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Erziehungs- und FamilienberatungsstelleDer Hund ist nicht der Therapeut

Lesezeit 3 Minuten

Kollegen: Die Therapiehunde Gamine und Mioche mit (von rechts) Volker Neuhaus, ihrer Besitzerin Beate Berckhan und Maria Buchholz-Engels.

Rhein-Sieg-Kreis – Sieben Mitarbeiter hat die Erziehungsberatungsstelle, die der Rhein-Sieg-Kreis in Siegburg unterhält. Psychologen arbeiten hier unter Leitung von Volker Neuhaus, Sozialpädagogen, eine Heilpädagogin. Und dann sind da noch Gamine und Mioche, zwei vierbeinige Kollegen. Die beiden Hunde der Heilpädagogin Beate Berckhan kommen in der tiergestützten Therapie zum Einsatz.

Ein Angebot an Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind die vier Beratungsstellen der Erziehungs- und Familienberatung des Rhein-Sieg-Kreises.

Wer hier Rat sucht, hat in der Regel nach spätestens zwei Wochen einen Termin für das Erstgespräch, „in Krisenfällen innerhalb von einem oder zwei Tagen“ betont Volker Neuhaus, Leiter der Siegburger Beratungsstelle. Über die weitere Vorgehensweise wird mit den Eltern oder jungen Ratsuchenden gemeinsam entschieden. Das Angebot ist kostenlos, die Berater unterliegen der Schweigepflicht.

Die Themen sind vielfältig: Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten oder Essstörungen finden hier ebenso Hilfe wie Eltern, die keinen Zugang mehr zum pubertierenden Nachwuchs finden. Mehr als 50 Prozent der Gründe für eine Anmeldung haben mit Trennung oder Scheidung der Eltern zu tun. Wachsend ist auch die Zahl der psychischen Auffälligkeiten.

Sieben Mitarbeiter hat die Erziehungsberatungsstelle, die der Rhein-Sieg-Kreis in Siegburg unterhält. Psychologen arbeiten hier unter Leitung von Volker Neuhaus, Sozialpädagogen, eine Heilpädagogin. Und dann sind da noch Gamine und Mioche, zwei vierbeinige Kollegen. Die beiden Hunde der Heilpädagogin Beate Berckhan kommen in der tiergestützten Therapie zum Einsatz.

„Es ist ein sehr besonderer Ansatz“, erklärte Maria Buchholz-Engels, die Leiterin der Erziehungs- und Familienberatung, die auch in Eitorf, Rheinbach und Bornheim vertreten ist (siehe Infokasten). „Er bietet besondere Möglichkeiten, Kinder zu erreichen.“ Sehr ängstliche Kinder mit Kontaktschwierigkeiten beispielsweise, erläuterte Beate Berckhan. Oder solche, die bei der Kontaktaufnahme ein aggressives, ungebremstes Verhalten an den Tag legen. „Im Umgang mit dem Hund können sie lernen, dass es auch andere Formen der Kontaktaufnahme gibt“. Denn weder sprechen Hunde, noch verstehen sie die menschliche Sprache. Ist also das Verhalten der Kinder, ist ihre Körpersprache zu grob oder uneindeutig, bleibt die gewünschte Reaktion im Zweifelsfall aus. Doch anders als bei einem menschlichen Gegenüber erleben die Kinder das beim Hund eher nicht als Zurückweisung. „Man darf Fehler machen, das ist kein Weltuntergang“, ist die Botschaft, die solche Begegnungen vermitteln.

Ein halbes Jahr Ausbildung investierte Beate Berckhan in ihre fünf und sechs Jahre alten Hunde, bevor sie im August 2011 erste Begleitungsstunden mit den Tieren anbot. Erst nach einem Wesenstest begann das Training, das die Vierbeiner mit den französischen Namen zum Beispiel auf Stress- oder Bedrängungssituationen vorbereitete, ihnen strikten Gehorsam beibrachte und die Konzentration auf den Hundeführer. In der Zeit wurde die Beratungsstelle auf die neuen Kollegen vorbereitet: In einem Raum wurde Linoleum ausgelegt; hier haben nun die Hunde ihren Raum, zugleich kann da gematscht und gewerkelt werden.

Erst nach einem vorbereitenden Gespräch begegnen die Kinder erstmals einem Therapiehund. Diese Begegnung und weitere, die folgen, beobachtet und interpretiert Beate Berckhan, die den Kindern auch eine Rückmeldung gibt. „Der Hund ist nicht der Therapeut“, stellt die Heilpädagogin klar. Die mit ihren Kollegen auch an anderer Stelle das Heft nicht aus der Hand gibt: Ob die tiergestützte Therapie die richtige ist, wird nach dem Erstgespräch im Kollegenkreis erörtert. Im zuende gehenden Jahr war das bei zehn Kindern der Fall, die jeweils mehrere Stunden mit Mioche oder Gamine arbeiteten.