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Bebauung in Lohmar-DonrathVereine befürchten Konflikte ums Weiße Haus

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Die Donrather Vereine  fürchten Konflikte mit den neuen Nachbarn.

Lohmar – Die Vorboten tragen schwarze Kutten und Bart. Der Rockerclub „Fratres Superior“ hat sein Hauptquartier im Herzen von Donrath aufgeschlagen. Als die Abgeordneten des Ortsrings sich zum Pressegespräch vor dem Weißen Haus versammeln, grüßen die martialisch wirkenden Männer freundlich und ziehen sich in ihren Clubraum zurück. Wird es auch in Zukunft ein friedliches Miteinander geben, können Ernteverein, Aggerpiraten, Tanzflöhe, TV Donrath ihren angestammten Saal noch nutzen? Das hängt für die Bürger nicht nur von den Rockern ab, sondern auch von der neuen Bebauung hinterm Weißen Haus.

Ortsringvorsitzender: Sechs Meter sind zu nah

Mit einem Abstand von nur etwa sechs Metern zum Saal soll ein Mehrfamilienhaus errichtet werden. Zu nah, sagt Thomas Friedrich, Vorsitzender des Ortsrings, in dem sich die Brauchtums- und Sportvereine zusammengeschlossen haben, die ein Drittel der Donrather Bevölkerung repräsentieren. „Wir nutzen aus Schallschutzgründen nur die Fenster zur rückwärtigen Seite zur Lüftung, das ist einst mit den Nachbarn an der Donrather Straße so vereinbart worden.“

Viermal in der Woche treffen sich die Garden der Karnevalsgesellschaft Aggerpiraten hier abends zum Tanztraining, so Jessica Hessler. Zahlreiche Kinder und Jugendliche aus dem Ort treiben bei den Tanzflöhen Sport und leben Gemeinschaft.

Bürgermeisterei und Leibesübungen

Das „Weiße Haus“ ist ein schmuckes Gebäude aus der Gründerzeit, das nicht unter Denkmalschutz steht. Mehr als 100 Jahre alt ist auch der angrenzende Saal mit Holzparkett und gedrechselten Säulen.

Hier befanden sich einst die Amtsstuben der Bürgermeisterei, trafen sich früher die Turner des TV Donrath zu Leibesübungen. Der Ernteverein Donrath möchte 2025 im Saal sein hundertjähriges Bestehen feiern. (coh)

Im Saal findet das Oktoberfest statt mit hunderten Gästen, Seniorennachmittage, Puppentheater, Kunst- und Handwerkermärkte. „Vor Corona waren das 33 Veranstaltungen im Jahr“, weiß Peter Klotz, Vorsitzender des Erntevereins. Die Nikolausveranstaltung für Ältere sei zum Beispiel ein Angebot der Stadt, das nur mit Hilfe der Vereinsaktiven gestemmt werde. Nehme man den Vereinen ihren Treffpunkt, seien diese nicht mehr lebensfähig, so Friedrich. „Die Jabachhalle passt einfach nicht für uns.“ Ohne Vereine seien auch andere Aktionen, wie der Martinszug der Grundschule Donrath gefährdet.

Die Bedenken der Bürger werden von der CDU- und der FDP-Fraktion im Stadtrat geteilt. Christdemokrat Frank Trimborn und der Liberale Achim Haas, beide aus Donrath, haben mit Parteifreunden einen Antrag für den Sonderausschuss Donrath formuliert, der am Dienstag, 25. Januar, ab 18 Uhr in der Jabachhalle tagt. Hierin geht es auch neben dem Bauabstand und der Vermietung der Gaststätte an die Rocker um Gebäudehöhen und um Dachformen.

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Die Verwaltung empfiehlt in ihrer Stellungnahme, den Antrag abzulehnen. Der Grundstückeigentümer habe laut Bebauungsplan sowohl einen Rechtsanspruch auf den Bau eines dreigeschossigen Gebäudes plus Dachgeschoss wie auch auf die Ausnutzung der festgesetzten Baugrenzen. Ein Flachdach biete Möglichkeiten zur Begrünung und somit Regenwasserversickerung wie Platz für eine Solaranlage; hierfür könne eine Befreiung von den Vorgaben des Bebauungsplans ausgesprochen werden. Die Vermietung der Gaststätte sei eine privatrechtliche Sache, auf die die Stadt keinen Einfluss habe.

Bezüglich des Lärms könnten zwar „Beschwerden nicht ausgeschlossen werden“, so die Verwaltung, ein Gutachter habe aber bereits darlegt, dass „bei einem regelkonformen Betrieb (zum Beispiel geschlossene Fenster ab 22 Uhr) Konflikte nicht zu erwarten sind“.

Die Donrather wollen Dienstag zur Jabachhalle pilgern, um die Diskussion im Ausschuss zu verfolgen. Die meisten müssen aber wohl draußen bleiben. Aus Pandemiegründen gibt es nur eine begrenzte Zahl an Zuschauerplätzen. Diese sind bereits alle vergeben.