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TourismusbrancheEM belebt das Gastgewerbe im Rhein-Sieg-Kreis

Lesezeit 3 Minuten
Ein schottischer Mann spielt Dudelsack, neben ihm andere Fußballfans mit Trikots und Flaggen.

Schottische Fans sind gern gesehen - insbesondere auch bei den Gastwirten, denn anders als ihr Ruf sind sie offenbar alles andere als geizig.

IHK zieht Zwischenbilanz für die Tourismusbranche und fordert von den Verantwortlichen eine neue Strategie.

Zufrieden mit der regionalen Tourismusbranche ist die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg: Die Stimmung habe sich auch dank der Fußball-Europameisterschaft der Männer aufgehellt, feiernde Schotten, die sich nicht geizig zeigen, sehe jeder Gastwirt gern. „Die Erholungstendenz ist bislang stabil“, sagte IHK-Vizepräsidentin Ruth Winterwerp-van den Elzen, Direktorin des Hotels Collegium Leoninum in Bonn.

Für die Sommer- und Herbstsaison sind die Gastronomen nach Angaben von Winterwerb-van den Elzen „verhalten optimistisch“. Ob sich die Erwartungen erfüllen, hängt auch vom Wetter ab: Der Dauerregen lässt nicht nur Biergartenfreunde, sondern vor allem viele Wirte verzweifelt gen Himmel blicken. Hinzu kommen Diskussionen über Lärmschutz in der Außengastronomie: Krach vor Eckkneipen nervt viele Anwohner, nicht nur in der Bonner Altstadt.

Touristenzahlen an Rhein und Sieg stagnieren

Insgesamt stagnieren die Touristenzahlen an Rhein und Sieg nach Berechnungen der Kammer aber. Im März wurden 232.613 Übernachtungen registriert, zwei Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres und acht Prozent weniger als im März 2019, als von Corona noch nicht die Rede war.

Insgesamt zählte das Gastgewerbe im vergangenen Jahr 2,9 Millionen Übernachtungen, 2019 waren es etwa 200.000 mehr. „Andere Tourismusregionen in NRW sind da weiter“, sagte IHK-Geschäftsführer Professor Dr. Stephan Wimmers. „Sie zeigen, dass auch für Bonn/Rhein-Sieg mehr möglich ist“, zielte er auf die Strategie der T&C. Deshalb müsse mehr Geld in die Hand genommen werden; ein Gutachter hat ein Budget von 1,5 Millionen Euro genannt, das man brauche, um mehr Menschen in die Region zu locken.

Woher soll das Geld kommen? Wimmers wies auf die Beherbergungssteuer von sechs Prozent hin, die in Bonn seit dem 1. Januar auf den Übernachtungspreis draufgeschlagen wird. Die Steuer ziehen die Hoteliers für die städtische Kämmerei ein – mit der Folge, dass sich dadurch für die Unternehmen die Umsatzsteuer erhöht. Diese Mehreinnahmen sollten laut IHK verwendet werden für die Kernaufgaben der T&C, nämlich die Vermarktung der Region als Tourismus- und Kongressstandort.

Veranstaltungshinweise, Tipps für den Aktivurlaub, Beethoven, die Museumsmeile: All das, was Reisende für einen Ferienaufenthalt in der Region Bonn/Rhein-Sieg suchen, findet sich auf der Internetseite der Tourismus- und Congress GmbH (T&C). Doch die IHK ist nicht zufrieden mit der T&C und fordert eine Neuausrichtung, hin zu einem „stärkeren Destinationsmarketing“, wie es Wimmers formulierte.

Die IHK hält 6 Prozent der Anteile an der 1997 gegründeten T&C, genauso viel wie die Hotel- und Gaststätteninnung. Weitere Gesellschafter sind die Stadt Bonn mit 38,5 Prozent, der Rhein-Sieg-Kreis mit 19,5 Prozent und der Tourismusförderverein mit 30 Prozent. Das Thema Neuausrichtung stand gestern Abend auf der Tagesordnung des nichtöffentlichen Teils der Bonner Stadtratssitzung.

Hotels und Gaststätten im Rhein-Sieg-Kreis: Jedes zweite Unternehmen beurteilt seine Lage als gut

Der IHK-Geschäftsführer nannte drei Themen, um die sich die Touristiker stärker kümmern sollten: Bonn als Wiege der bundesdeutschen Demokratie, der romantische Rhein und Beethoven. Für junge Leute sei der Standort ja „nicht sexy“, deshalb sollten gerade Familien und Paare angesprochen werden.

Der IHK-Geschäftsklimaindex für das Hotel- und Gaststättengewerbe liege mit 126 Punkten über dem Durchschnittswert für die regionale Gesamtwirtschaft von 102 Punkten. Jedes zweite Unternehmen beurteile seine Lage als gut, 13 Prozent als schlecht. Größte Risiken blieben die Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel. Jeder dritte Betrieb könne freie Stellen nicht zeitnah besetzen und sei deshalb gezwungen, etwa die Öffnungszeiten einzuschränken.