Aktionen der Leader-Region Voreifel dienen nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern auch der Gemeinschaft. Noch bis 6. April können Kleinprojekte aus den Kommunen zur Förderung angemeldet werden.
Projekte jetzt anmeldenLeader-Region Voreifel fördert nachhaltigen Wandel

Überflutete Straßen in Swisttal-Heimerzheim im Juli 2021.
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Oft sind es die kleinen Dinge, die gar nicht viel kosten, aber einen großen Wert für die Gemeinschaft haben. Biertische und Zelte, die man der ganzen Ortsgemeinschaft zur Verfügung stellen kann, eine Boulebahn, auf der alle das „Schweinchen“ jagen können, ein Trampolin auf dem Spielplatz mitten im Ort. Oder gar eine Traumabewältigung für alle, die die Bilder von der Flut im Juli 2021 nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Für Kleinprojekte oder Leader-Projekte wie diese gibt es Geld, vermittelt vom Verein „LAG Voreifel – Die Bäche der Swist“. LAG steht für Lokale Aktions-Gruppe, und so agiert sie auch.

Die Freunde von Todenfeld haben eine Boulebahn angelegt.
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Der Gedanke, die Bürger enger zusammenzubringen, ist tatsächlich nach dem kollektiven Fluterlebnis aufgekommen. Privatleute in der Region, vorzugsweise in Swisttal, wollten etwas unternehmen, um die Region etwas widerstandsfähiger aufzustellen und sind dabei auf die Leader-Projekte der EU gestoßen. Leader ist die Kurzform von „Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“ und ist ein Förderinstrument der Europäischen Union zur Stärkung und Weiterentwicklung der ländlichen Räume. Die Europäische Union unterstützt mit dem Leader-Ansatz seit 1991 modellhafte Projekte im ländlichen Raum. Seit längerer Zeit werden beispielsweise die Leader-Regionen Zülpicher Börde und Eifel begleitet.
Es gibt Geld für Projekte, die aus der Region heraus entstehen, denn die Leute vor Ort wissen am besten, was gebraucht wird.
„Es gibt Geld für Projekte, die aus der Region heraus entstehen, denn die Leute vor Ort wissen am besten, was gebraucht wird“, erklärt es Lina Mombauer, neben Anna Höyng eine der beiden hauptamtlichen Regionalmanagerinnen für die LAG Voreifel mit Sitz im Gründer- und Technologiezentrum Rheinbach. Um an Beratungen und Zuschüsse zu kommen, musste zunächst der Verein gegründet werden. Das geschah am 17. Oktober 2022; aus dem Verein LAG Voreifel – Die Bäche der Swist entstand dann die gleichnamige Leader-Region. Rund 60 Privatpersonen, Kommunen sowie Wirtschafts- und Sozialpartner taten sich zusammen, um sich stärker zu vernetzen, Projekte von lokalen Akteuren zu unterstützen und Fördermittel von der EU und dem Land NRW zu generieren.
Zur Leader-Region „Voreifel – Die Bäche der Swist“ gehören die Städte und Gemeinden Swisttal, Rheinbach, Meckenheim und Wachtberg sowie Palmersheim, Schweinheim, Kirchheim und Flamersheim im Nachbarkreis Euskirchen. Die Akteure engagieren sich in sieben Arbeitsgruppen mit den Schwerpunktthemen Wald, Gewässer, Dorfgärten und Natur, Lebensqualität, Wirtschaft und Bildung, Landwirtschaft sowie Erneuerbare Energien.
Ein wichtiger Teil der Arbeit sind besagte Kleinprojekte: „Die Leute kommen auf uns zu“, erklärt Lina Mombauer. So wie die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Ersdorf-Altendorf, die drei Pavillons und zehn Festzeltgarnituren mit passendem Transportwagen auf die Wunschliste geschrieben hatte. Diese sollen im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit des Vereins sowie auf vielfältigen öffentlichen Veranstaltungen auch von anderen Vereinen genutzt werden. Ihr Wunsch wurde erfüllt, sie bekam eine Fördersumme von genau 5472,08 Euro.
Lenkungskreis entscheidet
Wer oder was gefördert wird, das entscheidet der Lenkungskreis aus Privatpersonen, Wirtschafts- und Sozialpartnern und Vertretern der Mitgliedskommunen. Die Förderquote liegt bei 80 Prozent, der Eigenanteil bei 20, die maximale Fördersumme beträgt 16.000 Euro. Wichtig: Das Projekt muss im selben Jahr beantragt und abgeschlossen werden, für die Umsetzung bleiben etwa vier bis fünf Monate Zeit. Wer in diesem Jahr zum Zuge kommen möchte, der muss sein Projekt bis zum 6. April einreichen.
Deutlich höher liegt die Förderquote bei der sogenannten Leader-Förderung für Großprojekte, da liegt der maximale Zuschuss bei 250.000 Euro und die Laufzeit ist flexibel. Weil die Idee aus der Flut-Zeit stammt, geht es natürlich auch um Klimaschutz: So möchte die Queckenberg GbR einen klimawandel-resilienten Agroforst in Rheinbach-Queckenberg planen, eine Kombination aus Ackerbau und Forstwirtschaft.
Ziel ist es, ein innovatives Konzept für einen nachhaltigen Lebensraum zu entwickeln, der sowohl den ökologischen, ökonomischen als auch den sozialen Bedürfnissen der Region dient. Eine geeignete Auswahl an Baum- und Straucharten, die an die klimatischen Bedingungen der Region angepasst ist, soll die Biodiversität fördern und Bodenerosion reduzieren helfen. Ein Wassernetzwerk soll Niederschläge zwischenspeichern und im Gelände verteilen. Das Ziel: Wasser soll länger auf der Fläche stehen, damit der Boden mehr Zeit hat, es aufzunehmen. Diese natürliche Wasserretention schütze die Region vor zukünftigen Starkregenereignissen und leiste einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Für dieses Projekt floss eine Fördersumme von 7506,33 Euro.
Servicestelle der Energieagentur
Mit rund 200.000 Euro aus Mitteln der EU und des Landes wurde die „Servicestelle Energie- und Wärmewende“ des Vereins Energieagentur Rhein-Sieg als Leader-Projekt unterstützt. Laufzeit: bis August 2027. Es sollen Themen wie nachwachsende Rohstoffe, Photovoltaik, Windkraft, Wärmenetze, Energieerzeugung und -nutzung, Gebäudesanierung und viele mehr gemeinschaftlich gedacht und begleitet werden. Der Fokus der Servicestelle liegt auf Vernetzung, Wissenstransfer und Öffentlichkeitsarbeit. Seit 1. November ist die „Servicestelle Energie- und Wärmewende“ mit Franziska Fischer besetzt.
Für weitere Informationen: E-Mail an info@leader-voreifel.de, Telefon (0151) 58 42 55 68 und (0151) 67 96 15 28; Postanschrift: LAG Voreifel – Die Bäche der Swist e.V., Marie-Curie-Straße 3, 53359 Rheinbach. Besucheradresse: Gründer- und Technologiezentrum Rheinbach, Marie-Curie-Straße 1, 53359 Rheinbach, 1. Stock, Block D.