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BundesverkehrswegeplanBefürworter der Rheinbrücke bei Niederkassel machen Druck

Lesezeit 4 Minuten

Wird zwischen Niederkassel und Köln-Godorf eine Rheinbrücke gebaut?

  1. Der Bundesverkehrswegeplan sieht die Realisierung zahlreicher Projekte für den Rhein-Sieg-Kreis vor.
  2. Darunter fällt der Ausbau der Sieg-Bahnstrecke und Hennef und die eventuelle Arbeiten an der Rehinbrücke in Niederkassel und die Ortsumgehung Much.

Rhein-Sieg-Kreis – Die einen freuen sich über die gute Einstufung ihrer Bauvorhaben, die anderen wollen für bessere Chancen oder gegen Projekte kämpfen: So unterschiedlich fallen die Reaktionen auf den Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans (BVWP) aus, den Minister Dobrindt nun vorlegte.

Auf der Gewinnerseite stehen die Befürworter eines zweigleisigen Ausbaus der Sieg-Bahnstrecke und Hennef mit der Ortsumgehung für Uckerath. Beiden Vorhaben wurde ein erheblicher Bedarf bescheinigt, so dass bis 2030 auch die nötigen Gelder fließen dürften.

61,8 Millionen für Projekte im Rhein-Sieg-Kreis

„Das ist eine sehr gute Nachricht für die Menschen in Uckerath, die seit vielen Jahren unter dem hohen und stetig steigenden Verkehrsaufkommen auf der B 8 leiden und auf eine Entlastung warten“, freut sich der stellvertretende Hennefer SPD-Vorsitzende Mario Dahm. Von einer guten Nachricht spricht auch Bürgermeister Klaus Pipke (CDU): Jetzt müsse man für einen zügigen Bau der Ortsumgehung kämpfen, damit den Plänen Taten folgen. Im BVWP sind dafür 61,8 Millionen Euro angesetzt.

Eine Stufe schlechter, mit „weiterem Bedarf mit Planungsrecht“, wurden Südtangente/Ennertaufstieg, die Rheinbrücke in Niederkassel und die Ortsumgehung Much bewertet, worüber sich Landrat Sebastian Schuster Gedanken macht: Denn das bedeute, dass diese Projekte zwar weiter geplant werden können, aber noch keine Mittel des Bundes bereit stehen.

Dennoch könnten sie realisiert werden, wenn Projekte aus dem vordringlichen Bedarf nicht gebaut und so Mittel frei würden. „Hier muss die Region am Ball bleiben und gemeinsam in die weiteren Planungen einsteigen. Über allem steht nun die Geschlossenheit der Region“, so Schuster.

Milliardenprojekt

„Es hat sich bitter gerächt, dass es in der Region weder klare Prioritäten noch Einigkeit gab“, sagt hierzu der Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann (SPD). Nordrhein-Westfalen komme im Vergleich mit allen anderen Bundesländern sehr gut weg. Es sei unrealistisch, jetzt Südtangente und Rheinquerung mit einem Volumen von rund einer Milliarde Euro (360 Millionen für die Brücke und 680 Millionen für die Südtangente) durchdrücken zu wollen.

Die Sankt Augustiner Grünen fürchten Belastungen für ihre Stadt. So habe der Ausbau der A 59 auf acht Spuren höchste Priorität, hinzu komme der Ausbau der A 560 zwischen dem Dreieck Sankt Augustin West und der Auffahrt Sankt Augustin in der Kategorie „weiterer Bedarf“.

Fraktionsvorsitzender Martin Metz sagt aber auch: „Der Ausbau der bestehenden Autobahnen ist vernünftiger als der Ennertaufstieg.“ Letzterer sei „für die Menschen, die Naherholung und die Naturlandschaft der Region ein Super-GAU“. Außerdem befürchten die Grünen durch den Ausbau der Bahnstrecke mehr Lärm in Buisdorf.„Das wäre fatal. Wir Grüne wollen das verhindern.“ Daher dränge die Partei auf eine deutliche Stellungnahme der Stadt Sankt Augustin zum Entwurf des Verkehrswegeplanes. Metz: „Sankt Augustin ist jetzt schon stark belastet durch Lärm von Autos und Lkw, Güterzügen, Flugzeugen und Hubschraubern.“

Auch Pipke kritisiert die Pläne: „Der versprochene Lärmschutz steht in keinem Verhältnis zur höheren Belastung durch mehr Bahnen“, so der Hennefer Bürgermeister. „Wir lehnen dieses Vorhaben in aller Entschiedenheit ab“, teilt der Vorsitzende der CDU Hennef Thomas Wallau mit.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marcus Kitz freut sich in Niederkassel trotz schlechter Bewertung über die Aufnahme der Rheinquerung in den Plan. Denn dem Vorhaben sei ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis attestiert worden. „Hier müssen wir geschlossen bis zum Herbst beim Bundesverkehrsminister für eine bessere Einstufung werben, damit die neue Rheinquerung möglichst schnell die Brücken in der Region entlasten kann.“ Er warnt aber, dass die Menschen in Ranzel und Lülsdorf eine Brücke nebst Anschlussstrecken nur akzeptieren würden, wenn sie selbst etwas davon hätten. So müsse neben einer umweltverträglichen Trasse und dem bestmöglichen Lärmschutz vor allen Dingen gewährleistet sein, dass auch ortsnah eine neue Straße komme. Die Bedeutung eines Bahngleises auf der Brücke hebt Kitz hervor, um Niederkassel endlich an den Schienenpersonennahverkehr anzubinden. Der Lülsdorfer Bürger Gerhart Renner hat bereits Protest angekündigt: Er sieht definitiv Ruhe und Natur gefährdet und sei sich darin mit vielen Nachbarn einig.

Das Bundesverkehrsministerium hat im Internet bereits viele Informationen zur sechswöchigen Bürgerbeteiligung freigeschaltet, die noch zu einer besseren oder auch schlechteren Priorisierung der Vorhaben führen könnten. Ab kommendem Montag, 21. März, können über das Projektinformationssystem Prins Informationen zu einzelnen Vorhaben abgerufen werden. www.bvwp2030.de