Enttäuschung über fehlende HilfenJuni-Flutgeschädigte aus Hennef gehen leer aus
Hennef – Sie seien nicht zum richtigen Datum überflutet worden, sagen Sabine Durst und Petra Vogel. Ihnen sowie Annette Becker und Bruno Convent ist die Enttäuschung anzumerken. Zwar können sie theoretisch auf Landeshilfen hoffen, nachdem am 4. Juni nach einem Starkregenereignis das Wasser des Lüppichbachs durch ihre Häuser rauschte, Schlamm und überflutete Keller zurückließ.
Doch sie müssen Schäden nachweisen, die nicht versicherbar waren. Genau diese Sonderregelung gibt es für die Unterstützung der Opfer vom 14. Juli aber nicht. „Bei uns gab es ähnliche Bilder wie im Ahrtal“, sagt Annette Becker. Ihr Keller lief bis zur Decke voll, durch ihre Räume schoss das sonst so kleine Bächlein wie ein reißender Strom, wie Videos zeigen.
„Wäre mein Haus am 14. Juli von Starkregen und Überflutung getroffen worden, könnte ich Soforthilfe beantragen. Da es mich aber am 4. Juni erwischt hat, kann ich es nicht.“Die Edgovener wissen selbst, dass das Ausmaß der Zerstörungen nicht vergleichbar ist mit der Katastrophe fünf Wochen später. Die materiellen Schäden aber sind durchaus ähnlich. „Es ist daher unverständlich und enttäuschend, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.“
Sie hat sich an Ministerpräsident Armin Laschet gewandt, damit die Bedingungen angeglichen werden. Bis zum Dienstag habe sie allerdings keine Antwort erhalten, nicht einmal eine Eingangsbestätigung. Bürgermeister Mario Dahm hatte sich ebenfalls an Düsseldorf gewandt, bislang blieb ein Bescheid ebenfalls aus.
Das Hochwasser wirkt bei vielen noch deutlich nach. „Bei jeder dicken Wolke habe ich nur noch an den Wettermeldungen gehangen“, erzählt Petra Vogel. „Am 14. Juli bin ich Kilometer auf und ab gelaufen, um zu schauen, ob der Bach wieder drüber geht.“ Ein Lob spricht sie Stadt, Bauhof und Feuerwehr auf. „Die waren an diesem Tag wirklich gut aufgestellt, sind mehrfach vorbei gekommen und haben Sandsäcke geliefert.“
Vogel hat an ihrem Gartenzaun Folie aufgeklebt, in der Hoffnung, sich zu schützen. Ob es wirklich helfen würde, weiß sie nicht. Bei Sabine Durst ist ein etwa 100 Quadratmeter großer Keller bis unter die Decke vollgelaufen. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks sagten zu ihr und Becker: „Ihr Keller ist wirklich voll.“
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Erst als ein Zaun zur Landesstraße 125 dem Druck des Wassers nicht mehr standhielt, wurde es an jenem Abend besser für sie. Ihr Haus steht direkt gegenüber dem Kindergarten. Die Betreuung musste in die Sporthalle der Hanftalschule verlegt werden. Andere Edgovener aus der Nachbarschaft haben alles verloren, weil sie im Souterrain gewohnt haben.
Überwältigt sind Becker, Convent, Durst und Vogel von der Hilfsbereitschaft der Menschen. Noch in der Nacht kamen sie mit Schaufeln und Gummistiefeln, halfen, den Schlamm herauszuholen. Da seien Freundschaften entstanden.