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Nicht nur Brände löschenDas erleben Feuerwehrleute im Rhein-Sieg-Kreis bei ihrer täglichen Arbeit

Lesezeit 4 Minuten
Wenn sie eine Ölspur beseitigt, streut die Feuerwehr die verunreinigte Stelle mit einem Bindemittel ab und kehrt es zusammen.

Wenn sie eine Ölspur beseitigt, streut die Feuerwehr die verunreinigte Stelle mit einem Bindemittel ab und kehrt es zusammen.

Hunderte Male im Jahr rücken die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis zu Routineeinsätzen aus. Drei Freiwillige erzählen, was sie dabei erleben.

Die freiwilligen Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis rücken aus zu Bränden, schweren Unfällen und Wasserrettungen. Doch was sie im Wortsinne zu Helden des Alltags macht, sind die vielen kleinen Einsätze, zu denen sie hunderte Male im Jahr alarmiert werden: Ölspuren, Türöffnungen oder als Unterstützung für den Rettungsdienst. Drei Feuerwehrleute erzählen, was sie dabei erleben.

Wenn Dennis Schriek, Pressesprecher der Sankt Augustiner Feuerwehr, das Stichwort „P.Tür“ auf seinem Melder liest, müssen er und seine Kameradinnen und Kameraden los, um eine fremde Wohnungstür zu öffnen. Meist warten der Rettungsdienst oder die Polizei davor.

140 Mal im Jahr rückt die Feuerwehr zu Türöffnungen aus

„Mal wird der Rettungsdienst gerufen, weil sich Nachbarn Sorgen machen, die ihre ältere Nachbarin lange nicht mehr gesehen haben und auch niemand mehr die Tür öffnet. Das kann dann in der Tat ein medizinischer Notfall sein, es kommt aber auch vor, dass die Nachbarin einfach verreist ist“, schildert er. „Manchmal bestätigt sich auch der böse Verdacht und die Einsatzkräfte finden jemanden in der Wohnung, der verstorben ist.“

Ein Türöffnungs-Set der Feuerwehr mit vielem praktischen Werkzeug.

Ein Türöffnungs-Set der Feuerwehr mit vielem praktischen Werkzeug.

Im vergangenen Jahr hatte die Feuerwehr Sankt Augustin 141 Einsätze dieser Art, also im Schnitt alle zwei bis drei Tage. Zunächst schauten die Ehrenamtlichen, ob eine Terrassentür oder ein Fenster offen stehe. Wenn nicht, muss Spezialwerkzeug ran:

Die Feuerwehr versucht, die Tür zu öffnen, ohne sie zu zerstören

„Je nach Tür versuchen wir, damit das Türschloss herauszuziehen oder die Türfalle mit einem Blech aus der Zarge zu drücken. Wenn wir damit nach kurzer Zeit keinen Erfolg haben, müssen wir mit der Brechstange oder schwerem, hydraulischen Werkzeug ran, weil meist jede Minute zählt“, so Schriek. Im Idealfall aber zerstören wir nur den Schließzylinder, da kann einfach wieder ein neuer eingesetzt werden.

Ein solcher Türöffnungs-Einsatz war es, als ein Mann in Ratingen im Mai 2023 Rettungskräfte mit einem Brandansatz angriff und lebensgefährlich verletzte. Der Gedanke an solche Anschläge sei zwar nie ganz auszuschließen, zum Glück sei Gewalt an Einsatzkräften aber die Ausnahme, ergänzt Schriek.

Tragehilfe für den Rettungsdienst in engen Treppenhäusern

Ist die Tür schließlich offen, kann der Rettungsdienst mit seiner Arbeit beginnen. Auch dabei unterstützt die Feuerwehr regelmäßig – aus verschiedenen Gründen, wie Simon Wiegand von der Hennefer Feuerwehr schildert. „Es kann sein, dass der Rettungsdienst Hilfe benötigt, um den Patienten durch ein enges Treppenhaus zu tragen oder weil er so ein hohes Körpergewicht hat.“ Das passierte im vergangenen Jahr im Schnitt einmal die Woche.

Feuerwehrleute tragen eine Patientin zu einem Rettungshubschrauber.

Tragehilfen – auch zu einem Rettungshubschrauber – gehören zu den täglichen Aufgaben der Feuerwehr.

Auch wenn Menschen aus schwer zugänglichen Bereichen, etwa dem Wald, abtransportiert werden müssten, helfe die Feuerwehr mit vier bis sechs Personen. An Gebäuden komme auch mal die Drehleiter zum Einsatz. „Das ist ein bewährtes Mittel, um Patienten schonend aus dem Obergeschoss zu retten. Die Trage wird auf dem Korb befestigt und wir können ihn über ein Fenster oder den Balkon nach unten bringen.“

Ölspuren müssen wegen der Umweltgefahr zeitnah beseitigt werden

Natürlich werde die freiwillige Feuerwehr in ihren Einsätzen regelmäßig mit dem Tod oder schweren Verletzungen konfrontiert. „Mir hilft eine gute Kameradschaft innerhalb der Gruppe, sodass wir das Erlebte gemeinsam verarbeiten können. Sollte dies einmal nicht ausreichen, können sogenannte PSU-Kräfte hinzugezogen werden“, so Wiegand. PSU steht für Psychosoziale Unterstützung. „Das sind speziell ausgebildete Feuerwehrleute, die den Einsatzkräften zur Seite stehen.“

Nicht immer fährt die Feuerwehr mit Blaulicht zum Einsatzort. Denn bei einer Ölspur müssen die Wehrleute nicht innerhalb der vorgeschriebenen acht Minuten vor Ort sein. „Dennoch sind sie ein fester Bestandteil unserer Arbeit und erfordern schnelles Handeln“, erklärt Marco Brauner, Pressesprecher der Feuerwehr Windeck.

Feuerwehren sind in Deutschland Teil der kommunalen Gefahrenabwehr

Ölspuren könnten von einem nicht richtig zugeschraubten Tankdeckel, einer defekten Kraftstoffleitung oder einer aufgerissenen Ölwanne herrühren. „Und sie können von einem kleinen Ölfleck bis zu einer kilometerlangen Spur durch unsere Straße reichen.“ Nicht immer sei der Verursacher auszumachen.

Die Regelungen der Kommunen im Umgang mit Ölspuren sind unterschiedlich. „In Windeck wird von 7 bis 16 Uhr unser hauptamtlicher Gerätewart alarmiert. Nach 16 Uhr und am Wochenende kommt die Feuerwehr“, so Brauner. Dazu streuten die Ehrenamtlichen ein Bindemittel auf die Straße. Ist die Spur zu lang, würden Spezialfirmen gerufen.

Feuerwehrmann beklagt mangelndes Verständnis durch Autofahrer

„Leider stoßen wir dabei manchmal auf Unverständnis von Autofahrern. Es kommt es vor, dass Verkehrsteilnehmer rücksichtslos überholen, mit überhöhter Geschwindigkeit vorbeifahren oder sogar hupen. Solches Verhalten kann unsere Sicherheit gefährden und die Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer erhöhen“, mahnt Brauner.

Ölspuren bedrohen die Umwelt und müssen auch nachts beseitigt werden. „Das ist nicht schön, den Schlaf nicht unterbrechen zu müssen. Doch das gehört zum Dienst bei der freiwilligen Feuerwehr dazu. Jeder Einsatz, egal wie unangenehm er ist, zählt – und wir sind bereit, für die Sicherheit unserer Gemeinde zu handeln“, sagt Brauner.