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Gewinner des BundeswettbewerbsIn Windeck strahlt der Friedhof fröhliche Lebendigkeit aus

Lesezeit 3 Minuten
Dekorative Holz-Kirche auf dem Windecker Friedhof

Kreative Mitarbeiter vom Bauhof haben eine Kirche aus Holz gebaut. Bürgermeisterin Alexandra Gauß ist stolz auf ihre Mannschaft.

Nur wenige Friedhöfe laden zum Verweilen ein – ganz anders ist da der neu gestalte Leuscheider Friedhof.

Ein Rundgang über den Leuscheider Friedhof gleicht bei Sonnenschein einem Tag Urlaub. Das 20.000 Quadratmeter umfassende Gelände hat seit seiner Bewerbung für den Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ im Jahr 2020 sein Erscheinungsbild stark geändert.

Mit insgesamt drei kommunalen Windecker Friedhöfen hatte sich die Gemeinde beworben, um die biologische Vielfalt auf diesen Flächen zu erhöhen und Aufenthaltsqualität zu schaffen. Von 300 Einsendungen wurden 40 ausgezeichnet.

Windeck erhielt für seine Maßnahmen auf den drei Friedhöfen Fördergeld in Höhe von 25.000 Euro. Projektmanagerin Claudia Hillmer von „Kommunen für biologische Vielfalt“ überbrachte die Auszeichnung und ließ sich von Bürgermeisterin Alexandra Gauß und Isabell Farian vom Friedhofsamt der Gemeinde – sie wird die Nachfolge von Ulrike Barth übernehmen – die vorgenommenen Maßnahmen zeigen.

Jeder Friedhof hat eigenes Konzept

Jedem Friedhof ist entsprechend seiner Lage ein Thema zugeordnet. In Herchen ist es der Wald, in Stromberg die Auenlandschaft, und in Leuscheid erhält die kleinbäuerliche Kulturlandschaft wieder ein ihr gemäßes „Gesicht“.

Claudia Hillmer, Projektmanagerin der Kommunen für biologische Vielfalt, Bürgermeisterin Alexandra Gauß und Isabell Farian vom Friedhofsamt der Gemeinde.

Claudia Hillmer, Projektmanagerin der Kommunen für biologische Vielfalt, Bürgermeisterin Alexandra Gauß und Isabell Farian vom Friedhofsamt der Gemeinde.

Unzählige Blühstreifen sind in Leuscheid mittlerweile angelegt worden. Eine Thuja-Hecke ist ersetzt worden durch eine Allee mit Obstbäumen und Beerensträuchern. Der Friedhof ist zum außerschulischen Lernort für Umweltbildung geworden. Schautafeln geben Erklärungen, zum Beispiel, wie wichtig eine Blühwiese für die Artenvielfalt ist.

Der Imkerverein Windeck hat einen Bienenstock zu Schauzwecken aufgestellt. Kunstwerke aus Metall, von Schulkindern bunt bemalte Baumscheiben, Nistkästen von der Förderschule Rossel für allerlei Getier, Messingschilder mit Tiermotiven, eingesandte Insektenbilder verleihen dem Friedhof eine fröhliche Lebendigkeit. Kunstwerke aus Holz kommen vom Naturwerk Windeck.

Engagierte Mithilfe mit Zukunft

Die Arbeiten haben auch die Mitarbeiter vom Bauhof infiziert, die selbst eigene Kreationen aus Holz, wie den Nachbau der Leuscheider Kirche, oder aus anderen Materialien beisteuern. „Ein solches Engagement von einem Bauhof ist nicht selbstverständlich“, berichtet Claudia Hillmer. „Mit denen steht und fällt alles.“ Ulrike Barth von der Friedhofsverwaltung der Gemeinde hat mit Herzblut und viel Arbeit die Umwandlung breit aufgestellt. „Das ist ein Lernprozess für alle Beteiligten“, findet Alexandra Gauß, denn Freunde der strengen Ordnung sollen auch mitgenommen werden.

Als Nächstes soll ein „Rette-mich-Garten“ entstehen. „Es wird viel weggeworfen, was auf den Gräbern nicht mehr schön aussieht, das kann dort noch ein Plätzchen finden“, erläutert Gauß. Windeck wird nun auch Mitglied im Netzwerk Kommunen für biologische Vielfalt, das bereits mehr als 335 Mitglieder zählt.

Die Totenruhe hat in Leuscheid einen fröhlichen Charakter bekommen. Vom Friedhof aus kann man nicht nur weit ins Land schauen, es ist auch eine Freude, die vielen unterschiedlichen Elemente zu bestaunen. Als Konzertmeister unterbrechen Vögel und Insekten die Stille aufs Schönste.