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Mehr als150 VögelWildvogelhilfe in Eitorf überfüllt – Umzug erst 2023 möglich

Lesezeit 3 Minuten
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Angelika Bornstein (l.) und Sylvia Mor verarzten eine verletzte Amsel. 

Eitorf – In der Wildvogelhilfe in Bach geht es zu wie in einem Taubenschlag. Menschen kommen mit Pappkartons, in deren Deckel sie Löcher gepikt haben, und sie kommen mit sorgenvoller Miene. „Können Sie helfen?“

Angelika Bornstein nimmt die Kartons und begutachtet den Inhalt. Jungvögel, ausnahmslos. „Ein Rotkehlchen, vier bis fünf Wochen alt“, identifiziert sie den braun getupften Federball, der immer auf den Rücken fällt. Sie überprüft die Flügel, die Beine, das Gefieder: „Keine Wunden, überall Kraft drin.“

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Das Rotkehlchen wird untersucht. 

Mauersegler, Schwalben und Spatzen werden ausgewildert

Sie vermutet ein Trauma beim jungen Vogel, der seine charakteristische rote Brust erst noch bekommen wird. Vermutlich sei er gegen eine Scheibe geflogen, eine zentrale Nervenschädigung könne vorliegen. Das Rotkehlchen bekommt eine dicke, weiße Made, ein Medikament und ein stützendes Kissen, damit es nicht mehr umfällt. „Das wird wieder“, tröstet Bornstein.

Die Auffangstation

2004 gründete Angelika Bornstein als Ehrenamtlerin auf ihrem Privatgrundstück in Eitorf-Bach eine Notaufnahme für Wildvögel. Seit einigen Jahren wird das Projekt vom Verein "Einsatz für Tiere in Not" (ETN) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gemeinsam unter dem Titel "Wildvogelhilfe Rheinland" getragen. Mit Ehrenamtlichen und zwei Bundesfreiwilligendienstlern kümmert sich Leiterin Bornstein um Wildvögel. Eine Bufdi-Stelle ist noch zu vergeben. (seb)

Einige Patienten mit einer Nervenschädigung hat die 61-Jährige in der Wildvogelhilfe Rheinland - die vom Verein „Einsatz für Tiere in Not“ (ETN) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) getragen wird - in diesem Jahr bereits wieder gesund gepflegt. Einen Buntspecht, eine Elster, Singvögel. Nicht mehr lange, und sie können ausgewildert werden, genauso wie die jungen Schwalben im großen Zelt, die gerade fliegen üben, die Mauersegler und die Spatzen.

Brutkästen, Volieren und Außengehege sind voll

Eine Amsel wird gebracht. Sie hat eine klaffende Wunde am Rücken und einen offenen Bruch am Flügel. Behutsam wird dieser verbunden und der Vogel nach einer Schmerzmittelgabe in ein weiches Nest gesetzt. „Die Prognose ist nicht gut“, räumt die Leiterin der Auffangstation ein.

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Elster Luna kann Tricks und trägt eine Wäscheklammer. 

Fast immer aber schafft sie es, ihre gefiederten Patienten wieder aufzupäppeln. Mehr als 150 Vögel hat sie derzeit, die Brutkästen, Volieren und Außengehege sind voll. Und nicht alle Patienten können wieder in die Freiheit entlassen werden, manche bleiben für immer.

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Noch kahl und blind sind die beiden Spatzenküken. 

Die 3500 Quadratmeter in Eitorf-Bach sind längst zu klein. Der geplante Umzug nach Bornheim, wo ein großes Gebäude und 4500 Quadratmeter Grundstück nahe am Naturschutzgebiet Herseler See warten, sei dringend nötig, sagt Bornstein.

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Vor 2023 werde der aber nicht kommen, erläutert Achim Baumgartner, Sprecher des BUND Rhein-Sieg. „Es ist auf dem Weg, der Förderantrag für den Ankauf läuft“, sagt er. Es müssen aber noch das durch die Stadt Bornheim geforderte Lärmschutzgutachten sowie eine Kartierung der Umgebung gemacht werden, „das verzögert die Bauantragstellung“.

Der Einladung zur Besichtigung folgte aus Bornheim niemand

Zwar handele es sich nur um eine Nutzungsänderung eines bestehenden Gebäudes und nicht um einen Neubau, dennoch wolle der BUND den Forderungen entsprechen. „Natürlich wird die Wildvogelstation die Vorgaben erfüllen“, ist sich Baumgartner sicher.

Auch Angelika Bornstein hat keine Zweifel, schließlich höre man das Gezwitscher bereits im Nachbargarten kaum noch. Die Bornheimer habe sie eingeladen, die Station zu besuchen und sich selbst ein Bild zu machen. „Aber da ist keiner gekommen.“