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Ex-BordellKeine Partys mehr – Pächter will Villa in Lohmar in Wellness-Tempel umwandeln

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann steht vor einem Gebäude.

Er ist noch da: Saleem Azim fungiert nicht mehr als Pächter, sondern als Verwalter der Centaurus-Residenz. Partys finden nach Beschwerden der Nachbarn hier nicht mehr statt.

Das Rotlicht ist längst ausgeknipst: Der Betrieb der Centaurus-Residenz läuft nach Lärmbeschwerden wieder an, Partys sind aber gestrichen.

Die Cetaurus-Residenz machte in der Vergangenheit nicht nur positive Schlagzeilen: Nachdem ein Bauer das Ex-Bordell kaufte und sein Pächter dort Partys veranstaltete, schlugen die Wellen in der Nachbarschaft hoch. Nun will sich der Betrieb neu orientieren, mit an Bord ein alter Bekannter: Saleem Azim, der frühere Pächter, fungiert aber nur noch als Verwalter. „Hochzeitsfeiern und andere Feste finden nicht mehr statt“, versichert der 58-Jährige.

Azim, Diplomatensohn aus Bonn, verheirateter Familienvater und unternehmerischer Tausendsassa, hat nun zwei Schwimmschulen ins Boot geholt. Derzeit finden in dem großen Pool montags, dienstags, und mittwochs Kurse für Kinder statt, ab Mai dann auch donnerstags, freitags und am Wochenende. Ein Kontrastprogramm zur früheren Nutzung. Das unter dem Namen „Parksauna Residenz“ weit über Lohmar hinaus bekannte Etablissement hatte in der Coronazeit dicht gemacht, stand einige Zeit leer.

Zukunftsmusik: Die Nutzung des Gartens und ein Kino zum Mieten

Als er vor vier Jahren übernahm, wären noch ab und an frühere Beschäftigte vorbeigekommen, die offensichtlich wieder einsteigen wollten ins horizontale Gewerbe, erzählt Azim. „Auch Männer in Frauenkleidern und High Heels.“ Das Milieu habe aber hier keinen Platz, das Rotlicht sei längst ausgeschaltet, die Gerüchte über den angeblich andauernden Clubbetrieb wunderten ihn.

Vielleicht hätten manche die per Kleinanzeige und sozialen Medien beworbenen Wellnessabende für Erwachsene falsch verstanden. Die würden von 20 Uhr bis Mitternacht dauern, keine Öffnungszeiten für Kinder und Jugendliche. Eine Aktion zu Ostern von der neuen Allys Schwimmschule, am Nachmittag für Familien, abends für Erwachsene, ist schon ausgebucht. Schwimmbecken, Whirlpool, Sauna und Dampfbad stünden aber auch vormittags Besuchern offen, von 8 bis 12.30 Uhr nutzten vor allem Senioren das Angebot.

Nach dem Gegenwind herrsche frischer Wind: Die Räume mit Bar und Ballsaal gehörten nun zum Restaurant Lazord mit syrischer Küche und Pasta-Gerichten, so der Pakistaner. Der Garten der Villa werde nicht genutzt. Die Feste im Freien hatten ebenfalls zu Nachbarschaftsbeschwerden beim städtischen Ordnungsamt und bei der Polizei geführt. Den Außenbereich würde er gern öffnen für die Saunabesucher, sagt der Pächter. Zukunftsmusik. Auch ein privates Kino sei denkbar, das könnten zum Beispiel Familien für sich reservieren, „wir haben eine Acht-Meter-Leinwand“.

Stadt Lohmar entdeckte Verstöße

Kontrollen der Stadt Lohmar hatten vor rund einem Jahr Verstöße gegen die Bestimmungen ans Licht gebracht. Unter anderem waren Zimmer vermietet worden. Er habe nicht gewusst, dass das nicht erlaubt gewesen sei, versichert Azim, ebensowenig der Besitzer. Die Krisengespräche mit der Stadt hätten nun einen Kompromiss ergeben. Wenn die Brandschutz-Auflagen nachweislich erfüllt seien, könnten die Zimmer vermarktet werden. Zielgruppe: Besucher von Wellness-Wochenenden und Geschäftsleute.

Ein Schild hängt an einem Pfahl an einer Straße

Das Rotlicht sei längst aus, so der Verwalter; das Schild des früheren Etablissements hängt indes immer noch.

Er habe viel Geld verloren mit dem Projekt, an dem er immer noch hänge, sagt der heutige Verwalter. Sein ursprünglicher Pachtvertrag lief nach seinen Angaben über 15 Jahre. Das 2000 Quadratmeter große Gebäude auf dem 10.000 großen Grundstück hatte der Landwirt Dr. Christoph Lübschen für einen Millionenbetrag erworben und umgebaut, genauere Angaben wollte er nicht machen. Interessenten, die daraus eine Seniorenresidenz machen wollten, seien zuvor abgesprungen. Saleem Azim hatte sich auf eine Kleinanzeige Lübschens gemeldet.

Der Verwalter will die Probleme hinter sich lassen, er hofft auf einen Neuanfang. Wie passt das alte Schild dazu, das immer noch mit der Aufschrift „Parksauna Residenz ...eine Klasse für sich“ an der viel befahrenen Durchgangsstraße für das frühere Bordell wirbt? Gar nicht, meint er: „Das sollte schon längst weg sein.“


Wohnsitz, Botschaft, Beauty-Center

Das Anwesen an der Schlehecker Straße 45 in Lohmar-Durbusch wurde 1963 erbaut, laut dem derzeitigen Besitzer vom prominenten niederländischen Radsportler Peter Post (Sechstagerennen Köln) als Wohnsitz. Von 1969 bis 1976 war es Sitz des Botschafters der Elfenbeinküste, später Hotel-Restaurant, Beauty-Center und Familiensauna. Seit 2007 war es ein Bordell, Name: „Parksauna Residenz“. Das Etablissement schloss im Corona-Lockdown seine Türen. Laut Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises gab es vor der Pandemie sieben Bordelle, nun noch sechs.