sie den Rückflug bezahlen, behauptete sie, den könne ihr Arbeitgeber ausnahmsweise nicht für sie buchen, ein Fehler im IT-System, leider.

Hotelkauffrau aus Lohmar war schon wegen ähnlicher Delikte strafrechtlich in Erscheinung getreten

Fast täglich hatte der 38-Jährige Zahlungen veranlasst, mal 1000, mal 500, mal 270 Euro, insgesamt 5320 Euro in 13 Tagen, sich auf die Beteuerungen der Angeklagten verlassend, die Summen ganz bestimmt bald zurückzuzahlen. Bis ihm schwante, dass etwas nicht stimme. Er schaltete einen Anwalt ein und verlangte sein Geld zurück.

Die gelernte Hotelkauffrau und Mutter eines achtjährigen Kindes bekam kalte Füße und legte über ihren Anwalt im Mai 2023 ein notarielles Schuldanerkenntnis ab. Pikant: Sie war bereits wegen ähnlicher Delikte aus den Jahren 2021 und 2022 strafrechtlich in Erscheinung getreten, das Verfahren war aber eingestellt worden. „Und kurze Zeit später machen Sie genauso weiter“, sagte die Richterin erbost.

Strafmildernd fiel ins Gewicht, dass die Angeklagte schon mehr als die Hälfte des erschwindelten Betrags an den Ex zurückgezahlt hat. Zudem habe sich das Leben seiner Mandantin gefestigt, erläuterte der Verteidiger. Sie hat geheiratet, ein Baby bekommen und einen neuen Job in Teilzeit. Ihr Ehemann unterstütze sie. Durch ihr umfassendes Geständnis ersparte sie dem Opfer eine Zeugenaussage vor Gericht.

Die Staatsanwaltschaft forderte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr, die zur Bewährung ausgesetzt werden könne, und 60 Sozialstunden. Der Verteidiger plädierte auf eine Geldstrafe. Dem folgte das Gericht und verurteilte die 26-Jährige zu 4800 Euro. Aufgrund der 120 Tagessätze à 40 Euro wird die Strafe im polizeilichen Führungszeugnis vermerkt. Außerdem muss sie die noch ausstehende Schuld von 2470 Euro begleichen. Und die Kosten des Verfahrens und für ihren Anwalt bezahlen.