Wegen Mikroplastik in der UmweltGrüne fordern Änderung der Hennefer Kunstrasen
- Künstliche Rasen sind leichter zu pflegen als natürliche.
- Doch das Füllmaterial, was oft aus geschredderten Gummi besteht, kann schlecht für die Umwelt sein.
- Daher haben die Grünen vorgeschlagen, andere Materialien zu nutzen.
Hennef – Noch während der Arbeit an einem Beschlussvorschlag zu einem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen zu den Kunstrasenplätzen flatterte ein Schnellbrief des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen ins Rathaus. Es geht um die Verbreitung von Mikroplastik in der Umwelt.
Das Füllmaterial auf den Kunstrasenplätzen ist geschreddertes Gummi, oft von Autoreifen. Durch die Nutzung, durch Wind und Regen trägt es sich ab, verteilt sich außerhalb des Sportplatzes und kann so in Gewässer und schließlich ins Meer gelangen. Die Grünen hatten vorgeschlagen, Kork oder Sand zu benutzen, gegebenenfalls zu Naturrasenplätzen zurückzukehren.
Verbot träfe Städte und Gemeinden hart
Das Schreiben aus Düsseldorf zeigt die Problematik auf. Die Europäische Kommission hat die European Chemical Agency beauftragt. Sie soll prüfen, ob bestimmte Mikroplastikarten, die bewusst in die Umwelt freigesetzt werden, verboten werden müssen. Die Agentur hat inzwischen einen Beschränkungsvorschlag gemacht, darunter fallen auch die Füllstoffe für Kunstrasen. Das Verbot soll 2021 in Kraft treten, der Austrag des Granulats wäre dann ab 2022 vollständig verboten. Das träfe die Städte und Gemeinden hart. Eine Übergangsfrist ist nicht vorgesehen. Für Hennef könnte das nach Schätzungen der Verwaltung gut 500.000 Euro Kosten bedeuten.
„Es wäre sinnvoll, die Kunstrasenplätze schnell neu aufzufüllen“, forderte Christian Gockel, Sprecher der Grünen im Ausschuss für Kultur, Sport und Städtepartnerschaften. Den Antrag seiner Fraktion ergänzte er um die Formulierung, dass sukzessive jedes Jahr ab 2020 bei je einem Platz die Füllung umweltverträglich ausgetauscht wird.
CDU fordert Umgang mit Sensibilität
Der Beigeordnete und Sportdezernent Martin Herkt sah in Sand, Kork oder Kokos keine Alternative. Während bei Sand die Verletzungsgefahr sehr viel höher sei, könne es bei den Naturmaterialien zu Schimmelbefall kommen. Der Umbau zu Naturrasenplätzen war schnell aus der Diskussion, er würde mit rund fünf Millionen Euro zu Buche schlagen. Herkt betonte noch einmal, dass die Hennefer Plätze, bis auf einen am Stadion, nahezu geschlossene Systeme und nicht an die Kanalisation angeschlossen seien. Allerdings werde das Granulat dennoch in die Umwelt getragen – durch die Sportler selbst, aber auch durch Wind und Wetter.
CDU-Sprecher Thomas Wallau meinte: „Schnellbrief heißt nicht Schnellschuss.“ Mit großer Sensibilität solle man an das Thema herangehen und in Ruhe überlegen. Außerdem müsse mit den Spitzenverbänden des Sports und den Herstellern der intensive Austausch gesucht werden. Er formulierte einen Beschlussvorschlag, nach dem ab der nächsten Renovierung nach neuesten ökologischen, ökonomischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen in Absprache mit allen Akteuren gehandelt werden solle. Die Grünen scheiterten mit ihrer Forderung nach schnellerem Austausch, die Linke enthielt sich, alle anderen stimmten dagegen.