„Unhaltbarer Zustand“Hennef macht Bestattungen bis zu 1000 Euro billiger
Hennef – Eine traurige Spitzenreiterposition hat die Stadt Hennef inne: Ihre Friedhofsgebühren liegen deutlich über denen der Nachbarkommunen. In einem offenen Brief beklagte der Pfarrgemeinderat des katholischen Seelsorgebereichs Hennef-Ost voriges Jahr sogar einen „unhaltbaren Zustand“. Jetzt handelt die Stadt. Dem Umweltausschuss liegt am Donnerstag eine überarbeitete Friedhofssatzung nebst neuer Gebührenordnung vor. Der Ratsbeschluss soll Anfang Dezember folgen. Mit Beginn des Jahres 2023 würde die letzte Ruhe in Hennef dann preiswerter.
Für zwei Bestattungsformen sind Gebührensenkungen von mehr als 1000 Euro vorgesehen. So soll das Wahlgrab für den Sarg künftig 2452 statt bisher 3580 Euro kosten bei gleichbleibender Nutzungsdauer von 25 Jahren. Von 3490 auf 2291 Euro fällt der Tarif für das Urnenwahlgrab.
Nur noch 15 Jahre Ruhezeit bei Urnen
Allerdings reduziert sich – wie bei allen Urnenbestattungen – auch deutlich die Ruhezeit: von bisher 25 auf 15 Jahre. Wem 15 Jahre nicht reichen, der muss künftig pro Verlängerungsjahr 152 Euro zahlen, für die wegfallenden zehn Jahre also 1520 Euro. Eine Ersparnis gegenüber den Alttarifen ergibt sich dennoch, weil die Stadt auch für die Grabbereitung künftig deutlich weniger berechnen will: nur noch 604 statt bisher 1380 Euro beim Sarggrab und 406 statt bislang 1050 Euro für die Urnengrube. Deshalb wird auch ein Reihengrab für Sarg oder Urne trotz Erhöhung bei den Nutzungsgebühren unterm Strich billiger.
Dass die neue Gebührenordnung bei den Kommunalpolitikern durchfallen könnte, ist nicht zu erwarten. In den vergangenen zwei Jahren hat eine mit Vertretern der Fraktionen besetzte Grünflächenkommission in zehn Sitzungen und teils mit gutachterlicher Begleitung das Hennefer Bestattungswesen unter die Lupe genommen und nach Möglichkeiten gesucht, von den hohen Gebühren herunterzukommen.
Kleine Friedhöfe sollen erhalten bleiben
Ein Problem ist in Hennef die hohe Zahl von zwölf Friedhöfen, was die Unterhaltungskosten hochtreibt. Die Schließung von kleinen Friedhöfen lehnt Bürgermeister Mario Dahm ab. „Das gäbe gravierende Schwierigkeiten bei der Akzeptanz“, sagt er. „Die Leute wollen ihren Dorffriedhof haben und eines Tages dort beerdigt sein, wo ihre Angehörigen liegen.“ Auch führe eine Friedhofsschließung erst sehr viel später zu einer Einsparung. Gespart werden soll jetzt durch die Arrondierung von Grabflächen, die sich dann wirtschaftlich effektiver pflegen lassen. So soll es auf rar belegten Abschnitten keine Bestattungen mehr geben. In Uckerath etwa will man den unteren, über Serpentinen erschlossenen Teil des Friedhofs „perspektivisch zurückfahren“; in Bröl werden im neuen Teil oberhalb des Knechtsbergs keine neuen Gräber mehr angelegt.
Außerdem wird die Allgemeinheit mehr an den Kosten der Friedhofsverwaltung beteiligt. Weil der öffentliche Nutzen (Erholung, Naturschutz, Klimaausgleich) höher veranschlagt wird, soll die Stadt ab 2023 einen Anteil von 30 statt bisher 20 Prozent schultern, was den Haushalt mit 211 000 Euro Mehrkosten pro Jahr belastet.
Beerdigungen künftig auch an Samstagen
Eine Neuerung ist auch, dass die Beisetzung von Kindern, die keine fünf Jahre alt geworden sind, wie schon bei „Sternenkindern“ (Totgeborene), gebührenfrei sein soll. Zudem will die Stadt künftig auch Beerdigungstermine an Samstagen – eine alte Forderung der FDP – anbieten. Dafür ist freilich wieder ein Zuschlag fällig, 653 Euro beim Sarggrab, 472 Euro bei der Urne.
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Die Idee, den vollbelegten Ruhewald in Geistingen zu erweitern, wird nicht mehr verfolgt. Erst in 14 Jahren werden dort wieder Grabstellen an den Gemeinschaftsbäumen frei. Der Billigtarif von einst (470 Euro plus Grabbereitung) ist dann Geschichte, der Preis wird trotz verringerter Ruhezeit mehr als verdoppelt – auf 1064 Euro.