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DiplomausstellungAbsolventen der Rhein-Sieg-Akademie Hennef präsentieren ihre Arbeiten

Lesezeit 4 Minuten
Sieben Absolvent*innen stellten ihre Arbeiten in den Räumen der Rhein-Sieg Akademie aus, hier steht Lilly Büsen in ihrem Café „Tinte im Tee“.

Sieben Absolvent*innen stellten ihre Arbeiten in den Räumen der Rhein-Sieg Akademie aus, hier steht Lilly Büsen in ihrem Café „Tinte im Tee“.

Sieben Studierende zeigen an der Wehrstraße ihre Abschlussarbeiten, von Kinder- und Sachbüchern bis zu Proteinkonfitüre und Modelabeln.

Tinte im Tee heißt das – noch – fiktive Café, auf das die Besucherinnen und Besucher gleich an der Eingangstür der Diplomausstellung der Rhein-Sieg-Ademie stoßen. Lilly Büsen bietet einen wohlschmeckenden Kaffee an, ihr Thema aber sind Tattoos. Die 24-Jährige ist freie Tätowiererin und hat ihre Leidenschaft für den Körperschmuck während des Studiums entdeckt.

Ich möchte damit einen safer space, einen geschützten Raum schaffen.
Lilly Büsen, Absolventin der Rhein-Sieg-Kunstakademie in Hennef

Ihre Idee ist ein Tattoo-Café für die queere Gemeinschaft, ein Ort, an dem sich Kunden und Tätowierer treffen und sich wohl fühlen können. „Ich möchte damit einen safer space, einen geschützten Raum schaffen“, sagt die Absolventin, die stolz darauf ist, als Einzige in der Regelstudienzeit von neun Semestern fertig geworden zu sein.

Aus dem Kaugummiautomaten können Gäste ein Überraschungstattoo ziehen

Zu ihrem Sortiment gehört Farbe, die nur vier Bestandteile enthält und auch für Allergiker geeignet ist. Als Werbemittel hat sie einen Kaugummiautomaten, an dem Neu- wie Stammkunden sich eine Tätowierung ziehen können, für 60 Euro können, unter dem Motto: „Get what you get“. Gerne würde die Siegburgerin in einigen Jahren ihre Idee in Siegburg in die Realität umsetzen.

Mit rosa Puschelhausschuhen empfängt in der Koje daneben Lena Bochem die Gäste. Sie hat eine Kinderbuchreihe konzipiert, die sich mit Grundängsten beschäftigt. Der erste Band widmet sich der Angst in der Dunkelheit. Sie kommt erst als gruseliges Monster daher, das sich im Laufe der Geschichte zu einem lustigen entwickelt, durch die Kreativität kindlicher Fantasie.

Emely Billig hat ein Sachbuch zu Tierphobien geschrieben und mit großartigen Illustrationen gestaltet.

Emely Billig hat ein Sachbuch zu Tierphobien geschrieben und mit großartigen Illustrationen gestaltet.

Sebastian Dahm bietet die „welterste Proteinkonfitüre“ an, so sein Werbespruch in eigener Sache. Es gibt den Wunsch nach mehr Variation bei der Ernährung für Kraftsportler, vor allem beim Frühstück, so der 23-Jährige. Sein Vermarktungssymbol ist „Oma Anas“, eine Mischung aus Popeye, Miraculix und Frau Holle. Seine Konfitüre in den Geschmacksnoten Blaubeere, Erdbeere und Mango rührt er selbst mit Proteinpulver ab.

Oma Anas ist die Werbeträgerin für die „welterste Proteinkonfitüre“ von Sebastian Dahm.

Oma Anas ist die Werbeträgerin für die „welterste Proteinkonfitüre“ von Sebastian Dahm.

Seine Kojennachbarin ist Michaela Kuhl. Die Mutter einer damals sechs Jahre alten Tochter lebt in Sinzig und hat das Hochwasser der Ahr 2021 miterlebt. Sie musste in der Nacht zum 15. Juli ihr Haus verlassen, hatte aber Glück, das es nicht zerstört wurde. Doch die Erinnerungen an die Fahrt durchs Dunkel, den Lärm, die Blaulichter hat ihre Tochter beeindruckt.

Michaela Kuhl hat das Kinderbuch: „Als der Fluss bei uns klingeln kam“ zur Aufarbeitung der Schrecken des Ahrhochwassers von 2021 für ihre Tochter geschrieben und illustriert.

Michaela Kuhl hat das Kinderbuch: Als der Fluss bei uns klingeln kam zur Aufarbeitung des Ahrhochwassers von 2021 für ihre Tochter geschrieben und illustriert.

Kuhl suchte nach Büchern, die ihr beim Aufarbeiten helfen sollten. Die gab es indes nicht. Also machte sie sich für ihre Diplomarbeit selbst ans Werk. Sie schrieb und illustrierte Band 1 einer mehrbändigen Serie über aktuelle, gesellschaftsrelevante Themen, Alltagsrassismus könnte Band 2 sein. Einfühlsam zeigt sie Wege zur Verarbeitung von Ängsten auf, ohne die Dramatik jener Nacht zu verharmlosen – und das mit gelungenen Illustrationen.

Das erste Thema ist die Angst vor Spinnen, Schmetterlingen, Schlangen oder Haien

Ein Sachbuch zu speziellen Phobien hat Emely Billig geschrieben und für den ersten Band einer fünfteiligen Reihe grandiose Zeichnungen von Tieren geschaffen. Denn das ist das erste Thema, die Angst vor Spinnen. Schmetterlingen, Schlangen oder Haien. Phobie ist eine echte Angststörung, sagt die 24-Jährige. „Ich will bei Außenstehenden Verständnis dafür wecken. “

Im Eigenstudium hat sie sich zur Expertin entwickelt und in populärwissenschaftlicher Form auf 160 Seiten vielfältige Formen von Phobien beschrieben. Unterlegt hat sie das mit Erfahrungsberichten Betroffener. Wie tief sie in die Materie eingedrungen ist, zeigt der von ihr gestaltete Vorhang, der Tierphobiker vor Blicken auf die nahezu fotorealistischen Bilder schützen soll.

Niels Wieching hat ein Horror-Videospiel entworfen und gestaltet.

Niels Wieching hat ein Horror-Videospiel entworfen und gestaltet.

Nils Wieching hat ein Horror-Videospiel entworfen. Die Menschheit hat in einer weit entfernten Zukunft viele Planeten besiedelt. Aus einem der dort gefundenen Artefakten löst sich eine böse Macht aus einer anderen Dimension. Fantastische Bildwelten hat er erschaffen, dystopische Utopien als Darstellung des Bösen.

„Genderevil“ heißt das Modelabel von Veronique Monzert. „Es ist genderfluides Upcycling. Kleidung hat kein Geschlecht“, beschreibt die 23-Jährige ihren Ansatz. Die Experimentierfreude steige, sich einfach mal anzuziehen, was Spaß macht. Zielgruppe ist die queere Gemeinschaft im Alter von 15 bis 25 Jahren. „Die Menschen können mal so aussehen oder mal so. Es geht darum, anders sein zu können, auch jeden Tag.“

Gedacht ist das Projekt eines genderfluiden Modelabels zunächst für Großstädte

Monzerts Idee ist es, Kollektionen zu schaffen, nicht nur Einzelstücke. Dafür will sie die übrig gebliebene Lagerware anderer Labels aufkaufen und sie mit unterschiedlich radikalen Veränderungen neu zu gestalten. Deadstocks, also Schmuck, Schnallen, Applikationen, gehören da genau so zu. Gedacht ist das Projekt zunächst für Großstädte, wo große Modefilialisten sitzen.

Veronique Monzert konzipierte ein Modelabel für genderfluides Upcycling.

Veronique Monzert konzipierte ein Modelabel für genderfluides Upcycling.


Die Ausstellung in der Rhein-Sieg-Akademie an der Wehrstraße 12 in Hennef ist Freitag, 24. November, von 10 bis 16 Uhr geöffnet sowie am Tag der offenen Tür am Samstag, 25. November, von 13 bis 16 Uhr.