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„Das Richtige tun“In den Schnelltestzentren der Region arbeiten viele Ehrenamtler

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Meike Mouchtouris ist ehrenamtliche Testerin im Schnelltestzentrum

Lohmar – Die Grenzen zu, die Flugzeuge am Boden. Reisen verkaufen ist in Pandemiezeiten ein fast unmögliches Unterfangen. Und so ist die Reiseverkehrskauffrau Meike Mouchtouris seit über einem Jahr in Kurzarbeit – „zu 100 Prozent“. Die Hände legt sie dennoch nicht in den Schoß: In einer Bonner Kanzlei hat sie einen Nebenjob, vor allem aber engagiert sie sich 25 bis 30 Stunden pro Woche ehrenamtlich im Lohmarer Corona-Testzentrum an der Jabachhalle.

„Ich komme raus, habe Kontakte“, beschreibt die 49-Jährige ihre Motivation für diesen Einsatz. Und das Wissen, „wir machen das Richtige.“ Wir, das sind Ingenieure und eine Heilerziehungspflegerin, eine Bundeswehrreservistin und ein Soldat, Studierende und Rettungssanitäter oder anderes medizinische Fachpersonal. Zwischen 40 und 50 Personen gehören zum Team, für das Meike Mouchtouris unter anderem die Dienstpläne aufstellt.

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Der Abstrich wird im Auto gemacht – die Ehrenamtler sind dabei gut geschützt.

„Ein Superteam“, schwärmt sie von der guten Stimmung unter den Ehrenamtlichen, die sich mit Angestellten der Firma kreutz medprodukt GmbH alle Aufgaben teilen: den Abstrich am Auto und in einem der Testcontainer, die Auswertung der Antigentests.

Große Verantwortung: Der Abstrich muss korrekt gemacht werden

Da wird auch gelacht, doch sind sich stets alle Beteiligten der „Riesenverantwortung“ bewusst, die sie tragen. „Der Abstrich in Nase oder Rachen muss korrekt gemacht werden, die Auswertung 100-prozentig verlässlich sein“. Alle Helferinnen und Helfer werden dafür zunächst geschult und danach auch eingearbeitet, „niemand wird ins kalte Wasser geschubst“.

Verstärkung für das Team ist gern gesehen, aber: „Nicht jeden kann man brauchen“, berichtet Teamkollegin Gerda Heß, Verwaltungsangestellte der Bundeswehr und Reserveoffizierin, die vor allem in ihren Bereitschaftswochen im Zentrum arbeitet. „Das merkt man dann sehr schnell“.

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Die „Drive In“-Schlange kann lang sein.

Öffnet das Testzentrum seine Pforten, beginnt für das Team eine anstrengende Stoßzeit. Lang ist die Schlange der Autos vor den vier „Drive-In“-Schlangen, Freundlichkeit bleibt für Mouchtouris aber auch im Stress „das A und O“. Man müsse den richtigen Ton treffen, ältere Menschen anders ansprechen als die ganz jungen.

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Kleine Begegnungen sind es, die Meike Mouchtouris immer wieder neu motivieren. „Die Menschen sind so unglaublich dankbar“; das sehe man durchaus trotz der Masken.Ja, auch unfreundliche Testkandidaten sind dabei: „Gerade die, die wegen des Einkaufens kommen“, hat Gerda Heß erlebt. Aber eigentlich, so Mouchtouris, „holen wir die Leute sehr schnell wieder runter“.

1200 oder 1300 Tests haben haupt- und ehrenamtliche Beschäftigte an Spitzentagen zu Ostern abgenommen; vor Feiertagen und an Wochenenden hat das Team immer besonders viel zu tun. Eine schweißtreibende Angelegenheit, wie Meike Mouchtouris einräumt. „Das ist ja Plastik, was wir anhaben“; zu den Kitteln kommen Einweghandschuhe, Maske, Haarnetz und Visier. „Wir sind hier gut geschützt“, betont sie. Die Ausrüstung und das penible Einhalten der Hygieneregeln tragen dazu bei, dass sie Angst vor Ansteckung eigentlich nicht hatte. Inzwischen ist das Team geimpft.

Corona-Testzentrum an der Jabachhalle

Mitte März hat das Testzentrum an der Jabachhalle den Betrieb aufgenommen, eine Initiative der „Lohmar-Hilft“-Gründerin Manu Gardeweg sowie der Unternehmer Jo Langen (Jola-rent) und Hartmut Kreutz. Schon in der ersten Woche konnten die haupt- und ehrenamtlichen Teammitglieder 2500 Tests nehmen.

„Kommen Sie, lassen Sie sich testen“, werben die Aktiven für eine intensive Nutzung des Angebots, das für die Getesteten kostenlos ist. Gerne nehmen die Organisatoren aber Spenden entgegen: Damit wird unter anderem das Mittagessen bezahlt, das ein ortsansässiger Gastronom täglich liefert. Aber auch Hygienematerial für die Teams und – wenn finanziell möglich – eine kleine Aufwandsentschädigung – werden aus diesem Spendentopf getragen.

Freiwillige, die testen oder sich anderweitig engagieren möchten, können sich im Internet registrieren. Anmeldungen zum Schnelltest sind ebenfalls im Internet möglich. (dk)

Als zwiespältig beschreiben Mouchtouris und Hess ihre Gefühle, wenn ein Test positiv ausfällt. „Es ist wichtig, dass wir die »Schläfer« erwischen“, und „jeder Positive ist einer, den wir rausgezogen haben.“ Zugleich wissen sie aber auch um die Konsequenzen für die Menschen, die dann unter anderem von Manu Gardeweg angerufen werden. „In der Regel sind sie ja völlig symptomfrei und dann total überrascht“, berichtet die Initiatorin des Testzentrums. „Die kommen, weil sie zum Friseur wollen und kriegen dann den Befund“. Was folgt, ist der Schock, ist die bange Frage, wen man in Familie, Verwandtschaft und Kollegenkreis angesteckt haben könnte. „Aus dem Loch rausholen“ muss sie daher oft die Angerufenen: mit Auskunft darüber, wie es nun weitergeht, mit Beratung und der Aufgabe, möglichst viele Kontaktpersonen zu benennen, um denen ein Stück Sicherheit zu geben. „Je kürzer der Weg zum PCR-Test ist, umso schneller kommt die Quarantäne“ – und auch deren Ende.

„Mama“, haben die 20 und 22 Jahre alten Söhne zu Meike Mouchtouris gesagt, „Du musst immer so viel machen“. Das stimmt, sagt die umtriebige Lohmarerin. Zugleich hat sie aber auch ein ganz konkretes Ziel: „Wenn die Infektionszahlen sinken und das Impfen Fahrt aufnimmt, habe ich die Hoffnung, dass ich meinen Beruf wiederaufnehmen kann.“