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Eitorfer KronenbrauereiGemeinde erinnert sich an glorreiche Zeiten zurück

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt eine Gruppe Männer mit Bierkrügen in der Hand. Sie posieren vor der Brauerei für ein Foto.

Das Gruppenbild entstand bei der Preisvergabe für das im Jahre 1910 gebraute Kronenpilsener.

Die Eitorfer Kronenbrauerei machte im Jahre 1910 mit der neuen Biersorte Kronenpilsener überregional Schlagzeilen. Noch heute erinnert sich die Gemeinde an die glorreichen Zeiten der Brauerei.

Den Maßkrug in der Hand, den Scheitel sauber gezogen: Die Belegschaft der Eitorfer Kronenbrauerei ließ sich von einem Fotografen ablichten. Grund für das Foto mitsamt Lithografie der Brauerei war ein Preis für das an der Sieg gebraute Kronenpilsener: Am 16. April 1910 hatte Wilhelm Fußhöller, der 1888 in die Brauerei eingestiegen war und sie sechs Jahre später übernommen hatte, die neue Biersorte ins Programm aufgenommen.

Die Zeitungen überschlugen sich förmlich vor Lob, wie das Autorenteam aus Hans-Burckhard Kuhn, Alwin Müller und Mirja Renout vom Eitorfer Heimatverein bei der Recherche zu dem Beitrag über die Kronenbrauerei in der jüngsten Ausgabe der Heimatblätter herausfand. „Die Kronenbrauerei ist die modernste und vollkommenste Brauerei des ganzen Siegkreises“, hieß es. Die ständige, wissenschaftliche und bakteriologische Kontrolle der Versuchs- und Lehranstalt für Brauereien in Berlin garantiere absolute Reinheit und Bekömmlichkeit.

Eitorf: Kronenbrauerei lockte tausende Touristen in die Region

Dafür hatte Fußhöller, der eigentlich Bauunternehmer war, durch etliche Modernisierungen aber zunächst die Voraussetzungen schaffen müssen: Denn um das neuartige Bier nach Pilsener Art brauen zu können, musste für die Brauerei an der Asbacher Straße (wo heute der Aldi-Markt steht) zunächst eine bessere Wasserversorgung her.

Bisher nämlich kam das Wasser für das Eitorfer Bier aus dem Pfaffensiefen. Seit Gründung der ersten Eitorfer Bierbrauerei 1879 wurde dort das Brauwasser gewonnen. Das Eis, das lange gebraucht wurde, um das Untergärige aus Eitorf zu kühlen, wurde aus dem Pääds-Tümpel vor der Kelteser Brücke gebrochen, wo im Sommer die Kutscher ihre Pferde wuschen. Erst die Anschaffung einer Kunsteismaschine garantierte die Haltbarkeit des Getränkes auch im Sommer.

Und die Produktion des Eitorfer Bieres stieg an: Ende des 19. Jahrhunderts produzierte die Brauerei 25 000 Hektoliter im Jahr und verkaufte bis nach Köln, Siegburg, Altenkirchen, Windeck und Hennef. Und auch Eitorf gewann: Sonderzüge brachten bis zu 3000 Touristen täglich, die nach ihren Ausflügen in den Gaststuben einkehrten und mächtig zechten.

Um weiter zu expandieren und auch das neuartige Pils ins Programm aufzunehmen, wollte Rudolf Fußhöller, der die Brauerei von seinem Vater geerbt hatte, einen Brunnen anlegen. Dafür beantragte er am 23. März 1910 eine Baugenehmigung.

Dem wurde flugs stattgegeben – trotz der vagen Projektbeschreibung: Der Brunnen werde entweder gemauert oder in Eisenbeton gegossen, wie tief gegraben werden müsse, wisse man noch nicht, und welche Rohrleitungen verlegt werden, könne man überhaupt erst sagen, wenn das Bauwerk stehe. Das war bereits am 31. März der Fall. Der Brauereibrunnen existiert heute noch, auf dem Grundstück des Skulpturenparks von Giovanni Vetere.

Für das neue Kronenpilsner wurden Gläser und Bierdeckel hergestellt und neue Bierflaschen geprägt. Seine Bierflaschen hatte Fußhöller schon mehr als zehn Jahre zuvor patentieren lassen, aber feststellen müssen, dass nicht nur ihr Inhalt beliebt war. Anders als die Fässer wurden sie kaum zurückgegeben, weshalb er im August 1900 in den Tageszeitungen von Eitorf und der umgrenzenden Orte eine Anzeige aufgab. Weder der häusliche Gebrauch noch jener zu Gewerbezwecken sei erlaubt und werde ab sofort geahndet.


Die ausführliche Geschichte der Eitorfer Brauerei ist nur ein Thema in den Eitorfer Heimatblättern. „Helenes Skizzenbuch“ erweckt einen weiteren Teil Eitorfer Geschichte auf besondere Art zum Leben: Ein Ebay-Fund, den eine Bohlscheiderin erwarb und dem Heimatverein übergab, entpuppt sich als Fundgrube der Heimatgeschichte. Denn es ist das Skizzenbuch von Helene, einer Tochter des Bürgermeisters Gustav Adolf Wienecke.

Von 1906 bis 1914 führt sie das Büchlein, malt die Kelteser Brücke und die Kapelle Mariä Heimsuchung. Die hatte 1881 ein Kunsthändlerpaar bei einer Düsseldorfer Ausstellung für 30 000 Mark gekauft und in Richardshohn wieder aufbauen lassen. Jedoch: Um Geld zu sparen, wurde der Mörtel mit Schlacke aus der Grube Harmonie versetzt. Der zerfiel innerhalb weniger Jahre, und die Kapelle wurde abgerissen. Die Historie von Käsberg, die Sanierung der Friedrichsquellen und Bäckermeister August Broich sind weitere Themen. (seb)