In einem Geschichtskurs an der Gesamtschule Windeck sprachen Erstwählerinnen und Erstwähler über die Bedeutung des Wahlrechts für die Jugend.
Europawahl 2024Diese Bedeutung hat der erste Gang zur Wahlurne für Jugendliche in Windeck
Für die 15 jungen Leute im Q1-Geschichtskurs von Lehrer Farhat Qarizada an der Gesamtschule Windeck steht fest: Sie wollen ihre erste Gelegenheit, wählen zu gehen, auf keinen Fall ungenutzt lassen. Zwei haben ihre Stimme für die Europawahl schon per Briefwahl abgegeben. Fünf sind 17 Jahre alt und profitieren von der Absenkung des Wahlalters. Elf haben sich (Stand Mittwochmittag) noch nicht endgültig entschieden, wen sie wählen.
Qarizada (30) hat eine Unterrichtsstunde der Europawahl und dem Aspekt gewidmet, dass auch 16-Jährige schon wählen dürfen. Erste Aufgabe: „Notieren Sie, welche Chancen die Wahl den Jugendlichen bietet und welche Folgen das auf die politische Landschaft haben kann.“
Mehr gehört zu werden, die eigene Zukunft mitbestimmen zu können, früher besser Bescheid zu wissen und Hintergrundwissen zu erwerben sowie „Platz für junge Perspektiven“ listen die 15 Schülerinnen und Schüler des zwölften Jahrgangs als Vorteile auf. Die politische Meinung der Jugend werde deutlich, zudem der Austausch zwischen den Generationen gefördert.
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Jugendliche könnten aus Spaß eine rechtsextremistische Partei wählen
Es gebe aber auch Gefahren. So könnten junge Leute aus Unerfahrenheit, „unreflektiert oder weil sie es als einen Spaß ansehen“, eine rechtsextremistische Partei wählen. „Das wäre nicht gut.“ In diesem Zusammenhang registrieren die jungen Leute, dass Parteien sich die neue Wählergruppe erschließen wollen, „es gibt Politiker, die nutzen das aus“.
Zu den Europa-Themen, die die Erstwählerinnen und Erstwähler besonders bewegen, zählt der Klimawandel. „Wir leben noch 80 Jahre auf dieser Erde und müssen ausbaden, was heute beschlossen wird“, sagt ein Schüler. Auch Migration, Ukraine-Krieg und die Gefahr eines Weltkriegs werden genannt. Für einen Schüler ist außerdem die Inflation ein wichtiges Thema, verbunden mit der Frage, wie sich der Lebensstandard entwickelt: „Ist das alles in paar Jahren noch so wie heute?“
In persönlichen Gesprächen etwa mit den Eltern, in der Schule und über die sozialen Medien beziehen die jungen Leute hauptsächlich ihre Informationen über das politische Geschehen und die Akteure. Wobei sie bei Social Media bedenken, dass da „niemand auf neutraler Ebene erzählt“.
Die Wahlplakate sind nach Meinung der Jugendlichen wenig aussagekräftig, „in die Sprüche lässt sich viel hineininterpretieren“. Für einen Schüler sind es zu viele Plakate: „Da achte ich gar nicht mehr drauf.“ „Sehr frech“ sei es, dass eine Partei ausgerechnet vor einer Unterkunft für Asylbewerber ein Plakat mit der Forderung aufgehängt hat, dass Asylsuchende „draußen bleiben“ sollen.
In der Geschichtsstunde kommt die Sprache auch auf das vor 75 Jahren in Kraft getretene Grundgesetz, das, so Qarizada, uns alle eine, auf das Wahlrecht, das von den Vorfahren erkämpft worden sei, und auf ein Zitat des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama: „Wahlen allein machen noch keine echte Demokratie.“
Attacken auf Politikerinnen und Politiker schrecken ab
„Irgendwie lächerlich“ finden die jungen Leute, dass 16- und 17-Jährige jetzt bei der Europawahl und schon länger bei den Kommunalwahlen mit stimmen dürfen, jedoch nicht bei der Bundestagswahl.
Auf die Frage, ob sie denn selbst einmal in die Politik gehen wollen, beginnend etwa auf kommunaler Ebene, meldet sich nur eine Schülerin. Ja, sie könne sich das vorstellen, sagt sie. Aber die Attacken auf Politikerinnen und Politiker in jüngster Zeit „sind abschreckend“.