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Update

Ernüchterung
Kein Investor interessiert sich für das Baugebiet in Lohmar-Birk

Lesezeit 4 Minuten
Eine Variante für eine mögliche Bebauung im Lohmarer Stadtteil Birk. Sie erhielt jedoch keine ungeteilte Zustimmung.

Eine Variante für eine mögliche Bebauung im Lohmarer Stadtteil Birk. Sie erhielt jedoch keine ungeteilte Zustimmung.

Im Birker Ortskern sollte ein neues Viertel mit 60 Wohnungen entstehen. Doch bis Ende der Frist meldete sich kein einziger Investor.

Es sollte ein Investorenwettbewerb sein, am Ende wollte eine Jury die gelungensten Entwürfe für das neue Wohngebiet im Birker Ortskern auswählen und einen Sieger küren. Die Kriterien hatte die Politik festgelegt und ebenso die nicht unumstrittene Besetzung der Jury. Doch nun ist die Bewerbungsfrist abgelaufen - mit ernüchterndem Ergebnis: Es meldete sich kein einziger Investor.

Und das, nachdem Politik und Verwaltung monatelang gerungen haben um ein Konzept für die Bebauung des Birker Ortskerns. Wie dicht sollen die Wohnhäuser stehen, wie hoch sollen sie sein, wo werden die Autos parken, wie die Freiflächen gestaltet werden? Und zu welchem Preis sollte die Stadt ihren Grund und Boden veräußern?

NRW Urban hat das Konzept auf Wirtschaftlichkeit geprüft

Dabei hatte doch NRW Urban, die Gesellschaft für Stadtentwicklung, die Stadt Lohmar über Monate hinweg begleitet und beraten. Im Hintergrund wurde immer auch die Wirtschaftlichkeit geprüft, das heißt, wer in Birk viel Geld investieren wolle, sollte nicht nur keines verlieren, sondern im besten Fall Gewinn machen. Investoren handelten halt nicht uneigennützig.

Was könnten also Gründe sein für das fehlende Interesse an dem 6000 Quadratmeter großen Areal zwischen Bürgerhaus und katholischer Pfarrkirche, auf dem 60 Wohnungen entstehen sollen? Wir stellten die Frage an NRW Urban, die als Tochtergesellschaft des Landes mit Sitz in Dortmund nicht nur Lohmar, sondern viele Kommunen betreut.

Gebäude, eine Kirche und ein Parkplatz

Eine Sichtachse zwischen Kirche und Bürgerhaus-Parkplatz und 60 Wohneinheiten sollen nach dem Abriss von Grundschule und Feuerwehrhaus entstehen.

Zum laufenden Projekt wolle man keine Stellung nehmen, teilte eine Sprecherin mit. Generell gesehen seien solche Auswahlverfahren „von sehr vielen Faktoren abhängig, angefangen von der allgemein bekannten schwierigen Situation im Bausektor“.

Es kommt immer wieder vor, dass das Finden einer optimalen Lösung mehrere Runden braucht
Sprecherin von Urban NRW

Es gebe bereits gelungene Projekte auch in der Region, zum Beispiel „Stadt und Schiene stärken“ in Troisdorf. „Es kommt aber immer wieder vor und ist nicht ungewöhnlich, dass das Finden einer optimalen Lösung einen gewissen Vorlauf oder auch mehrere Runden braucht.“

War vielleicht der Grundstückspreis zu hoch? Die Stadt habe hier defensiv agiert, teilte die Bürgermeisterin auf Anfrage der Redaktion mit, und nicht den höchstmöglichen Preis verlangt. Im Vorfeld hatte die CDU-Opposition im Stadtrat der Verwaltung vorgeworfen, sie würde den öffentlichen Baugrund unter Wert anbieten.

Bebauung des Ortskerns war in Birk ein emotionales Thema

Der Wohnungsbau ist, wie berichtet, derzeit landauf, landab ein schwieriges Terrain, die stark gestiegenen Kosten, für Materialien zum Beispiel, für Energie und Arbeitskräfte, müssten ja durch die künftigen Mieten wieder reingeholt werden. Dazu kommen die im Vergleich zu den vergangenen Jahren hohen Zinsen am Geldmarkt. Ein solches Projekt stemmt laut Experten auch kein großes Unternehmen aus Eigenmitteln.

Die künftige Bebauung des Ortskerns ist in Birk ein emotionales Thema. Zunächst stand die Entscheidung, ob die marode Grundschule saniert und erweitert oder neu gebaut werden soll, eventuell auf dem recht kleinen Grundstück im Ortskern. Nun ist das neue Schuldorf am Ortsrand fast fertig, der Umzug steht bevor. Danach soll das Gebäude abgerissen werden, ebenso wie die Feuerwehr, die ebenfalls neue, größere und modernere Räumlichkeiten erhält.

Stadt will nun bei potenziellen Investoren nach Hürden und Hemmnissen fragen

In Zukunftswerkstätten wurden die Bürger eingebunden, es gründete sich die Initiative „Lebenswertes Birk“. Aus einem Eckpunktepapier des beauftragten Planungsbüros zimmerte der Stadtrat ein Konzept. Über Vorschläge aus dem Investorenwettbewerb sollte eine Jury entscheiden, so war der Plan.

Nun müssen Verwaltung und Politik umdenken. Denkbar wäre es, dass an der Preisschraube gedreht wird, nach unten, sagte Wieja. Oder dass weniger Vorgaben gemacht werden zur Einbindung der schmucken, denkmalgeschützten Alten Schule, die die Stadt auf eigene Rechnung als Begegnungs- und Beratungszentrum für den Ortskern ausbauen will.

Die Stadt will zunächst nach Rücksprache mit NRW Urban bei potenziellen Investoren nachfragen, wo Hürden und Hemmnisse liegen. Aus diesen Erkenntnissen entwickele die Verwaltung dann „Vorschläge zum weiteren Vorgehen, die dem Sonderausschuss Birk zur Entscheidung vorgelegt werden“, heißt es in einem kurzen Informationsschreiben an die Fraktionen, das der Redaktion vorliegt.

Der Sonderausschuss tagt am 18. September (18 Uhr, Rathaus). Sollte es zwischenzeitlich neue Erkenntnisse geben, würden die Fraktionen umgehend informiert.