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Seit 1820Süßigkeitenbude der Familie Cremanns ist Institution auf der Eitorfer Kirmes

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann im grünen Poloshirt steht hinter einer Verkaufstheke mit gebrannten Mandeln.

Carsten Cremanns steht mit seiner „Süßen Oase“ ab Samstag vier Tage lang in Eitorf direkt gegenüber der Sparkasse.

Das Geschäft der Familie Cremanns wird vom Vater an den Sohn weitergegeben. In Eitorf sind sie seit Jahrzehnten auf der Kirmes dabei.

Herzchen um Herzchen hängt an der grünen Bude, rosa Zuckerrand, Liebeserklärungen in Schnörkelschrift: Die Lebkuchenherzen der Familie Cremanns gehören zum Besuch der Eitorfer Kirmes (23. bis 26. September) wie eine Fahrt im Riesenrad.

Mit Lebkuchen, besser mit „Moppen“, dem „Magenbrot“, fing bei der Kirmesdynastie Cremanns vor zweihundert Jahren alles an. Das kleine, lebkuchenähnliche Gebäck war schon 1820 die Spezialität der Jülicher Bäckerei in der Steinstraße. Und so begehrt, dass es bald auch auf dem Jahrmarkt verkauft wurde. Eine „Moppebud“ war auf dem Rummel bald schon nicht mehr wegzudenken.

Süßwaren Cremanns auf der Kirmes: Vater Gerd-Willi führte das Geschäft fast 60 Jahre

Ein altes Schwarz-Weiß-Foto von einem Süßwarenstand, vor dem Menschen in weißen Schürzen stehen.

Schon Carsten Cremanns Großvater Wilhelm Cremanns war mit seinem Süßwarenstand auf den Jahrmärkten unterwegs.

Vom Vater auf den erstgeborenen Sohn wurden Backtradition und Geschäft über die Generationen weitervererbt. Irgendwann teilte sich das Familienunternehmen aber doch in zwei Zweige, die Bäckerei und der Verkauf auf dem Jahrmarkt. „Wir sind bei der Kirmes geblieben“, berichtet Carsten Cremanns, der das Unternehmen 2018 vollständig von seinem Vater Gerd-Willi übernahm, der es da knapp 60 Jahre geführt hatte.

Davor war Großvater Wilhelm auf den Jahrmärkten unterwegs, in weißer Schürze und Konditorenmütze, verkaufte „Konfitüren, Chokolade und Zuckerwaren“. 1930 gehörte ein Eis-Pavillon zum Familienunternehmen.

Die Tradition hält bis heute: Gerade noch auf dem Hennefer Stadtfest und der Kirmes in Rheinbach, ziehen Carsten Cremanns und seine Frau Sabrina mit ihren beiden Wagen jetzt gemeinsam nach Eitorf.

Seit Jahrzehnten gehören die Süßwaren von Cremanns zum festen Bestandteil der größten Kirmes im Rhein-Sieg-Kreis. An seinem Stammplatz gegenüber der Sparkasse bietet das Ehepaar frisch gebrannte Mandelspezialitäten, Fruchtspieße mit Schokolade und viele weitere Süßwaren an. Verkauft wird aus zwei Buden, die in Eitorf nebeneinander stehen: das 60 Jahre alte „Knusperhäuschen“ und die „Süße Oase“, seit zehn Jahren im Familienbesitz.

Am Wochenende kommen die Söhne und helfen beim Verkauf auf der Eitorfer Kirmes

Sechs Geschäfte betreiben der 45-Jährige und seine Frau, stellen für die emsigen Kirmestage zur Unterstützung Personal auf 450-Euro-Basis ein. Und an den Wochenenden kommen die beiden Söhne, übernachten mit im Wohnwagen und helfen beim Verkauf, so wie Carsten Cremanns und seine Schwester es vor Jahren auch schon machten.

Auf dem Schwarz-Weiß-Foto stehen Frauen in weißen Schürzen in einem Pavillon, handgeschriebene Schilder preisen Eis an.

1930 betrieb die Familie Cremanns einen Eispavillon auf den Jahrmärkten.

„Ich bin bei meinen Großeltern in Jülich groß geworden und dort auch zur Schule gegangen“, erzählt der 45-Jährige. „An den Wochenenden sind wir mit auf den Plätzen gewesen und wurden Sonntagabend wieder zu den Großeltern gebracht.“ Er habe das genossen, erinnert er sich: „Als Kind fand man das schön, wir waren immer auf dem Festplatz, durften auf dem ein oder andere Karussell fahren. Wir mussten natürlich auch helfen, mussten früh Verantwortung übernehmen, Popcorn machen.“

Auch seine beiden Söhne, zwölf und 16 Jahre alt, unterstützten ihn und seine Frau. „Der große Sohn hat schon signalisiert, dass er nach dem Abitur das Geschäft gerne weiter führen möchte“, berichtet er. Dabei ist er selber von der Idee gar nicht begeistert: „Das ist viel Wochenendarbeit, es ist ja auch nicht um 18 Uhr Feierabend, sondern geht bis spät in die Nacht. Und es wird immer schwieriger“, ist seine Erfahrung.

Süßes auf der Kirmes in Eitorf: Der kandierte Apfel ist ein Auslaufmodell

Auf Pützchens Markt hat er zuletzt 60 Cent pro Kilowattstunde Strom plus Mehrwertsteuer zahlen müssen, Diesel für die Lkw ist teuer geworden. Selbst die Preise für die Süßigkeiten, die er einkauft, seien enorm gestiegen, zum Teil um das Doppelte. Ein kleines Lebkuchenherz müsse er jetzt für drei Euro verkaufen.

Immerhin: In Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis geben die Kunden gerne Geld auf der Kirmes aus, ist seine Erfahrung. Es gebe Stammkundschaft, die immer bei ihm einkaufe, sobald die Klappe des Wagens aufgehe. „Wir sind zwar jede Woche woanders, aber man kennt die Menschen, die Jahr für Jahr kommen. Die sind froh, wenn man wieder da ist“, sagt er.

Zwar habe sich der Geschmack verändert – die früheren Kirmesklassiker Zuckerwatte und kandierter Apfel seien Auslaufmodelle. Doch die „Moppen“ nach altem Familienrezept, die sind bei Cremanns immer noch gefragt.