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Galt als ausgestorbenDer Lachs konnte in der Sieg wieder angesiedelt werden

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Ein Lachs schwimmt nach seiner Registrierung am Siegwehr bei Siegburg in einem Aquarium.  

Rhein-Sieg-Kreis – Wann der letzte Lachs aus der Sieg verschwand, weiß niemand genau. Vermutlich war das gegen 1950. Bis dahin war die Sieg mitsamt ihren Zuflüssen jahrhundertelang die Kinderstube der Lachse, die dort massenhaft vorkamen. Sie waren in solchen Mengen vorhanden, dass die armen Leute sich von ihnen ernährten. Lachs war ein „Arme-Leute-Essen“. Oft gab es kapitale Fänge mit bis zu 20 Kilogramm schweren Fischen, auch noch Anfang des 20. Jahrhunderts.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts aber hatte die Katastrophe begonnen. Aus einem Walzwerk im rheinland-pfälzischen Wissen wurden giftige Abwässer in den Fluss geleitet, und im Lauf der Jahre nahm die Verschmutzung zu. Zugleich wurden immer mehr Stauwerke und Wehre gebaut, landwirtschaftliche Belastungen kamen dazu, und schließlich kippte die Sieg Anfang der 1970er Jahre um.

1988 wurden wieder erste Lachse in Sieg und Bröl eingesetzt

Nachdem das Wasser wieder sauber war, versuchte man, amerikanische Coho-Lachse anzusiedeln. Das verlief aber äußerst problematisch, und die Experten rieten zum Atlantischen Lachs. 1988 war es dann soweit: Nachdem bei der Landesanstalt für Fischerei in Albaum irische Lachseier ausgebrütet waren, wurden die ersten Fische in Sieg und Bröl eingesetzt.

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In der Brutstation in Siegburg werden Lachseier von Rückkehrern ausgebrütet, die an der Kontrollstation in Buisdorf gefangen werden. Foto: Rheinischer Fischereiverband

Der erste zurückgekehrte Lachs wurde 1990 in der Bröl festgestellt. Die Idee für ein Wildlachszentrum wurde geboren, um die Eier der rückkehrenden Sieglachse vor Ort zu erbrüten. Auf Initiative der Angler an Sieg, Bröl und Agger entstand so eine Brut- und Aufzuchtstation an der Wahnbachtalsperre für die Wiedereinbürgerung der Wildlachse.

Die Brutstation

Eine tragende Rolle bei der Wiedereinbürgerung der Lachse spielt das Wildlachszentrum Rhein-Sieg mit einem Bruthaus. Der Bau dieser Aquakulturanlage für die Entwicklung der Lachsbestände in NRW wurde mit Landes- und EU-Mitteln gefördert und befindet sich auf dem Gelände des Wahnbachtalsperrenverbandes in Siegburg.

Die Anlage wurde vom Lachszuchtexperten Gert Holdensgaart vom Danmarks Center for Vildlaks geplant und 2013 errichtet. Zu den wichtigsten Partnern im Förderprojekt der Stiftung Wasserlauf zählen das Landesumweltamt, die Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf, der Rheinische Fischereiverband mit seinen Vereinen und die Siegfischereigenossenschaft. (rö)

Das ersparte weite Transportwege für empfindliche Lachse. Die Angler stellten erhebliche Geldsummen für die Stiftung Wasserlauf bereit, die schließlich Träger des Wildlachszentrums wurde. Im Sinn des Programms „Lachs 2000“ und des heutigen „Wanderfischprogramms NRW“ sorgen inzwischen Fischtreppen am Siegburg/Buisdorfer Wehr sowie an den Siegwehren Unkelmühle bei Eitorf, Dattenfeld, Schladern und dem Aggerwehr bei Troisdorf für bessere Aufstiegschancen.

Im Jahr 2007 sei eine Rekordzahl von 463 Lachsen in der Sieg nachgewiesen worden, berichtet Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv).

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Im Dürrejahr 2018 kam der Aufstieg der Lachse mit nur 19 nachgewiesenen Fischen nahezu zum Erliegen. Im Durchschnitt werden aber jedes Jahr zwischen 200 und 250 Rückkehrer gezählt, und die Dunkelziffer liegt deutlich darüber. Der Lachs genießt heute eine ganzjährige Schonzeit und hat laut Lanuv gute Überlebenschancen. Die kiesigen Abschnitte der Sieg seien gut strukturiert. Und die vorhandenen Habitate sollen, so das Landesamt, weiter verbessert werden.

Fakten zum Lachs

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Ein Biologe hält drei knapp fingerlange Junglachse in seiner Hand. 

Ausgestorben: in der Sieg seit etwa 1950. Seit den 1990er Jahren versuchen Fachleute mit Erfolg, den atlantischen Lachs wieder in der Sieg sesshaft zu machen. Atlantische Lachse werden 90 bis 150 Zentimeter lang, 30 Kilogramm schwer und können bis zu zehn Jahre alt werden. Jungfische des Süßwassers sind dunkel quergebändert oder -gefleckt, ab 15 Zentimeter Länge färben sich die Flanken silbrig um, laichreife Tiere sind dunkel mit großen schwarzen und roten Flecken.

Lebensweise: Das Weibchen hebt auf Kiesbänken eine Laichgrube aus und gibt mit dem Männchen Milch und Eier hinein. Die fünf bis sieben Millimeter großen Eier werden mit Kies bedeckt. Bis zum Schlüpfen dauert es 80 bis 200 Tage.

Nahrung: Junge Lachse leben zuerst vom Dottersack, dann fressen sie Kleinkrebse, Insekten und Würmer, im Meer Heringe, Sprotten und Krebstiere.

Lebensraum: Nordatlantik und die angrenzenden Meere, auch Nord- und Ostsee, im Jugendstadium auch Sieg, Agger, Bröl und weitere Zuflüsse.

Feinde: Für die Junglachse größere Fische, Raubfische sowie die Turbinen der Wasserkraftwerke, für die erwachsenen Lachse der Mensch.

Besonderheiten: Junge Lachse leben ein bis zwei Jahre im Süßwasser und machen sich dann auf den Weg zum Meer. Dort bleiben sie ein bis vier Jahre, bis sie ihre Laichwanderung zurück in die Flüsse antreten. Dabei können sie bis zu zwei Meter hohe Hindernisse überspringen, nehmen aber keine Nahrung auf. Nach dem Laichen sterben die meisten Elterntiere ab, nur einer von 1000 Lachsen laicht bis zu dreimal. (rö)