Der Plan einer Erddeponie in Meisenbach beunruhigt die Einwohner des Dorfes. Im Kreishaus übergaben sie mehr als 1000 Protest-Unterschriften.
1000 Unterschriften übergebenBürger protestieren gegen Planungen für Erddeponie in Hennef
Ein Dutzend Frauen und Männer aus Meisenbach erweckte am Montagmittag vor dem Kreishaus in Siegburg die Aufmerksamkeit der Passanten. Im Gepäck hatten sie Unterschriften von fast allen 74 Einwohnern ihres Dorfes und ein zwei Meter hohes Transparent, auf dem sie ihre Botschaft klar ausdrückten: „Stop, keine Deponie in Meisenbach!“
Die Überlegungen der RSEB, einer Tochter der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft, die Fläche hinter dem Drei-Herren-Stein von dem aus Meisenbach stammenden Grundeigentümer für eine Deponie zu pachten, treibt die Dorfbewohner schon seit Monaten um. Erdaushub und Bauschutt sollen dort über zehn Jahre auf sieben Hektar bis zu zehn Meter hoch abgeladen werden. „Ein kleiner Berg, das ist ein Unding“, findet nicht nur Rolf Boddenberg.
Um Sprecherin Birgit Boddenberg bildete sich eine Bürgerinitiative, die nicht nur im Ort Unterschriften gegen das Projekt sammelte. An zwei Tagen war die Initiative auch auf dem Pantaleon-Schmitz-Platz in Uckerath präsent, bei Freunden und Vereinen lagen ebenfalls Listen aus. Das Paket, das die Boddenbergs und ihre Mitstreiter jetzt Landrat Sebastian Schuster übergaben, umfasste insgesamt 1065 Protestunterschriften.
Der Landrat lobte den bereits vorher eingereichten Eingabe der Meisenbacher, „wir haben selten so umfangreich formulierte Bürgeranträge“. Der Kreisausschuss werde die Angelegenheit an den zuständigen Fachausschuss weiterleiten, in dessen Sitzung die Initiative dann auch mündlich eine Stellungnahme abgeben könne.
Initiative befürchtet, dass 300 Sattelschleppern im Monat anrollen
Vom Rederecht im Ausschuss will die Initiative auf jeden Fall Gebrauch machen. Sie sieht eine ganze Reihe von Nachteilen, die eine Erddeponie mit sich brächte: Neben Lärm, Schmutz und Staub negative Auswirkungen auf die Landschaft und die nahen, unter Naturschutz stehenden Bäche sowie auf die Fauna nebst Rotmilan und Ameisenbläuling.
Zudem wird befürchtet, dass monatlich 300 Sattelschlepper zusätzlich über die ohnehin stark belastete B8 nach Meisenbach rollen und auf die enge Dorfstraße geraten könnten. „Wenn die Fahrer nach Navi fahren, haben wir die im Ort stehen“, so Boddenberg. Zwei Heimatforscher aus Buchholz (Rheinland-Pfalz) verwiesen beim Treffen mit dem Landrat auch auf die historische Bedeutung der Umgebung am Drei-Herren-Stein.
Einige Kommunalpolitiker haben die Sache bereits im Blick. Wolfgang Gembicki (SPD) gehörte am Montag zu der Meisenbacher Abordnung. Er berichtete von schlechten Erfahrungen von Anliegern der Erddeponie in Petershohn. Dort sei das Ordnungsamt selbst bei gemeldeten Verstößen gegen Auflagen nie eingeschritten. Monika Grünewald, umweltpolitische Sprecherin der CDU im Kreis, erklärte, dass das Thema im Kreis-Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft besprochen werden müsse. Der Verwaltung lägen bereits Fragen ihrer Fraktion vor.
Landrat Schuster und Umweltdezernent Tim Hahlen sagten in dem rund halbstündigen Gespräch mit den Meisenbachern, dass mehrere Untersuchungen etwa zu Verkehr, Umwelt, Artenschutz und Verträglichkeit mit der Nachbarschaft ausstünden. „Wir werden alles in einem ordentlichen Verfahren prüfen“, versicherte Hahlen. Man habe aber noch keine Details auf dem Tisch.
Bisher hat die RSEB auch noch keinen Antrag für eine neue Erddeponie gestellt. Da die Erddeponie in Petershohn in den nächsten zwei bis drei Jahren maximal befüllt ist, wird ein neuer Standort gesucht. Schuster betonte die grundsätzliche Notwendigkeit einer Deponie für Erdaushub: „Wenn sie nicht nach Meisenbach kommt, muss sie irgendwo anders hin.“