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Als Student beim WDR gestartetHennefer hat 77 Filme produziert und 55 geschrieben

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Der Hennefer Produzent und Ideengeber Uwe Kersken ist ein Mann mit vielen Talenten im Film und Fernsehgeschäft. 

Hennef – Sechs Porsche 911 fahren vor dem Bankgebäude vor, lässig steigen die jungen Fahrer mit coolen Sonnenbrillen, ziemlich langen Haaren und Zigaretten in den Mundwinkeln aus. Dann begeben sie sich in ihr „Raumschiff Orion“ genanntes Großbüro der Kölner Herstatt-Bank und heben die Finanzwelt aus den Angeln: Ihre windigen, kaum zu durchschauenden Geschäfte sind Wetten auf Devisenkurse, die 1974 zur bis dato größten Banken-Pleite der Nachkriegszeit führen.

„Goldjungs“ heißt der satirische Film zu dem Stoff von Regisseur Christoph Schnee, die ungewöhnliche Idee und die Vorarbeiten gehen auf den in Hennef lebenden Produzenten, Autor und Regisseur Uwe Kersken zurück. Die Erstausstrahlung im Ersten war am 5. Mai.

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Eine Truppe wild zockender Broker: Die „Goldjungs" um Mick Sommer (Tim Oliver Schultz, links) im Handelsraum der Herstatt-Bank. Foto: WDR/Frank Dicks

„Einerseits war das sehr lokal, Anleger und Sparer aus allen Schichten Kölns hatten Angst um ihr Geld, andererseits war es einer der größten Bankenskandale der Welt“, schildert Kersken im Gespräch. „Hinterher hat man sogar den Begriff Herstatt-Risk erfunden.“ In die damalige Zeit kann er sich gut hineinversetzen: Lebenshungrig sei man in den wilden 60er und 70er Jahren gewesen, nach den biederen ersten Jahren der Nachkriegszeit.

Zu den wilden Feierabend-Parties der Banker läuft im Film „Rock’n’Roll“ von Led Zeppelin, an anderen Stellen Radar Love von Golden Earring und „Get It On“ von T-Rex. Ganz anders wirkt der gutmütige und eigentlich seriöse Bankdirektor und Karnevalsenthusiast Iwan Herstatt, der wegen einer Krankheit mitunter einnickt, wenn ihm der durchtriebene Chefdevisenhändler Mike Sommer, eine fiktive Figur, seinen nächsten Coup erläutert.

Als alles in der Katastrophe endet, verliert der Bank-Eigentümer Hans Gerling mehr als die Hälfte seines Konzerns. Gespräche mit einer Tochter Gerlings waren eine wichtige Quelle für Kersken, der das Haus seit Jahrzehnten kannte: Bei Gerling habe es eine gute Versicherung für Filmschaffende gegeben. Für einen Film über Adenauer habe er in den Gerling-Gebäuden drehen dürfen.

Als Psychologiestudent beim WDR angefangen

Als Kersken 1970 nach Köln kam, brauchte der Psychologiestudent erst einmal einen Job. „Ich wollte meinen Eltern nicht mehr auf der Tasche liegen“, deshalb sei er ausgezogen. „Hann se ne Führersching?“ war die erste Frage, als er beim WDR nachfragte, kurz darauf fuhr er mit Kamerateams von Dreh zu Dreh. „Können Sie auch Ton?“ lautete die nächste Frage: „Das hatte ich zwar nicht gelernt, aber ich habe mich getraut.“ Als Tonmeister war Kersken darauf bei einer Reihe von TV- und Kinofilmen beteiligt, später Mitglied der Tagesschau-Redaktion.

Sein Diplom machte er noch, arbeitete aber nur kurz als Psychotherapeut. Freudianisch sei er zwar ausgebildet, aber kein Analytiker geworden. Einer seiner Professoren, der Direktor des Psychologischen Instituts Wilhelm Salber (1928 bis 2016), beschäftigte sich passenderweise mit Film- und Kunstanalyse und war Gutachter der FSK der Filmwirtschaft.

„Das Virus Film ging nicht mehr weg“

„Das Virus Film ging nicht mehr weg“, stellt Kersken im Rückblick fest. Sein erster eigener TV-Film als Regisseur und Drehbuchautor ging 1987 der Geschichte des legendären Rheinhotels Dreesen nach, in dem Nazi-Prominenz ebenso wie die jüdische Gemeinde unterkamen. „Eine irre Geschichte“, so Kersken. 1990 gründete er seine Produktionsfirma Gruppe 5. „Mit der habe ich wahnsinnig viel gemacht.“

Ein Highlight ist aus seiner Sicht die Dokureihe „Die Deutschen“, eine Serie in zwei Staffeln mit jeweils zehn Folgen (2008/2010), an die er und die Redaktionen unter Peter Arens und Guido Knopp „einfach geglaubt hätten“. In Schulen werde die Serie bis heute immer wieder gezeigt, sie werde einfach nicht alt. „Das kann mir niemand mehr nehmen.“ Spielszenen wurden in Deutschland, Rumänien und auf Malta gedreht. Ein Glücksfall sei der rumänische Schauspieler Vlad Radescu gewesen: „Der sah einfach aus wie Bismarck.“

Uwe Kersken hat eine lange Filmografie

Kersken kann eine lange Filmografie vorlegen, Filme über wichtige Frauen der Geschichte wie Sophie Scholl, die Geschichte Chinas und die Welt in 50 Jahren – um nur eine von mehreren ZDF-Terra-X-Produktionen zu nennen, oder „Die Juden - Geschichte eines Volkes“, „Geschichte des Südwestens“ und „Die Germanen“ für die ARD.

Als Honorarprofessor an der Internationalen Filmschule, an der er die Masterclass Non-Fiction initiiert hat, sieht er die Situation angehender Filmemacher kritisch: „Es gibt viel zu wenig Nachwuchs.“ Für einen Film brauche man eigentlich sehr viele Gewerke, doch oft müssten Kamera und Ton von einer Person erledigt werden. Gleichzeitig seien die Anforderungen sehr hoch. Habe man früher mit einem Exposé auf einer Seite den Zuschlag für eine TV-Produktion bekommen, müsse man heute ganze Drehbücher für einen Halbstünder vorlegen. Seinen Studierenden eröffnet er daher auch den Blick über den deutschen Tellerrand, denn die müssten so präsentieren und schreiben können „wie internationale Firmen das gewohnt sind“.

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Er selbst kann sich gut vorstellen, Albrecht Dürer einen Film zu widmen oder dem „Schinderhannes“ Johannes Bückler, der vor mehr als zwei Jahrhunderten ebenfalls unorthodoxe Wege beschritt, um zu Reichtum zu kommen. Kersken: „Einerseits wurde er verherrlicht wie Robin Hood, andererseits wurde er zu einem grausamen Verbrecher, den nur seine zweite Frau, seine große Liebe, bändigen konnte.“

Zur Person Uwe Kersken

Uwe Kersken wurde 1949 geboren und lebt in Hennef. Der studierte Diplom-Psychologe und Psychotherapeut, arbeitet seit 1985 als Fernsehproduzent, Autor und Regisseur mit den Schwerpunkten Geschichte und Wissenschaft für den deutschen und internationalen Fernsehmarkt. Die international bedeutenden Filmdatenbank Internet Movie Database (IMDb) listet ihn mit 77 Einträgen als Produzent, 55 Mal als Autor und zwölf Mal als Regisseur.

Viele seiner Serien waren Coproduktionen mit Discovery, National Geographic USA oder History Channel, BBC, NHK, Japan France TV und Arte. Preise bekam Uwe Kersken für seine Serien „Delfingeschichten“ und Fabeltiere sowie für Update 2057. Mehrfach war der Hennefer für den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis nominiert.

In der Vorproduktion beziehungsweise der Entwicklung befinden sich internationale Serien über die Einwanderer, die 1907 über Ellis Island in die Vereinigten Staaten kamen, über „Patria Nostra“, über die vielen Deutschen in der Fremdenlegion im Algerienkrieg und über Alexander den Großen. (ah)