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Ausstellung in EitorfKaninchenzucht – ein teures und aussterbendes Hobby

Lesezeit 3 Minuten
Ein weißes Kaninchen sitzt in einem Käfig und hält mit den Pfoten einen roten Napf.

Ein Weißer Wiener mümmelt bei der Kaninchenschau im Bürgerzentrum Eitorf seinen Napf leer.

Die schönsten Tiere ihrer Rasse stellte der Eitorfer Kaninchenzuchtverein R83 am Wochenende im Bürgerzentrum vor.

Wenn von „Deutschen Widdern“ oder „Blauen Wienern“ die Rede ist, geht es um: Kaninchen. Die schönsten Tiere ihrer Rasse stellte der Eitorfer Kaninchenzuchtverein R83 am Wochenende im Bürgerzentrum vor – und machte zugleich Werbung für sich selbst, denn die Zucht ist ein teures wie aussterbendes Hobby.

Samstagnachmittag im Bürgerzentrum Eitorf: Mehrere Dutzend Langohren sitzen in zwei Käfigreihen im Bürgerzentrum, sie schnüffeln, dösen oder bedienen sich an ihrem Futtertrog. „Die hier ausgestellten Tiere wurden alle schon bewertet, dafür kommen die Juroren zu einem nach Hause“, erklärt Josef Windscheif, 1. Vorsitzender des Vereins. 113 Tiere wurden im Vorfeld der Vereinsschau bewertet, die Sieger wurden nun ausgestellt.

54 Kaninchen besitzt der Vereinsvorsitzende Josef Windscheif aus Eitorf

Untersucht würden neben Fellfarbe und -qualität auch die Augenfarbe, Ohrenlänge, Krallenfarbe und die Zähne. „Und die Geschlechtsteile: Die Hoden müssen da sein und das Tier darf keinen Spaltpenis haben“, sagt der 74-Jährige.

Zu seinen Tieren gehören die Deutschen Riesen, wahre Pfundskerle von einem Karnickel. Wobei sein Exemplar, das er auf der Schau präsentiert, noch nicht einmal ausgewachsen ist. Windscheif kennt die Rassen: Die Blauen Wiener, die doch ein eher gräuliches Fell haben, die Weißen Wiener mit ihrem ausgesprochen weichen und glatten Fell.

Ein grauhaariger Mann steht vor Käfigen mit Kaninchen.

Josef Windscheif (74), Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins R83.

54 Kaninchen habe er zu Hause, die meisten namenlos. „Man soll nicht denken, dass wir nicht auch welche schlachten. Nicht alle Tiere aus dem Wurf sind für die Zucht geeignet“, merkt er an. Das Hobby gehe ins Geld. Früher, da habe der Sack Heu ein paar Mark gekostet, heute dagegen sei das viel teuer. „Ich verfüttere pro Woche 75 Kilo an die Tiere“, sagt er. Hinzu kämen die Kosten für Impfungen. Auch die Miete des Bürgerzentrums für die Leistungsschau gehe ins Geld, das Kölsch kostet deswegen 1,80 Euro.

Ein flauschiges weißes Kaninchen sitzt auf den Hinterbeinen auf einem Tisch.

Ein Weißer Wiener erkundet die Umgebung - man wird ja nicht allzu oft aus dem Käfig geholt.

Leider hätten kaum noch Jugendliche Interesse an der Zucht. „Bis sie 14 Jahre alt sind stehen da auch meist die Eltern hinter“, sagt Windscheif. Danach lasse das Interesse an der Kaninchenzucht nach. „Es ist ein aussterbendes Kulturgut.“

Der R83 von 1909 – das R steht für Rheinland, die 83 ist eine Ordnungszahl – sei mit 23 Mitgliedern noch der größte Zuchtverein in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Und der einzige mit jungen Mitgliedern, wie Windscheif stolz betont. Er stellt nicht nur die schwarz-weißen Löwenköpfchen vor, sondern auch ihre Züchterin Lena Thielen, die sich mit ihren 18 Jahren gut auskennt.

Eine junge Frau hält ein weiß-graues, flauschiges Kaninchen im Arm.

Lena Thielen (18) mit einem ihrer Löwenköpfchen.

„Meine ganze Familie züchtet Kaninchen, so bin ich dazu gekommen“, sagt sie. Gerne öffnet sie die Käfige für Kinder, damit die ihre ebenfalls namenlosen Löwenköpfchen streicheln können. Die eigentliche Zucht sei ein komplizierter Vorgang, erklärt Windscheif: „Man kann nicht einfach zwei 97-prozentige Tiere zusammensetzen und hoffen, dass da ein 98-prozentiges bei rauskommt.“ Er zeigt auf das eher helle Löwenköpfchen auf Thielens Arm. „Da muss ein dunkler Rammler drauf.“ Am besten geselle man das Weibchen zum Männchen, nicht umgekehrt. „Sonst verliert der das Interesse.“