Mit 74 Jahren ist Wolfgang Czarnecki aus Donrath immer noch als Sternsinger unterwegs. Viele freuen sich auf seinen Besuch.
74 Jahre altEiner der ältesten Sternsinger Deutschlands geht in Lohmar von Tür zu Tür

Als Sternsinger überbringt Wolfgang Czarnecki den Segen „Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“.
Copyright: Klaus Heuschötter
Der nass-graue Himmel wirkt nicht gerade einladend. Trotzdem legt sich Wolfgang Czarnecki den dunkelroten Umhang nebst Cape um, setzt seine Krone auf und tritt vor die Tür, die Spendenbüchse in der einen Hand, den Stern in der anderen. Einer der ältesten Sternsinger Deutschlands zieht in Donrath wieder von Haus zu Haus.
„Gestern und vorgestern bin ich schon gegangen“, sagt der 74-Jährige. Am dritten Tag nimmt er sich die Donrather Straße vor. „Ich gehe immer allein“, erzählt er, und stets als Caspar. Früher hatte er einen Melchior und einen Balthasar an seiner Seite, „es waren Kinder dabei, das war schön“, aber heute gebe es ja kaum noch kleine Sternsinger.
Seit mindestens 20 Jahren in Lohmar als Sternsinger im Einsatz
Czarnecki hält die Tradition „seit mindestens 20 Jahren“ aufrecht, die Siedlung nordwestlich der B484 ist sein Sammelgebiet. Dort wundert sich kaum noch jemand, wenn wieder einmal nur ein „Heiliger-Drei-König“ vor der Tür steht, dazu mit echtem grauen Bart. Mit warmer Stimme und angepasstem Schlussreim singt er sein Lied: „Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr: Caspar – die zwei anderen sind nicht da.“

Eine königliche Erscheinung: Mit 74 Jahren ist Wolfgang Czarnecki ist einer der ältesten Sternsinger Deutschlands.
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„Ich finde es sehr bemerkenswert, dass er das jedes Jahr macht“, sagt Nachbarin Sara Vits. Wie sie reagieren die meisten positiv auf den jährlichen Besucher, dankbar und bisweilen mit Bewunderung. Viele warten auf den Sternsinger – und sind traurig, wenn sie ihn verpasst haben.
Freilich kennt Czarnecki es auch anders. Einige öffnen ihm nicht, obwohl sie zu Hause sind, oder „sie machen auf, gucken und machen die Tür direkt wieder zu“. Problematisch sind für ihn Hunde, „ich habe panische Angst vor Hunden“. Es gebe Leute, die den Haussegen nicht wollten. „Ich glaube an nichts“, auch das hat der Sternsinger schon gehört und die Frage „Muss ich etwas geben?“ Das müssten sie natürlich nicht, sagt er dann. Schmunzelnd erinnert sich der 74-Jährige an einen Mann, der für mindestens fünf Minuten im Keller seines Hauses verschwand, und er sich schon Sorgen machte. Dann kam der Mann zurück und erklärte: „Ich habe nichts gefunden.“

Wieder im Einsatz: Wolfgang Czarnecki zieht schon seit etlichen Jahren allein als Sternsinger los.
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Oft aber füttern die Segensempfänger die Spendendose. Viele stecken einen Zehn-Euro-Schein hinein, manche sogar einen Fünfziger, andere 50 Cent. Am Neujahrstag und am 2. Januar sammelte der Kaspar von Donrath insgesamt 510 Euro. „Mein Wunsch ist, die Tausend vollzukriegen.“ Um einen persönlichen Rekord geht es ihm dabei nicht. „Das ist mir egal“, sagt Czarnecki kopfschüttelnd. Wie alle Sternsinger liefert er die Spenden bei der Kirche ab.
Als er noch mit Kindern loszog, wurde bei den Czarneckis eine Mittagspause eingelegt. Birgit Czarnecki tischte den Heiligen Drei Königen dann ein Essen auf. Die Ehefrau des Sternsingers nimmt es mit Humor, in den ersten Tagen des Jahres mit einem der Weisen aus dem Morgenland zusammenzuleben. „Ich bin ja auch mit dem Nikolaus und Sankt Martin verheiratet“, sagt sie. In die Rollen dieser beiden Heiligen schlüpft der Gatte, der sich als „Restkatholik“ bezeichnet, nämlich auch.

Zur Ausstattung gehören der Stern, die Krone, der Halsschmuck, die Segensaufkleber und die Sammeldose.
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Seine Ausstattung für den aktuellen Einsatz ist perfekt. Den Stern mit Schweif an einem Besenstiel hat Wolfgang Czarnecki selbst angefertigt und auch an die Lohmarer Sternsinger-Kinder gedacht. „Davon habe ich 50 Stück gebaut.“ Das samtene Cape mit aufgesetzten Perlen und goldfarbener Bordüre hat ihm Geschäftsfreund aus Marrakesch mitgebracht. Der nicht minder prächtige Halsschmuck stammt aus Theben, die aufklappbare Reisekrone aus London.
Vor 20 Jahren endete für den gebürtigen Schwaben aus dem baden-württembergischen Allgäu das Berufsleben. Der gelernte Industriekaufmann hat für die Firma Stollwerck in Köln gearbeitet und war zuletzt Chef des Schokoladenmuseums, das er aufgebaut hat. Auch als Sternsinger in den Ruhestand zu gehen, daran denkt Czarnecki noch nicht. „So lange es geht“, will er sich für den guten Zweck verkleiden. „Den Menschen eine Freude zu bereiten, das ist meine Motivation.“ Als Kaspar von Haus zu Haus zu gehen, macht dem 74-Jährigen nicht zuletzt selbst Spaß. „Ich komme immer ganz glücklich nach Hause.“