Ruppichteroth – Häufig schlägt er im Sommer seine Zelte zwischen 22 und 1 Uhr in Wiesen oder Wäldern auf. Aber nicht, um darin zu schlafen, sondern um die Schmetterlingswelt zu erkunden.
Heinz Schumacher (67) aus Ruppichteroth arbeitet als erfahrener Lepidopterologe, also als Wissenschaftler, der sich mit Schmetterlingen beschäftigt, sie erforscht und untersucht, häufig in der Natur, wenn andere Menschen zu Bett gehen. Der anerkannte Umweltexperte lockt dann mit zwei großen transportablen Lichttürmen Nacht-Schmetterlinge an, führt darüber genau Buch und fängt auch mitunter ein besonderes Exemplar, um es zu bestimmen.
Das ist nämlich oft schwierig. Einige der Tierchen können erst bestimmt werden, wenn sie präpariert und mit einem Binokular (Mikroskop für zwei Augen) betrachtet werden. Die Strahler in seinen beiden Lichttürmen, die mit Insektennetzen abgeschirmt sind, betreibt Schumacher über Autobatterie oder Aggregat.
Bei seinen Untersuchungen, bei denen der Naturschützer in einer Nacht um die 150 verschiedene Falter identifizieren kann, konzentriert er sich vor allem auf Kleinschmetterlinge, die nachts fliegen. Viele davon sind nur einige Millimeter groß. Schumacher: „Es gibt bei uns nur 40 bis 45 Tagfalterarten, aber etwa 1200 Nachtfalterarten.“
Die Hälfte der Tagfalter-Arten sei inzwischen verschwunden, weil ihr Lebensraum zerstört worden sei. Herauszufinden, welche Schmetterlinge im Rhein-Sieg-Kreis und im Bergischen Land vorkommen und in welchem Lebensraum sie zu Hause sind, ist das Hauptziel der Arbeiten. Danach können auch die Pflegemaßnahmen für Biotope und Naturschutzgebiete ausgerichtet werden. Heinz Schumacher: „Die Kenntnisse der Arten gehen in unserer Gesellschaft leider mehr und mehr verloren. Man kann aber nur schützen, was man kennt.“
Der Bröltaler, der sich schon seit Jahren in der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen engagiert und auch deren stellvertretender Vorsitzender ist, gewinnt oft erstaunliche Erkenntnisse. So entdeckte er zum Beispiel einen Sumpflabkrautbindenspanner, der in ganz Nordrhein-Westfalen als verschollen galt. Der Lehrer im Ruhestand, der häufig in Fachzeitschriften berichtet, ist als Schmetterlingskundler gefragt. Untersuchungen für Behörden und Forstämter stehen regelmäßig an. Zum Beispiel engagiert er sich auch bei Forschungen im Siebengebirge, die vom Forstamt, dem VVS (Verschönerungsverein Siebengebirge) und der Alexander-König-Gesellschaft durchgeführt werden. Federführend arbeitete er bei der Zusammenstellung der Roten Liste NRW für Schmetterlinge mit.
Und so ganz nebenbei ist der Fachmann auch noch Umweltbeauftragter der Gemeinde Ruppichteroth und setzt sich für den Bergischen Naturschutzverein (RBN) ein, dem er im Bröltal vorsteht.
Schon früh kam Schumacher zu seinem ungewöhnlichen Hobby: Nachdem er als Kind einen Braunen Bär und ein Grünes Blatt in Schaufenstern von Geschäften entdeckt hatte, beschloss er, seine ganze Aufmerksamkeit auf die Falter zu konzentrieren.
Über die Verbreitung von Arten im Gebiet der Schmetterlingsforscher-AG kann man sich im Internet informieren.nrw.schmetterlinge-bw.de