Am Tag nach der Reichspogromnacht wurde die Synagoge in Hennef zerstört. 86 Jahre später wurde auf dem Gelände erstmals wieder Chanukka gefeiert.
ChanukkaIn der Hennefer Synagoge wurde das erste Lichterfest nach der Zerstörung gefeiert
86 Jahre nach der Zerstörung der Synagoge in Hennef-Geistingen am Tag nach der Reichspogromnacht wurde wieder ein Chanukka-Fest auf dem Gelände an der Bergstraße gefeiert. Marie-Louise Jung und Roman Kovar hatten die Idee, Dominique Müller-Grote, Leiter des städtischen Kulturamts, unterstützte die Initiative. Ökumenisch wurde es durch den evangelischen Pfarrer Nico Herzner, der für Licht sorgte.
Gut 80 Menschen folgten der Einladung auf das Grundstück der Gedenkstätte. Es war der vierte Tag des Lichterfests, das nach dem jüdischen Kalender am 25. Tag des Monats Kislew beginnt, in diesem Jahr am 25. Dezember. Doch bevor die eigentliche Zeremonie starten konnte, verabschiedete Kovar den Schabbat. Er hatte koscheren Rotwein besorgt, alle Gäste bekamen einen Schluck, den letzten nutzte er, um die Schabbat-Kerze zu lösche
Mit Jung lieferte er eine charmante, interessante und lehrreiche Einführung in die Grundlagen nicht nur des Chanukka-Fests. Schabbat etwa ist der siebte Tag der Woche, an dem Menschen jüdischen Glaubens nicht arbeiten dürfen. Für Orthodoxe ist sogar das Entzünden des Feuers nicht erlaubt, hat es doch mit Arbeit zu tun.
Das Lichterfest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels
Im Mittelpunkt aber stand das Lichterfest. Es erinnert, so Kovar, an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels 164 vor der christlichen, dem Jahr 3597 der jüdischen Zeitrechnung. Die Makkabäer hatten die Seleukiden und hellenisierte Juden besiegt. Den im Tempel aufgestellten Zeusaltar beseitigten sie.
Doch es bedurfte eines Wunders, damit das Licht der siebenarmigen Menora nicht erlosch. Nach den Kämpfen gab es nur noch einen Krug Öl, der für einen Tag gereicht hätte. Und es dauerte acht Tage, das gesegnete Öl neu herzustellen. Der Behälter reichte tatsächlich aus, die Flammen zu erhalten. Für jeden dieser Tage gibt es nun eine Kerze an der Chanukkia, dem Leuchter.
Ein neunter ist der Schamasch, der Diener. Allein von dessen Licht dürfen die anderen Kerzen entzündet werden. Kovar machte aber auf die viel profanere, wenngleich mindestens ebenso wichtige Bedeutung aufmerksam. Denn mit Chanukka drücken Menschen jüdischen Glaubens ihre Freude aus, die mit der Wiedereinweihung des Tempels verbunden waren und die bis heute anhält.
Denn durch diese Befreiung war es ihnen wieder möglich ihren Glaben, ihre Rituale, Ver- und Gebote zu leben. Zuvor waren koschere Speisen für sie nicht verfügbar, der Schabbat nicht umsetzbar, Beschneidungen, ihre Verbindung zu Gott, verboten. Es ist ein Fest reiner Freude, rief Kovar aus, der mit Worten das Bild eines prachtvollen Baus malte, in dem die Besucherinnen und Besucher stünden.
Am Schamasch dann begann er mit dem Entzünden der Kerzen, von der vierten hinunter bis zur ersten. Gemeinsam sprachen Jung und Kovar anschließend die Segenssprüche, gemeinsam mit den Gästen sprachen sie das A - men. Wie es zu einem Chanukka-Fest gehört, spielte Müller-Grote Musik ab, die in aller Welt zu diesem Anlass gehört wird.
Zum Abschluss gab es für jede und jeden einen Berliner, denn eine in Öl gebackene Speise muss es sein. Jung hatte David Lee Schlenker von der DLS-Bäckerei so lang überzeugt, bis er 70 Berliner spendierte, obwohl er sie eigentlich gar nicht im Programm hat. Es war die erste Auflage, so gut, wie es gelaufen ist, wird es im kommenden Jahr ganz sicher eine Wiederholung geben.