Transfergesellschaften sollen die Angestellten auffangen. Dem Vernehmen nach müssen die Beschäftigten mit deutlichen Gehaltseinbußen rechnen.
Krewel MeuselbachEitorfer Werk schließt im Sommer – 45 Beschäftigte schon ohne Job
Bei Krewel Meuselbach in Eitorf gehen im Sommer die Lichter aus. Der neue Investor Dr. Theiss Naturwaren will den Standort der Eitorfer Traditionsfirma an der Bahnhofstraße schließen. 45 Beschäftigte haben bereits zum Ende 2024 keinen Job mehr. 55 Mitarbeitende sollen die die sogenannte Ausproduktion übernehmen und restliche Projekte zu Ende führen.
Den Beschäftigten am Eitorfer Standort des Pharmaunternehmens war kurz vor Weihnachten mitgeteilt worden, dass das Werk keine Zukunft habe. „Die wirtschaftlichen Risiken haben sich nach intensiver Prüfung als zu groß erwiesen“, teilt die Consilium Media mit, die den neuen Investor Dr. Theiss Naturwaren und Krewel Meuselbach vertritt.
55 Angestellte sollen die Ausproduktion in Eitorf übernehmen
„Mit dem Ende der Ausproduktion am Standort in Eitorf wird dort voraussichtlich im Sommer 2025 der Betrieb eingestellt“, teilte ein Consilium-Sprecher auf Nachfrage der Redaktion mit. Für die 45 bereits ausgeschiedenen Mitarbeiter gebe es eine Transfergesellschaft. Auch die 55 Beschäftigten, die das Werk abwickeln, sollen in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden, so der Sprecher.
Die Zukunft der betroffenen Mitarbeitenden sei dadurch gesichert, sie würden bei der beruflichen Neuorientierung aktiv unterstützt. Dafür gebe es Weiterbildungs- und Vermittlungsprogramme. Krewel Meuselbach sei überzeugt, dass die hervorragend qualifizierten Mitarbeiter nicht von Arbeitslosigkeit bedroht seien.
Dem Vernehmen nach bekommen die Mitarbeitenden in der Transfergesellschaft jedoch rund 20 Prozent weniger Gehalt. Die Beschäftigten, die an der Ausproduktion beteiligt sind und die entsprechende Änderungsverträge unterschreiben müssen, sollen ebenfalls Gehaltseinbußen haben, die zwischen fünf und 20 Prozent liegen.
Im Mai 2024 hatte Krewel Meuselbach Insolvenz angemeldet
„Die Leute sind schon sehr an der Nase herumgeführt worden“, sagt Michael Ganz, neuer Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes. Einige Beschäftigte hätten sich an die CDU gewendet, berichtet er, nachdem sie so kurz vor Weihnachten vom Aus für das wirtschaftlich stark angeschlagene Unternehmen in Kenntnis gesetzt wurden. „Aber wir können wenig tun“, gibt er zu.
Im Mai 2024 hatte Krewel Meuselbach den Antrag auf Sanierung in vorläufiger Eigenverwaltung gestellt. Die Dr. Theiss Naturwaren GmbH aus dem Saarland war zum 1. November eingestiegen und hatte angekündigt, einen umfassenden Insolvenzplan ausarbeiten zu wollen, um das Traditionsunternehmen, das unter anderem Hustensaft herstellt, zukunftsfähig aufzustellen.
Das Werk in Gehren soll bestehen bleiben und weiter entwickelt werden
Dazu gehört offenbar, das Mutterwerk abzustoßen. Die Fortführung des Betriebes in Eitorf sei betriebswirtschaftlich nicht mehr zu bewerkstelligen, informierte Consilium. Die Branche leide unter einer anhaltenden Kosten-Einnahmen-Schere, die durch gestiegene Energie- und Rohstoffkosten sowie den Fachkräftemangel zusätzlich verschärft werde.
„Dr. Theiss Naturwaren übernimmt das Geschäft der Krewel Meuselbach GmbH in Gehren und wird dort die Produktion fortführen sowie strategisch weiterentwickeln. Alle nicht-rezeptpflichtigen Marken und Zulassungen werden übernommen“, informierte der Consilium-Sprecher auf Nachfrage. Damit blieben die traditionsreichen Produkte erhalten und die Belieferung der Kunden gesichert.
Was mit dem Werk in der Bahnhofstraße nach der Schließung passieren soll, teilte Consilium nicht mit. Ein leerstehendes Industriegebäude am Ortseingang sei jedenfalls kein gutes Entree für Eintorf, so Ganz. „Man muss jetzt überklegen, was man am besten auf so einem Gelände ansiedelt, das Grundstück hat Potenzial.“