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Kein Einlass in den Altenberger DomHennefer Pilger erleben unliebsame Überraschung

Lesezeit 3 Minuten
Pilger in Hennef

Birgit Zander mit Hündin Paula, Lukas Bohr und  Brigitte Helfen (von links) beim Pilgern im Bergischen. Nur in Odenthal-Altenberg wurde das Trio abgewiesen.

  1. Die Pilger wollten im Dom eine Kerzen anzünden und kurz innehalten, doch reingelassen wurden sie nicht.
  2. Eingelassen wurden nur Besucher eines Konzertes.
  3. Der leitende Pfarrer äußert sein Bedauern.

Hennef – „Mit Gott und ohne Geld“ war ein franziskanisches Pilgertrio eine Woche lang unterwegs, übernachtete in Ställen und Unterständen und wurde allenthalben freundlich aufgenommen. Nur am Ziel, dem Altenberger Dom, offenbar nicht.

„Die Situation war schon grotesk“, erinnert sich Birgit Zander. „Die Herzlichkeit, mit der wir auf unserem Pilgerweg aufgenommen wurden, war überwältigend, und dann werden wir vor der Kirche unfreundlich und emotionslos abgewiesen, ohne ein Wort der Erklärung oder des Bedauerns.“

Hoffnung auf Einlass

Die Podologin (57) aus Engelskirchen hatte sich mit Mischlingshündin Paula, der gleichaltrigen Hennefer Floristin und Gästeführerin Brigitte Helfen sowie dem ebenfalls aus Hennef kommenden Künstler und Schildermaler Lukas Bohr (38) auf den Weg gemacht. „Gegen 12.45 Uhr standen wir mit unseren schweren Rucksäcken vor dem Portal und hatten die Hoffnung, bei der Öffnung um 13  Uhr eingelassen zu werden.“

Eingelassen wurden aber nur Besucher der um 14.30 Uhr beginnenden Geistlichen Musik. Mehrmals habe sie (zuletzt unter Tränen) um Einlass gebeten, sagt Brigitte Helfen. „Wir wollten nur kurz innehalten, beten und eine Kerze anzünden. Bis zum Konzertbeginn wären wir längst wieder weggewesen.“

Besuch der Kirche

Die beiden Frauen wollten die ehemalige Klosterkirche besuchen; der Mann hätte solange auf den Hund aufgepasst. Doch das Ordnungspersonal in Domschweizeruniform habe lediglich geantwortet: „Das geht nicht. Sie kommen hier nicht rein.“ Brigitte Helfen, seit Jahren Pilgerin aus Leidenschaft, sagt, sie könne nicht verstehen, dass Pilgern dermaßen rüde der Eintritt in die Kirche verweigert werde. „Wir haben auf unserem Weg Menschen mit Suchtproblemen getroffen, mit schweren Gebrechen oder in großen wirtschaftlichen Nöten, aber wir sind noch nie von jemandem abgewiesen worden. Nicht mal in Coronazeiten.“

Ausgerechnet am Hause Gottes am Jakobspilgerweg sei ihnen die Tür verschlossen geblieben. Erst Stunden später am Nachmittag hätten die beiden Frauen den Gottesdienst besuchen können. „Wenigstens konnten wir uns kurz in der hinteren Reihe hinknien und im stillen Gebet Gott dafür danken, dass wir am Ziel unserer Wanderung angekommen sind.“

Großes Bedauern

Thomas Taxacher, leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Odenthal/Altenberg und zuvor bis Februar Kreisjugendseelsorger für den Rhein-Sieg-Kreis, äußerte sein Bedauern darüber, dass die Pilgergruppe diese Erfahrung habe machen müssen. „Das geht natürlich nicht. Die Geistliche Musik ist ein Gottesdienst mit Segensgebet, da darf auch jeder reingehen.“ Auch der Kirchenmusiker Rolf Müller, der an dem Tag im Dom gespielt hatte, sehe das so.

Vermutlich habe es ein Kommunikationsproblem gegeben, ein Missverständnis zwischen den Pilgern und dem ehrenamtlichen Ordnungsdienst, mit dem er das Problem besprechen werde. Nach Eifel, Taunus, Sauerland und dWetterau hatten die Wanderer diesmal das Bergische Land ausgewählt, Gaskocher und Lebensmittelvorräte zur Selbstversorgung immer im Gepäck. Von Hennef ging es über Hintersteimel, Linde und Bechen und dann an der Dhünntalsperre vorbei nach Altenberg.

Schnell Vertrauen aufgebaut

Abends wurden Menschen auf der Straße oder in Gärten angesprochen und um Unterkunft für die Nacht und Wasser gebeten. Manche hätten „erst komisch geguckt“, berichtet Helfen schmunzelnd, aber schnell Vertrauen aufgebaut. Beim Abschied seien auch schon mal Tränen geflossen.

In einem ehemaligen Kuhstall fanden die Pilger ebenso eine Herberge wie in einem Künstleratelier oder einer Kirchenruine. „Die Menschen geben uns etwas, und wir geben auch etwas zurück.“ Das reichte von einem handgemalten Schild, mit dem Lukas Bohr den Eier-Verkauf eines Landwirts unterstützte, bis zum Gespräch mit Menschen in Not.

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Künstler Bohr hat zudem Eindrücke von der Pilgerreise in Schwarz-Weiß-Zeichnungen festgehalten. Manche Kontakte bleiben auch bestehen. „Die Frau eines Gastgebers will sich uns nächstes Jahr anschließen.“