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Schockanruf und WhatsAppImmer mehr Betrugsfälle im Rhein-Sieg-Kreis

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Hände tippen eine Nachricht in ein Smartphone.

Betrüger nutzen vermehrt den Nachrichtendienst WhatsApp, um Menschen um ihr Geld zu bringen.

WhatsApp-Taten haben um bis zu 30 Prozent im Rhein-Sieg-Kreis zugenommen. Die Polizei berichtet von ihren Erfahrungen und gibt Tipps.

Elf Mal haben Unbekannte innerhalb von zwei Tagen, vom 20. bis zum 21. Dezember, versucht, per WhatsApp vor allem ältere Menschen zu betrügen. Und das sind nur die Fälle, die zur Anzeige gebracht wurden. Zwar gab es nur einen erfolgreichen Versuch, einen weiteren haben Bankmitarbeiter gestoppt.

Aber das Thema beschäftigt die Direktion Kriminalität seit gut einem Jahr mehr und mehr. Kriminaldirektor Thomas Sawatzki hat im September die Geschäfte übernommen. „Es gibt immer wieder neue Maschen, die sind gut im Geschäft“, weiß der 56-Jährige aus der Praxis. „Opfer sind Menschen ab Mitte 50, auch mit akademischem Hintergrund.“

Nach den aktuellen Zahlen müsse bei Trickbetrügen für 2022 mit einem Zuwachs von rund 30 Prozent gerechnet werden. Überwiegend handele es sich dabei um die WhatsApp-Delikte. Die Summen, die erbeutet werden, liegen im üblichen Verfügungsrahmen bis etwa 5000 Euro.

Betrugsmasche Schockanruf: Die Anrufer lassen nicht mehr locker

Schockanrufe ist das andere große Thema. „Das sind meist Taten zum Nachteil älterer Menschen“, berichtet Sawatzki, „am Telefon werden beängstigende Szenarien entwickelt. Schreiende, weinende Stimmen im Hintergrund, schlagende Türen, wechselnden Gesprächspartner am Hörer.“

Meist gehe es dabei um die Legende, der Sohn oder die Tochter habe einen Unfall verursacht. Werde keine Kaution gezahlt, müsse er oder sie ins Gefängnis. „Ich habe da mein Kind gehört“, erzählen Geschädigte. „Das Hirn geht sofort auf die emotionale Ebene.“

An einem Schreibtisch mit Aktenmappe, Tastatur und Computer-Monitor sitzt eine blonde Frau mit Pullover und Halstuch. Neben ihr steht ein Mann mit Brille, weißem Hemd und schwarzem Jackett.

Kriminaldirektor Thomas Sawatzki und Kriminalhauptkommissarin Nadine Breitrück kümemrn sich um die Betrugsdelikte im Kreis.

Die offensichtlich geschulten Anrufer lassen dann nicht mehr los, Telefonate oder Schriftverkehr ziehen sich über Stunden. Sie reagieren fein auf jede kleine Information, die sie geschickt auf Gefühlsbasis verwenden. Erzählt das Opfer etwa von einer bestandenen Prüfung, wird das direkt aufgegriffen.

Sawatzki berichtet von einem Bekannten, selbst Studierter, der bis vor einer Woche geschworen hätte, dass ihm so etwas nicht passieren würde. Er kannte sogar die Masche. Und trotzdem sei er plötzlich mittendrin gewesen.

Betrüger im Rhein-Sieg-Kreis: Die Einsamkeit älterer Menschen wird ausgenutzt

Kriminalhauptkommissarin Nadine Breitrück weiß aus ihren Vernehmungen, dass die Einsamkeit älterer Menschen ebenso dreist ausgenutzt wird wie noch vorhandene Obrigkeitshörigkeit.

„Das sind Familienstrukturen, bandenmäßig aufgebaut, die in zweiter, teils dritter Generation vorgehen. Die lernen mit jedem Fall, der aufgeklärt wird“, hat sie erfahren. „Es sind relativ intelligente Täter, die oftmals in der Türkei residieren.“


Die Polizei gibt vier zentrale Präventionshinweise, um sich vor Trickbetrug zu schützen:

  1. Sprechen Sie nie am Telefon über Ihre persönlichen oder wirtschaftlichen Verhältnisse.
  2. Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen.
  3. Überprüfen Sie immer die Identität des Anrufers/ Schreibers.
  4. Besprechen Sie stets den Sachverhalt mit nahestehenden Personen.
  5. Größere Geldbeträge oder Wertgegenstände sollten grundsätzlich nicht im Haus aufbewahrt werden.
  6. Änderungen im Telefonbuch können schützen, Anrufer suchen nach „älteren“ Vornamen.

Täter versuchen, ihre Opfer unter Druck zu setzen. Die sollten sich stattdessen Zeit nehmen, um Angaben zu überprüfen. Im Zweifel lieber einfach auflegen. Sowohl dann wie auch nach einem vollendeten Betrug sollte umgehend die Polizei informiert und Anzeige erstattet werden. Darüber hinaus gilt immer, Geschädigten nach einer Tat keine Vorwürfe zu machen.


Bei den Schockanrufen kommen die Täter meist aus Osteuropa mit engen Kontakten nach Deutschland. An die inneren Strukturen kommt die Polizei kaum heran, gefasst werden die Abholer, die aber keinen Zugang zu den höheren Hierarchieebenen haben.

Wichtig sind die Bankmitarbeiter, die sensibilisiert worden sind und manche Tat verhindert haben. Aber auch Taxifahrer sind zunehmend Hinweisgeber.