Der verurteilte Sexualstraftäter ist offenbar in die Nähe des Kinderheims am Donrather Dreieck gezogen. Er soll Jugendliche angesprochen haben.
VorfallSexualstraftäter lebt in der Nähe von Lohmarer Schulen – So reagieren Stadt und Polizei
Die Kinder- und Jugendhilfe Hollenberg in Lohmar ist in Sorge: Anfang November ist ein verurteilter Sexualstraftäter in die Nähe der Einrichtung gezogen – und soll bereits ein dort lebendes Mädchen angesprochen haben. Polizei, Stadtverwaltung und Einrichtungsleitung sind alarmiert und mahnen zu erhöhter Wachsamkeit auf den Schulwegen.
Das Kinderheim am Donrather Dreieck nimmt seit mehr als 60 Jahren Kinder und Jugendliche in Obhut, die einen strukturierten Alltag brauchen. Die Einrichtungsleitung veröffentlichte am Dienstag ein Informationsschreiben an die Eltern der dort betreuten Jugendlichen. Es liegt auch der Redaktion vor. Darin heißt es, das Kinderheim sei in der vergangenen Woche durch die Polizei informiert worden, dass ein verurteilter Sexualstraftäter in das Umfeld des Hollenbergs gezogen sei. Die Polizei befürchte, dass er Kinder ansprechen könnte.
Polizei bestätigt den Vorfall an einem Lohmarer Kinderheim
Am Wochenende sei genau das geschehen. Der Mann habe eine Jugendliche angesprochen, die in der Inobhutnahme lebe. „Unsere diensthabenden Kollegen reagierten sofort und schalteten die Polizei ein, die innerhalb kürzester Zeit kam“, heißt es in dem Elternbrief.
Das Kinderheim habe seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen, sofort wieder die Polizei zu rufen, sollte der Mann erneut in der Nähe der Einrichtung auftauchen. Ein Foto des Mannes liege vor. Ältere Jugendliche sollten nach Möglichkeit nicht allein unterwegs sein, jüngere Kinder würden ab sofort auf dem Schulweg begleitet, die Bushaltestelle vor der Tür werde stichprobenartig kontrolliert. Weitere Angaben möchte Einrichtungsleiterin Susanne Heyd zu den Geschehnissen nicht machen.
Die Polizei bestätigt den Vorfall am Wochenende auf Nachfrage. „Wir sind in enger Abstimmung mit der Justiz und versuchen, mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden“, sagt Polizeisprecher Stefan Birk. Bereits nach seinem Einzug habe die Polizei den Mann zu Gesprächen auf die Wache geladen und ihn auch in seiner Wohnung aufgesucht. „Wir sind nun noch präsenter als bislang“, bekräftigt Birk. Wie die polizeilichen Maßnahmen im Detail aussähen, wolle er nicht sagen.
NPD-Funktionär missbrauchte zwischen 2001 und 2002 Vierjährige
„Der Mann ist ein verurteilter Sexualstraftäter, hat seine Strafe aber verbüßt. Er muss einige Führungsauflagen erfüllen, ist ansonsten aber ein freier Mensch“, betont Birk. Welche Auflagen das seien, könne er nicht im Detail sagen. Das Verletzen der Führungsauflagen stellt beim Blick ins Strafgesetzbuch allerdings eine Straftat dar, für die man erneut verurteilt werden kann.
Nach Informationen der Redaktion war der betreffende Mann als NPD-Funktionär aktiv. Er hatte zwischen 2001 und 2002 eine damals Vierjährige missbraucht. Auch als das Mädchen älter wurde, schrieb er ihr immer wieder Nachrichten und Liebesschwüre, veröffentlichte all das mit einem Foto des Mädchens auf einer Internetseite. Ans Licht kam der Missbrauch erst 2008. Anfang 2009 kam der Mann in Untersuchungshaft.
Angeklagt wurde er ein Jahr später nicht nur wegen des Missbrauchs, sondern auch, weil er eine andere Jugendliche mit E-Mails und Anrufen überhäuft hatte und kinderpornografisches Material besaß. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt. Ob es sich bei dem Mann um denjenigen handelt, der nun in die Nähe des Kinderheims gezogen ist, will Polizeisprecher Stefan Birk nicht bestätigen.
Stadt Lohmar schickte Brief an die Elternschaft mehrerer Schulen
Auf einer Internetseite, deren Urheber er offenbar ist, schreibt der Mann in einer Kontaktanzeige, dass er nach einer Beziehung oder losen sexuellen Kontakten mit Frauen im Alter von 16 bis 40 Jahren sucht. Er habe ein starkes Interesse an jüngeren Mädchen. Von seiner Verurteilung schreibt er nichts, dafür gibt er sein nach wie vor rassistisches und menschenfeindliches Weltbild preis.
Am Donrather Dreieck befinden sich auch das Gymnasium, die Gesamtschule und ein Kindergarten. Auch die Stadt Lohmar reagierte und schickte am Mittwoch ein Schreiben an die Elternschaft, das dem des Hollenbergs inhaltlich ähnelt. Darin heißt es, dass die Mitarbeitenden der Einrichtung erhöhte Wachsamkeit zeigten und mit der Polizei im Austausch stünden.
Außerdem zeigt die Stadt Handlungsempfehlungen für jüngere und ältere Kinder auf. Öffentliche Busse würden als sicher eingestuft. „Wir bitten um Ihr Verständnis für die aktuelle Lage und versichern Ihnen, dass alles getan wird, um die Situation zu entschärfen“, schreibt die Verwaltung. Die Polizei rät, regelmäßig mit Kindern über Situationen zu sprechen, in denen Fremde Kontakt mit ihnen aufnehmen.