Nach Informationen dieser Zeitung entdeckte die Polizei in der Wohnung des Mannes ein Laptop mit mutmaßlicher Kinderpornografie. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Ermittlungen laufenPolizei stellt bei bekanntem Sexualstraftäter aus Lohmar Laptop sicher
In Lohmar warnen Polizei und Stadtverwaltung vor einem verurteilten Sexualstraftäter, der bereits ein Mädchen aus der Kinder- und Jugendhilfe Hollenberg angesprochen haben soll. Nun ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft gegen den Mann. Nach Informationen dieser Zeitung soll die Polizei in seiner Wohnung ein Laptop sichergestellt haben, auf dem mutmaßlich eine Darstellung vom sexuellen Missbrauch eines Kindes zu sehen ist.
Was über den Fall bekannt ist, was Polizei und Justiz jetzt tun können - wir beantworten die drängendsten Fragen.
Wer ist der Mann, vor dem Polizei, Stadt und Kinderheim warnen?
Es handelt sich um einen ehemaligen NPD-Funktionär, der zwischen 2001 und 2002 eine damals Vierjährige sexuell missbrauchte. Der Fall wurde 2008 bekannt, 2009 kam der Mann in Untersuchungshaft und wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, die er verbüßt hat. Nach seiner Entlassung zog er in den Rheinisch-Bergischen Kreis. Seit Anfang November lebt er in Lohmar, in der Nähe der Kinder- und Jugendhilfe Hollenberg. Dort soll er am vergangenen Freitag, 13. Dezember, eine Jugendliche angesprochen haben, die in der Inobhutnahme lebt.
Was unternimmt die Polizei?
Die Einrichtungsleitung informierte die Polizei, die den verurteilten Straftäter unmittelbar danach in seinem Lohmarer Zuhause aufsuchte. Polizeisprecher Stefan Birk bestätigte auf Anfrage, dass es eine sogenannte Gefährderansprache gegeben habe. Nach Informationen dieser Zeitung soll den Beamten bei dem Besuch in der Wohnung des Mannes das aufgeklappte Laptop aufgefallen sein, auf dem eine mutmaßliche Missbrauchsdarstellung von Kindern zu sehen war. Das Laptop wurde sichergestellt.
Wird gegen den Mann ermittelt?
Wie Staatsanwalt Dr. Sebastian Buß, Pressesprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, auf Anfrage bestätigte, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Mann sei wegen schwerer Sexualstraftaten verurteilt worden und stehe nach seiner Entlassung aus der Haft unter Führungsaufsicht. „Wir haben Ermittlungsverfahren in zwei Sachen aufgenommen, wegen des strafbaren Verstoßes gegen Führungsaufsichtsweisungen und wegen Besitzes von kinderpornografischem Material“, erläutert Buß.
Wie geht es jetzt weiter?
Zunächst müssen die zuständigen Gerichte ihre Erkenntnisse über den verurteilten Sexualstraftäter austauschen: Da er vor seinem Umzug in den Rhein-Sieg-Kreis im Rheinisch-Bergischen Kreis lebte, wurde seine Akte bis zu seinem Umzug beim Kölner Oberverwaltungsgericht geführt. Damit das Laptop durchsucht werden kann, muss ein Richter einen entsprechenden Beschluss fassen. Das Ermittlungsverfahren wird mehrere Wochen, möglicherweise Monate dauern.
Bleibt der Lohmarer auf freiem Fuß?
Wie Polizeipressesprecher Stefan Birk mitteilte, ist mehr als eine präventive Gefahrenabwehr im Moment nicht möglich, hat der Mann doch seine Haftstrafe verbüßt und ist ein freier Mensch. Er habe zwar gegen seine Führungsauflage verstoßen, die das Gericht nach der Haftentlassung angeordnet habe: keinen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufzunehmen. „Aber das ist noch keine Sexualstraftat, die strafrechtlich anders zu bewerten wäre und andere Maßnahmen rechtfertigen würde“, betont Birk.
Zeigt die Polizei weiter Präsenz?
Ja. So positionieren sich Beamte unter anderem an der Bushaltestelle, die der Mann nutzen muss, um zu seiner Arbeitsstelle zu gelangen. „Wir zeigen da jetzt Präsenz“, bestätigte Polizeipressesprecher Stefan Birk. Im Fall des Lohmarers arbeiteten die beteiligten Behörden und Organisationen an Möglichkeiten, die Probleme in den Griff zu bekommen.
Es sei wohl kaum ein Zufall, dass der Mann in so enger räumlicher Nähe zu einem Kinder- und Jugenddorf eine Wohnung gemietet habe. Doch die grundgesetzlich verbriefte freie Wahl des Wohnorts verbiete das auch nicht. Das Kinderheim kündigte an, sofort die Polizei zu rufen, sollte der Mann erneut in der Nähe der Einrichtung auftauchen. Ein Foto des Mannes liege den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor. Auch die Schulen am Donrather Dreieck und Vereine wurden informiert.
Was können Eltern, Schulen und Kinder tun?
Die Stadt Lohmar gibt eine Handlungsempfehlung ab: Jugendliche sollten nach Möglichkeit nicht allein unterwegs sein, immer ein aufgeladenes Handy dabeihaben und sich nicht auf Kontaktversuche fremder Personen einlassen. Wie die Stadt mitteilt, würden jüngere Kinder ab sofort auf dem Schulweg begleitet, Erwachsene seien bei allen Aktivitäten dabei. Die Stadt empfiehlt Eltern und ihren Kindern außerdem, dass kein Schulweg mehr zu Fuß oder mit dem Rad, sondern im Schulbus zurückgelegt werden sollte. Kinder und Jugendliche sollten nicht mehr allein, sondern nur in Gruppen unterwegs sein. Eltern sollten sie dafür sensibilisieren, nicht mit Fremden zu sprechen.