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InklusionsangebotGoldis Stadtcafé eröffnet in Hennefs Zentrum

Lesezeit 4 Minuten
Golnaz Jabbar Zadegan (l.) wird Ende August ihr Stadtcafé an der Frankfurter Straße eröffnen. Die 14 Jahre alte Mara Fuchsgruber wird die erste Praktikantin sein.

Golnaz Jabbar Zadegan (l.) wird Ende August ihr Stadtcafé an der Frankfurter Straße eröffnen. Mara Fuchsgruber wird die erste Praktikantin sein.

Im zweiten Café von Golnaz Jabbar Zadegan arbeiten Menschen mit Handicaps. Die Eröffnung ist für den 25. August geplant.

Es wird noch gemauert, verrohrt und verlegt in dem Ladenlokal an der Frankfurter Straße, wo sich früher das Testzentrum und noch früher eine zweite Filiale von Rüdells Parfümerie befand. Doch Folien an den Scheiben verraten schon, wer hier bald die Hennefer verwöhnen will: „Goldis Stadtcafé“ wird, wenn alles glattläuft, am 25. August eröffnen.

Golnaz Jabbar Zadegan erfüllt sich damit einen Traum. Sie liebt Kaffee und gutes Frühstück. Und sie möchte Arbeitsplätze für Menschen mit Handicaps schaffen. Die Idee hat auch Rafael Fuchsgruber und seine Ex-Frau Ute Fuchsgruber begeistert. Seine Partnerin, Tanja Schönenbörn, ist inzwischen die wohl beste Freundin von deren Tochter Mara. Die 14-Jährige besucht die Förderschule in der Geisbach und muss jetzt ein Praktikum machen.

Ein Goldi gibt es schon in Siegburg-Seligenthal

Die Dauerläufer, die auch schon mal mehr als 1000 Kilometer durch Namibia gerannt sind, gerieten an Jabbar Zadegan und waren gleich begeistert. „Golnaz macht das mit so viel Liebe und Herz“, schwärmt Fuchsgruber. Eigentlich ist sie Mitarbeiterin des städtischen Ordnungsdienstes. Aber schon seit September 2022 betreibt sie ihr „Goldi“ beim Pflanzenmarkt Ahrens + Sieberz in Siegburg-Seligenthal mit Menschen mit Handicaps.

Doch für die ist es gar nicht so einfach, dahin zu kommen. Außerdem wohnt die 52-Jährige in Hennef und würde gern etwas in der eigenen Stadt machen. Als sie den Standort am Eingang zum Markt entdeckte, war sie sofort angetan. „So ein Café gibt es in Hennef noch nicht. Das ist der richtige Platz für uns, zentral gelegen und groß genug.“ Fuchsgruber unterstützt sie: „Das ist eine gute Idee, das wird schön.“

Ich mag Dekoration total gerne, die werde ich hier auch verkaufen.
Golnaz Jabbar Zadegan, Cafébetreiberin

22 Plätze sind im Inneren vorgesehen, dazu kommt noch Außengastronomie. „Seit Mai bin ich schon hier drinnen. Aber bis alle Genehmigungen zusammen waren, hat es gedauert“, erzählt sie. In der Zwischenzeit hat sie eingekauft, besonders in den Niederlanden. „Ich mag Dekoration total gerne, die werde ich hier auch verkaufen.“ Ein Team von fünf Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter hat sie schon, inklusiv und international.

Die Kaffeemarke, „Costa“, hat sie sich bewusst ausgesucht. Auch ihren Brötchen- und Kuchenlieferanten wird sie behalten – Stommel aus Neunkirchen-Seelscheid. „Ich hatte keine Ahnung von Gastronomie“, erinnert sie sich an ihren Start. Aber Energie und Ideen. „Wenn ich die Gesichter der Eltern und die der Menschen mit Handicap sehe, dann gibt mir das Kraft.“

Golnaz Jabbar Zadegan wird Ende August ihr Stadtcafé an der Frankfurter Straße eröffnen. Ihre Deko, inklusive Stühle und Tische, hat sie vor allem in Holland gekauft.

Golnaz Jabbar Zadegan wird Ende August ihr Stadtcafé an der Frankfurter Straße eröffnen. Ihre Deko hat sie vor allem in Holland gekauft.

Sie ist damit groß geworden, ihre ältere Schwester ist eingeschränkt. „Es hat mich mitgenommen, wenn ich eingeladen wurde und sie nicht, wenn Fotos mit mir gemacht wurden, aber nicht mit ihr.“ Das ist ihre Triebfeder: „Wir sind alle gleich, jeder und jede hat eine Fähigkeit.“ Jabbar Zadegan ist 1987 aus dem Iran nach Deutschland gekommen, mit 200 Mark.

„Goldis Stadtcafé“ soll von 7 bis 19 Uhr geöffnet sein

Sie hat Schiebedächer eingebaut, später eine Sicherheitsfirma gehabt. Unter anderem hat sie dem Satiriker und Moderator Jan Böhmermann Personenschutz gegeben. Jetzt investiert sie ihre gesamte Freizeit, das Erbe ihrer Mutter und noch einen Kredit in ihr neues Projekt. Sie streicht und hämmert, sucht aus und schließt Kontakte, etwa zum Integrationsfachdienst Bonn/Rhein-Sieg.

Kommen neue Praktikantinnen oder Praktikanten, ist sie auf jeden Fall am ersten Tag dabei. „Sie sollen etwas mitnehmen. Deshalb schauen wir genau: Wer ist für was wie fit?“ Zu tun gibt es für jeden etwas. Mara, Fuchsgrubers Tochter, sieht jedenfalls mit gespannter Erwartung auf ihr 14-tägiges Praktikum. Sie ist gleich nach der Eröffnung dabei.

Von 7 bis 19 Uhr wird „Goldis Stadtcafé“ geöffnet sein. „Frühstück ist für mich eine ganz wichtige Mahlzeit.“ Goldis Frühstück für zwei in der Etagere wird es genauso geben wie vegane und vegetarische Angebote. Die 52-Jährige träumt schon weiter: „Wir reisen, jede Woche in ein anderes europäisches Land. Mit Schweden fangen wir an.“ Gastro und Deko, das ist ihr Geschäft, mit vielen weiteren Überlegungen.

So denkt sie darüber nach, mit welchen Mitteln sie ihre inklusiven Mitarbeiter, die vielleicht nicht lesen können oder sich nicht trauen, einfach Menschen anzusprechen, ausstattet. „Bei uns werden die Kunden ankreuzen, was sie bestellen möchten“, ist eine Idee. Und wer noch Kaffee oder Tee möchte, muss nur den Deckel der Kanne aufstellen. Lesungen, „Ladys night“, Feiern: Jabbar Zadegan sprudelt schon jetzt vor Ideen für immer weitere Projekte.