Kölsche Mädelsband ColörEitorferin schafft Sprung vom Fanclub in die Band
Eitorf – „Nie im Traum habe ich daran gedacht, selber da oben zu stehen“, erinnert sich Nicole von Sobbe. Jetzt ist sie selbst „Colör“. Seit dem vergangenen Jahr gehört die 38-Jährige aus Eitorf fest zur Mutter aller kölschen Mädels-Bands. Langsam ist sie hineingewachsen, eine Gesangsausbildung hat sie nicht gemacht. Allerdings war sie im Kinder- und Schulchor, hat bei Mary Kollak im Dorf getanzt. „Aber Ute coacht mich jetzt“, sagt sie lächelnd. Ute Geller, das ist die Frontfrau, die Gründerin, die Designerin, die jedes Jahr die neue Sessionshose – Markenzeichen der Truppe – selber gestaltet. Mit Schwester Birgitt ist sie zudem die Keimzelle der Gruppe, die seit 16 Jahren die Säle rockt, mit Klassikern wie „Männerstrip im Waschsalon“ und „Kölsche Mädcher sin gefährlich“.
„Ich war schon immer Karnevalsjeck“, erzählt Nicole von Sobbe. Die groß gewachsene, schlanke Einkäuferin bei einem Hennefer Pharma-Unternehmen (deshalb darf sie auf der Bühne keine hohen Absätze tragen., die anderen Mädels sind erheblich kleiner) erinnert sich: „Während die anderen herumgesprungen sind, habe ich bei den Kindersitzungen das Programm verfolgt.“ Irgendwann tauchten „Colör“ auf und von Sobbe wurde schnell ihr bekennender Fan. Nicht nur in der Session, auch zu anderen Gelegenheiten hat sie die Konzerte besucht. Denn das Quartett tritt nicht nur in der Session, sondern bei Straßenfesten und privaten Veranstaltungen auf, hat zudem ein eigenes Country-Programm.
„Irgendwann gab es dann den Wettbewerb: Wir suchen die geilste Kneipe am Rhing. Zu gewinnen gab es ein Colör-Konzert. Und weil ich in der Karnevalsgesellschaft Jägerheim aktiv bin, habe ich gesagt: Das gewinnen wir“, denkt sie zurück. Tatsächlich haben sie und ihre Mitstreiter es geschafft, die Urkunde hängt heute noch in der Gaststätte „Jägerheim“. Damals hat sie Ute persönlich kennen gelernt. „Da stimmte die Chemie sofort“, so von Sobbe.
Aus der Bekanntschaft wurde schnell Freundschaft, die Eitorferin reiste in der Karnevalssession 2010/2011 mit, begleitete ihre Lieblinge bei Auftritten. Vor allem Fan-Artikel hat sie verkauft, den Stars auf der Bühne den Rücken frei gehalten. Die 38-Jährige kannte die Texte und machte von unten begeistert mit. „Ute hat schließlich gesagt, sing mir mal ins Ohr.“ Das war für sie der Start in eine neue Ära. Sie war bei Proben mit dabei, hat den Hintergrundchor verstärkt.
Eines Tages war die angestammte Springerin, die schon mal aushilft, nicht verfügbar und an das passionierte Groupie kam die Anfrage: „Komm mit zu einem Geburtstag und übernimm’ den Part.“ Das klappte auf Anhieb und so wurde von Sobbe die Springerin für die Springerin. „Das war nie geplant“, gibt sie offen zu. Schließlich kam die nächste Stufe, „Colör“ in Probezeit. Die Konzerte kamen jetzt in dichterer Taktung. Im vergangenen Sommer meldete sich schließlich eine Sängerin aus der Truppe ab, sie bekommt ein Kind – die Chance für Nicole. „Jetzt bin ich auf einmal Colör.“
Gerade jetzt in der „Hauptkampfzeit“ hat sie viele Auftritte. „Die Kolleginnen bei meiner Arbeit habe ich auf meiner Seite, sie vertreten mich schon mal oder ich nehme spontan einen halben Tag frei. Das funktioniert reibungslos.“ Die ersten großen Fernsehaufnahmen hat sie hinter sich, für „Karnevalissimo“ zum Beispiel, mit Fernsehballett und Pyrotechnik. Das sei schon aufregend und spannend gewesen „Ich bin jetzt viel unterwegs, das Leben ist bunt, und ich habe unglaublich viele Menschen kennen gelernt.“ Die Band ist dabei der wichtigste Rückhalt. „Wir sind alle mit Herzblut dabei, haben ein enges Verhältnis und fahren zusammen in Urlaub.“ Diese Herzlichkeit kommt bei den Zuschauern an, wie die Frontfrau haben alle Frauen bei „Colör“ eine sehr zugewandte Fankultur. Sie lassen sich mit ihren Anhängern fotografieren, unterhalten sich vor und nach der Bühnenshow. Und oben auf den Brettern, die die Welt bedeuten, durfte schon so mancher Prinz gemeinsam mit Ute singen.
Für die Zeit nach Aschermittwoch liegen die ersten Termine schon fest, zum Beispiel am 17. April im Schützenhof in Eitorf. Da gibt es die Damensitzung im Kostüm, bewusst außerhalb der Session und von Colör selbst organisiert, inzwischen zum siebten Mal. „Männer haben nur in Frauenkleidern Zutritt, und tatsächlich machen das ein paar“, lacht von Sobbe. In Düren und Richtung Aachen sind sie viel unterwegs, bei Straßen- oder Firmenfesten. In Vettweiß etwa haben sie den größten Auftritt, 2000 raderdolle Mädels im Zelt. Bei den männlichen Kollegen ist die Veranstaltung bekannt als die „Hölle von Vettweiß“. Gänsehaut-Feeling gibt es auch bei „Kölle olé“. Ihr Lieblingssong ist ihr Sessionshit „Jonny Klein aus Helgoland“. „Der macht gute Laune, da fällt es nicht schwer zu lachen“, meint die Neue. Es ist eine schnelle Nummer, die Füße still zu halten, fällt schwer. „Ich mag auch unsere Balladen, aber die spielen wir selten.“ Die Tanzschritte für ihre Live-Performance üben sie selber ein, „bei mir im Wohnzimmer“, verrät Nicole und: „Für immer Colör, ich hätte nix dagegen.“