Manufaktur an der SiegHennefer hat Salbe für den Pferdefuß entwickelt
Hennef/Eitorf – In edlen, silberfarbenen Dosen kommt die Creme daher, doch was Kosmetik fürs Gesicht sein könnte, ist Salbe für den Fuß. Den Pferdefuß, um genau zu sein, denn auch Hufe brauchen Pflege. Das ist das Metier von Herbert Niesel aus Hennef.
Der Huforthopäde hat tagtäglich mit Pferdehufen und ihren Problemzonen zu tun. Strahlfäule zum Beispiel, bei dem das Hufhorn durch Bakterien zersetzt wird. „Unzufrieden“ sei er mit den Produkten gewesen, die es dagegen auf dem Markt gibt, erzählt Niesel. „Die sind wässrig und haften nicht am Huf, sondern laufen wieder raus.“ Wenig praktikabel fand er das, zumal die Tinkturen häufig sogar mehrmals am Tag aufgetragen werden müssten. Auch mit den Wirkstoffen war er nicht glücklich: Kupfer und Aluminiumsulfate seien dies in den meisten Fällen, „die trocknen aber nur aus“.
Anderthalb Jahre an der Rezeptur getüftelt
Gemeinsam mit seiner Kollegin Inga Ross aus Eitorf fing er an zu tüfteln. „Wir wollten etwas anderes, eine Salbe, die gut haftet, andere Wirkstoffe hat und nur einmal in der Woche angewendet werden muss“, berichtet er. „Wir kannten die Wirkstoffe aus der Praxis und haben uns das zunutze gemacht.“Knapp anderthalb Jahre experimentierte das Duo an der Rezeptur, ließ die die rechtlichen Grundlagen durch eine Rechtsanwältin festzurren, gründete eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und testete die Salbe dann ein Dreivierteljahr an eigenen Pferden und denen, die ihre Kunden zur Verfügung stellten. Und siehe da: Es wirkte so, wie sie sich das vorstellten. „Die meisten Kunden aber waren überrascht, weil die Strahlfäule innerhalb kürzester Zeit abklang“, erzählt Niesel.
In der „Hexenküche“ ihres Start Ups in Eitorf, wie er den Raum schmunzelnd nennt, stellen Niesel und Ross die Salbe seit 2018 selber her und füllen sie in die eigens dafür zugelassenen Dosen aus Aluminium. Plastik kam für die beiden nicht infrage, Glas war keine Option, weil es zerbrechen kann. „Wir wollten auch, dass es wertig aussieht, und es musste ins Auge fallen“, so Niesel. Daher entwarfen die beiden auch ein Design, das an einen Huf erinnert und mit auffälligen schillernden Strahlen auf dem Etikett. „Der Name Strahlend hat etwas mit glücklich sein zu tun, aber im Wort ist auch der Hornstrahl, um den es ja geht, enthalten“, erläutert der 57-Jähige, der seit 2006 als selbstständiger Huforthopäde arbeitet. Den Namen und das Logo ließen sich Niesel und Ross europaweit schützen.
700 Dosen im Jahr stellt die Manufaktur her
Mit 70 Dosen starteten sie ihre Herstellung. Jetzt, knapp drei Jahre später, stellen die beiden in ihrer Manufaktur rund 700 Dosen „Strahlend“ im Jahr her. Das zweite Produkt „Fill up“ ist seit vergangenen Herbst auf dem Markt, das Risse und Spalten im Huf auffüllt, antiseptisch und antimykrotisch ist. „Anders als Konkurrenzprodukte haftet es besser und hat mehr mineralische Anteile, also mehr Struktur“, wirbt Niesel. „Wir haben daran auch wieder lange getüftelt.“
Beide Produkte vertreiben sie über ihren Online-Shop aber auch Händler haben Interesse bekundet, die Salben ins Programm aufzunehmen. Trotz der steigenden Nachfrage wollen die Macher die Herstellung nicht an eine Firma abgeben, sondern als Kleinunternehmen weiter arbeiten. „Wir haben da einfach zu viel Freude dran“, bekennt Niesel lachend. Zweimal die Woche trifft er sich mit Inga Ross in der „Hexenküche“, um zu produzieren, aber auch um die Dosen zu etikettieren und die Buchführung zu machen.
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„Wir haben große Lust, noch mehr Zeit in unsere Manufaktur zu investieren und hoffen, daraus ein zweites Standbein machen zu können“, erzählt Niesel. „Wir haben viel Herzblut da hineingesteckt. Und es ist wunderschön, wenn man weiß, man hat ein Produkt, das funktioniert, von dem die Kunden begeistert sind. Das gibt einem viel Zufriedenheit und macht einen glücklich.“