Das Unternehmen Danfoss schließt sein Werk in Lohmar und verlagert die Produktion in die Slowakei. Wie es für die rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort weitergeht.
Verlagerung in die SlowakeiDanfoss schließt Werk in Lohmar – Rund 200 Mitarbeiter betroffen
Am Montagmittag um 12 Uhr war die böse Ahnung Gewissheit: Danfoss schließt das Werk in Lohmar und verlagert die Produktion in die Slowakei. Damit habe sich die Hoffnung zerschlagen, dass die Firma an einen anderen Standort in der Region umzieht, sagte Betriebsratsvorsitzender Andreas Papke auf Anfrage der Redaktion: „Eine Hiobsbotschaft für die rund 200 Beschäftigten.“
Wann genau die Werkstore an der Hauptstraße für immer geschlossen werden, ist wohl noch offen. Im August 2023 läuft die Beschäftigungsgarantie aus, die das dänische Mutterunternehmen vor zwei Jahren zugesagt hatte. 2021 war Danfoss, vor allem bekannt durch Heizungsthermostate, in Lohmar eingestiegen, hatte die frühere Walterscheid-Ausgründung von Eaton gekauft.
Betriebsrat und Standortleitung suchten eine neue Immobilie
Schon bei der Übernahmefeier mit Hotdogs, Hamburgern und Aufbruchstimmung war das Standort-Thema hochgekocht; es standen, wie unsere Zeitung berichtete, die Erweiterungsabsichten und die Platznot des großen Nachbarn Walterscheid im Raum. Später wurde es Gewissheit: Der Vermieter hat laut Betriebsrat den Mietvertrag für die Hallen zum Juni 2024 gekündigt.
Betriebsrat und Standortleitung hätten bereits frühzeitig vor dem Übergang „ein neues Zuhause“ auf dem regionalen Immobilienmarkt gesucht, berichtete Papke. Möglichkeiten gab es in Rösrath und Köln. Danfoss habe eine Entscheidung bis Dezember 2021 versprochen, diese zunächst aufs Frühjahr 2022 verschoben, dann auf August, September und schließlich Oktober.
Der Präsident des „Danfoss Power Solution Segments“, Eric Alström, habe dann ein Konzept über eine mögliche Verlagerung ins mehr als 1000 Kilometer entfernte Dubnica vorgestellt. In einem zweistündigen Meeting seien die Mitarbeiter als „Einmalkosten“ und die Slowakei als „Best-Cost-Country“-Land bezeichnet worden, so der Betriebsrat.
Produktion soll von Lohmar in die Slowakei verlagert werden
Das Gegenkonzept, das der Betriebsrat seit November 2022 mit dem Kölner Info-Institut erarbeitete, um die Wirtschaftlichkeit der Fertigung in der Region aufzuzeigen und die voraussichtlichen Kosten von 17 Millionen Euro am sanierungsbedürftigen neuen Standort zu beziffern, sei Alström am 16. Dezember 2022 vorgestellt worden. Ohne Erfolg. „In einem knappen Telefonat vom Frankfurter Flughafen aus wurde das Ende des traditionsreichen Standortes durch Alström verkündet“, teilte der Betriebsrat mit.
In der Slowakei, fast 150 Kilometer von der Hauptstadt Bratislava entfernt, solle künftig vieles per Hand erledigt werden, was hier längst automatisch laufe, wie die Logistik im Hochregallager, erklärt Papke. Das widerspreche dem Slogan „Engineering Tomorrow“, stattdessen heiße es: „Zurück in die Steinzeit“.
Für rund 170 Danfoss-Mitarbeiter muss Sozialplan entwickelt werden
Großkunden hätten schon die Befürchtung geäußert, dass der 24-Stunden-Lieferservice dann nicht mehr funktioniere, sagt der Betriebsrat: „Sie springen ab, wenn sie das Risiko nicht eingehen wollen.“
Dass Fachkräfte in den kleinen, fast 150 Kilometer von der Hauptstadt Bratislava entfernten Ort mitziehen, sei so gut wie ausgeschlossen. Etwa 30 Mitarbeiter aus der Entwicklung, dem Maschinen- und Werkzeugbau könnten erst mal weiter in der Region beschäftigt werden. Für die anderen rund 170 müsse über einen Sozialplan verhandelt werden.
Die Firmenleitung war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.