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Strategien gegen die DürreWie Rhein-Sieg-Kommunen jetzt ihre Grünflächen pflegen

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Wassersäcke zur Versorgung der Bäume in Hennef. 

Rhein-Sieg-Kreis – Früh im Jahr werden die Blätter welk, aus Rasenflächen wird Steppe, einst gepflegte Rabatten bieten ein zunehmend trauriges Bild: Hitze und Trockenheit machen auch den öffentlichen Grünanlagen, Straßenbäumen und dem so genannten Begleitgrün zu schaffen. Was tun die Kommunen? Wir haben uns umgehört.

Troisdorf setzt Gießringe ein

„Wir wässern Jungbäume während der ersten vier bis fünf Jahre“, gibt Dr. Hans-Bernd Bendl Auskunft, stellvertretender Leiter des Troisdorfer Amts für Umwelt und Klimaschutz. Bis die Bäume zehn oder zwölf Jahre alt sind, werde nur noch nach Bedarf gewässert, danach müssen sie alleine klarkommen.

Verabschiedet hat sich die Stadt Troisdorf von den Wassersäcken, die einige Jahre lang genutzt wurden. „Der Sack kostet Geld, muss befüllt werden.“ Außerdem gebe er das Wasser nur tröpfchenweise ab, statt den Boden in die Tiefe zu durchdringen. Und dann, so der Fachmann, schicke der Baum keine Wurzeln in tiefe Erdschichten. Preiswerter und für die Bäume besser sind laut Bendl Gießringe, wie sie in Troisdorf seit zwei Jahren im Einsatz sind. Wassersäcke gibt es nur noch auf versiegelten Flächen.

Neu gepflanzt werden resistente Sorten

Hart im Nehmen ist grundsätzlich das Straßenbegleitgrün; was teilweise schon seit Jahren dort wächst, wird auch nicht ersetzt. Bei neuen Pflanzungen allerdings wählen die städtischen Grünplaner hitze- und trockenresistente Sorten. In der neu gestalteten Fußgängerzone wurde eine amerikanische Esche gepflanzt, nach entsprechender Vorbereitung des Standorts mit speziellem Baumsubstrat müssen diese Bäume gar nicht gegossen werden.

Doch nicht nur die Stadt Troisdorf kauft entsprechende Bäume und Sträucher, „deswegen“, so Bendl, „ist der Pflanzenmarkt leer und die Preise explodieren.“ Denn auch den Baumschulen machten in den zurückliegenden Jahren Hitze und Trockenheit zu schaffen.

Sankt Augustin setzt auf europäische Baumarten

„Unsere Jungbäume im Alter bis zu drei Jahren bekommen durch Wassersäcke regelmäßig Flüssigkeit“, teilt Gerhard Kaspers mit, Leiter des Büros für Natur- und Umweltschutz der Stadt. Das seien „notwendige und lebenserhaltende Maßnahmen“. Bäume im Alter von drei bis zu zehn Jahren würden nicht so regelmäßig gegossen. Danach müssten sie sich allein an ihrem Standort bewähren. Zurzeit sei der Bauhof mit dem Pflegetrupp „jeden Tag damit beschäftigt, die Bäume zu wässern“.

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Pflanzen wie die Fette Henne sind resistent bei Hitze und Trockenheit, da sie in ihren Blättern Wasser speichern können.

Bei Neupflanzungen wird das Pflanzloch mit Substrat vorbereitet, und Baumrigolen sammeln das Niederschlagswasser in der Tiefe, so dass die Wurzeln noch lange von einem Regenguss profitieren können. Gepflanzt werden vorzugsweis europäische Sorten wie Spitzahorn, Hainbuche, Baumhasel oder Winterlinde, die mit Hitzeperioden besser umgehen können. „Bäume aus anderen Kontinenten haben wir nicht auf unserer Liste“, betont Kasper. Auch Baumpatenschaften seien möglich.

In Hennef kann jeder Baumpate werden

„Wir kommen als Kommune an unsere Grenzen“, sagt Umweltamtsleiter Johannes Oppermann. Gießen, gießen, gießen ist die Strategie. Inzwischen mussten aber einzelne ausgetrocknete Fichten im Kurpark gefällt werden.

Die Mitarbeiter konzentrieren sich, wie anderswo auch, auf Bäume und kümmern sich dort zuvorderst um gefährdete Arten und junge Bäume, deren Wurzelwerk noch nicht so ausgebildet ist. Generell gilt: Je trockener es wird, umso jünger werden die Stämme, die gegossen werden. Wassersäcke werden nach wie vor genutzt. Jeder Bürger, jede Bürgerin kann Baumpate werden. Den Wassersack gibt es beim Umweltamt kostenlos, er muss nur befüllt werden.

Siegburg ernannte einen Baumbeauftragten

Ganz schön gelb geworden ist der Rasen im Oktopus, im Frühjahr wurde die Liegefläche zuletzt gewässert. „Aus Gründen des Ressourcenschutzes“, wie die Pressestelle der Stadt mitteilt. Je nach Regenfällen werde die Wiese vor der Saison bewässert, zudem regelmäßig gekalkt und gemäht. Bei Temperaturen über 30 Grad werde die Bewässerung eingestellt, „da hier Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis zueinander stehen“. Ein Mitarbeiter im Grünflächenamt kümmert sich ausschließlich um die Bewässerung der Bäume und arbeitet nach einer Prioritätenliste. Schon seit Jahren trage man dem Klimawandel Rechnung und pflanze Bäume sowie andere Gewächse, die resistent gegen Hitze und längere Trockenphasen seien.