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Redakteur testetWeihnachtsbaum selbst schlagen – So funktionierts im Rhein-Sieg-Kreis

Lesezeit 3 Minuten
Der Zeitungsreporter mit Säge steht mit dem Weihnachtsbaumverkäufer an der Röhre, in dem der selbst geerntete Christbaum zum Einnetzen steckt.

Geschafft: Auf dem Weihnachtsbaumhof Stockhausen gratuliert Marvin Spinhoff (r.) dem Reporter zum ersten selbst geernteten Christbaum.

Das Baum-Selbstschlagen kann zu einer schweißtreibenden Angelegenheit werden. Lokalreporter Klaus Heuschötter probierte es aus.

Weihnachtsbäume selber schlagen – das Angebot weckt den Do-it-yourself-Gedanken. Warum nicht? Aus der Werkzeugkiste krame ich eine Säge hervor – im wörtlichen Sinne geschlagen werden Christbäume nämlich nicht – und los geht's nach Hennef-Broich.

In dem Weiler im Hanfbachtal können Kunden auf dem Hof von Rolf Schmitz selbst Hand an die Tanne anlegen. „Das kommt nicht mehr so oft vor“, sagt der 63-Jährige, „es hat nachgelassen.“ Aber es gebe Leute, die gern einen handgesägten statt einen mit der Motorsäge gefällten Baum haben wollten. In diesen Fällen greift Schmitz zu einem klappbaren Werkzeug im Format eines Brotmessers.

Das Bild zeigt eine Handsäge mit grob gezacktem Sägeblatt im Tannengrün.

Rolf Schmitz' praktische Handsäge für die Weihnachtsbaum-Ernte von Hand.

Neben einem Baum kniend, zeigt der Fachmann, wie es geht. Er setzt das grob gezackte Blatt der Handsäge knapp über dem Boden am Stamm an. Seine Schwester Karin Hey assistiert, die Töchter Julia und Fanny drücken zum Spaß die Stoppuhr. 30 Sekunden benötigt Schmitz, um die rund zehn Jahre alte Nordmanntanne zu ernten.

Ein Mann kniet neben dem Tannenbaum, den er absägen will. Seine Schwester und zwei Töchter stehen neben und hinter dem Baum, um zu helfen.

Rolf Schmitz zeigt, wie es geht. Seine Schwester Karin Hey und die Töchter Julia und Fanny assistieren beim Baumabsägen.

Das Selberschlagen ist keineswegs nur Männersache. „Es sind weniger, aber es kommen auch Frauen“, berichtet Fynn Schmitz in Lohmar-Breidt, wo seine Familie im großen Stil Bäume zum Fest verkauft. Zuletzt sei eine Frau mit einer Axt da gewesen, bestätigt Mitarbeiter Frank Steinert. Spart man eigentlich Geld mit dem Selberschlagen? Die Antwort lautet nein.

Ich muss den Bagger holen.
Micky Schmitz

Weder Axt noch Säge hat Henning Jahnke dabei, dafür einen Spaten. „Papa, hol' doch mal einen Baum mit Wurzeln!“ Diesen Wunsch seiner Kinder will der 39-Jährige erfüllen. Nur knapp 1,20 Meter misst der ausgesuchte Baum. Das müsste schnell erledigt sein.

Drei Männer versuchen mit Spaten, einen kleinen Tannenbaum aus der Erde zu hebeln.

Micky Schmitz, Henning Jahnke und Frank Steinert (v.l.) müssen sich mächtig ins Zeug legen, um die kleine Nordmanntanne aus der Erde zu bekommen.

Denkste! Auch nach 30 Spatenstichen bleibt der Baum standhaft in der Erde. Steinert kommt und hilft. Aber auch mit zwei Spaten und einer Forke zum Aushebeln geht es nicht voran. „Ich muss den Bagger holen“, scherzt der hinzugestoßene Chef, Micky Schmitz, und übernimmt einen Spaten. Jetzt ringen drei Männer ächzend mit dem Nordmännchen, graben, hebeln, zerren und drehen. Schließlich gelingt es Jahnke, dessen Spaten inzwischen kaputt ist, die Pfahlwurzel zu durchstechen. Er hat zu Hause etwas zu erzählen.

Nach 38 Sekunden durch den Stamm der Nordmanntanne gesägt

Genug zugeschaut, jetzt probiere ich es selbst. „Ich möchte einen Baum schlagen“, spreche ich den Mann an der Einnetzröhre auf dem Weihnachtsbaumhof Stockhausen in Bad Honnef-Hövel an. „Wie groß soll der Baum denn sein?“, fragt Marvin Spinhoff. „Ungefähr so groß wie Sie“, ich schätze mein Gegenüber auf 1,90 Meter. „Kein Problem“, meint der 33-Jährige, drückt mir eine Säge in die Hand und weist den Weg.

In der weitläufigen Schonung neben der A3 begegnen mir mehrere Selbstsäger, darunter ganze Familien. Nach etwa 20-minütiger Qual der Wahl entscheide ich mich für einen schlank gewachsenen Nordmann. Die Säge rutscht fast wie durch Butter ins Holz. Schon nach 38 Sekunden bin ich durch und kriege gerade noch ein „Achtung, Baum fällt!“ heraus.

Zum Selbstschlagen gehört das Selbsttragen. Die Säge um den Hals gehängt und den Baum geschultert, mache ich mich auf dem Weg zurück, muss mehrfach absetzen, mein Kopf vom grünen Tann umwedelt. Verschwitzt, aber stolz wie Oskar erreiche ich den Verkaufsstand. Spinhoff grinst: „Da bin ich wohl um 1,20 Meter gewachsen.“ Mein erster selbst geschlagener Christbaum überragt locker die 3-Meter-Marke – und bringt 17 Kilo auf die Waage.