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Traumreise wird AlbtraumHennefer Ehepaar sitzt auf Kreuzfahrt „Costa Deliziosa“ fest

Lesezeit 4 Minuten

Jürgen und Hildegard Heinzer saßen vor Sizilien wegen eines Corona-Verdachts in ihrer Kabine fest.

  1. Am 5. Januar ist das Ehepaar Heinzer für eine Weltreise an Bord der „Costa Deliziosa“ der italienischen Reederei Costa Crociere gegangen.
  2. Die Corona-Pandemie änderte die komplette Kreuzfahrt.
  3. Seit dem 14. März durften sie das Schiff nicht mehr verlassen und versuchen seitdem nach Deutschland zurückreisen zu können.

Hennef – Diese Weltreise hatte sich Jürgen Heinzer sicher ganz anders vorgestellt. Der frühere Leiter der Richard-Schirrmann-Schule in Bröl, einer Förderschule des Kreises, war mit seiner Frau Hildegard am 5. Januar an Bord der „Costa Deliziosa“ der italienischen Reederei Costa Crociere gegangen, um die Ozeane dieser Erde und alle Kontinente zu sehen. Am 26. April sollte die Kreuzfahrt in Venedig enden. Doch die weltweite Corona-Pandemie veränderte alles.

Am 12. Februar erfuhren die Hennefer, dass Asien vom Programm gestrichen ist, wegen des Virus. Am 20. Februar endlich informierte Kapitän Nicolo Alba über die neue Route, über Hobart, Adelaide, Albany, Perth, Mauritius, La Réunion, Madagaskar, Seychellen und die Malediven zurück auf die alte Tour.

Wollen nur noch zurück nach Deutschland

Eigentlich eine Traumroute. Doch seit dem 14. März sind sie nicht mehr vom Schiff heruntergekommen. Sie sind in Albany/Australien los gefahren, in Perth durften sie schon nicht mehr an Land. „Wir sind frustriert, wir sind traurig, wir sind wütend“, beschreibt der 62-Jährige seine Gefühlslage. „Wir werden vertröstet und manchmal nicht einmal das.“ Eigentlich will er nur runter vom Schiff und zurück nach Deutschland. Stattdessen fahre die „Costa Deliziosa“ an allen Orten vorbei, wo es Rückflugmöglichkeiten gebe.

In Adelaide, vor der großen Irrfahrt, begegneten sie Kängurus.

Vom Reiseanbieter ist er enttäuscht. „Statt auf direktem Weg zurück fahren sie Zickzack“, so hat er die Planung erlebt. Informationen kommen spät oder gar nicht. Am 31. März schrieb er mit einigen anderen deutschen Passagieren einen Brief an Reederei, Kapitän und das Auswärtige Amt. Da hatten sie schon 16 Tage Quarantäne hinter sich. In dem Schreiben formulierte er den Eindruck, dass Costa die Reise unbedingt zu Ende bringen wolle, um Schadensersatzansprüche zu vermeiden.

Quarantäne für rund 1800 Passagiere

Immerhin kam danach der Kontakt mit Jörg Rudolph, Generalmanager Deutschland für Costa Crociere, zustande. Der kümmere sich täglich um sie, erklärt Heinzer. Die Verbindung zu ihm über WhatsApp-Telefon ist zuweilen unterbrochen, zerhackt. Eine Lösung sei bislang nicht in Sicht. In einem Gespräch mit dem Reedereivertreter hörte Heinzer vor ein paar Tagen Vögel in dessen Garten zwitschern: „Das war eine Freude, ein Ohrenschmaus.“

Am Donnerstag spitzte sich die Situation noch einmal zu. Inzwischen war die „Costa Deliziosa“ über Oman und den Suezkanal ins Mittelmeer gelangt. Ein 40 Jahre alter Italiener war schwer erkrankt. Ein Tenderboot brachte ihn nach Sizilien, Verdacht auf eine Covid-19-Infektion. Die rund 1800 Passagiere mussten in ihren Kabinen bleiben. Das Essen wurde ihnen vor die Tür gestellt, mit zwei Flaschen Wasser. Später räumte die Besatzung die Reste wieder ab – vor der Tür. „Wir sind mürbe, wir ergeben uns in die Situation“, so Heinzer.

Keine Genehmigung für andere Länder

Jörg Rudolph von der Reederei bestätigt den Verdachtsfall, gibt indes Entwarnung. Die beiden durchgeführten Tests seien beide negativ gewesen. „Der Gast hatte normale Grippeerscheinungen“, erklärte er in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Es habe eigentlich keine Möglichkeit gegeben, das Virus einzufangen. „Das Schiff hat zwar Proviant aufgenommen, aber da ist keiner an Bord gekommen und keiner an Land gegangen.“ Die Probleme mit der Rückreise gebe es seit Australien.

Auf Teneriffa war die Weltkreuzfahrt noch eine Traumreise.

„Wir haben keine Genehmigung in anderen Ländern bekommen, selbst in Malta nicht. Alle machen ihre Grenzen dicht.“ An Malta erinnert sich Heinzer noch. „Wir haben in der Nacht mitten auf dem Mittelmeer gestoppt. Wir waren ein Spielball der Wellen.“ Einige haben persönlich Kontakt zum Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen aufgenommen. Der ehemalige Schulleiter ist sicher, dass die Aktionen der Passagiere dazu geführt haben, dass jetzt endlich auf Staatsministerebene verhandelt werde.

Am Mittwoch endlich ausgeschifft

Für die Spanier an Bord sei eine Lösung gefunden, sie sollen in Barcelona ausgeschifft werden. Vielleicht auch die Deutschen, noch aber gebe es keine Freigabe. „Unser Wunsch ist es, dass die Passagiere zurückfliegen können, Flugzeuge gab es genug“, so Rudolph, der schon mit Außenminister Heiko Maas telefoniert hat. „Ich hätte mir gewünscht, dass sie längst zu Hause sind.“ Psychologische Unterstützung will sein Unternehmen dann anbieten.

Entschädigungsangebote gab es schon, wie Heinzer berichtet, 35 Prozent Geld zurück oder einen 50 Prozent-Gutschein auf die nächste Reise. Doch das ist für ihn derzeit kein Thema. Am Samstag kurz vor Mitternacht kam dann die Erlösung: Barcelona und Marseille werden es nicht, aber am Dienstag wird Genua erreicht. Und am Mittwoch werden die Deutschen endlich ausgeschifft. Eine Hoffnung von Heinzer aber wird sich wohl nicht erfüllen: „Das ganze Schiff hat gehofft, wenn wir nach Hause kommen, ist alles besser.“