Dr. Hans-Jürgen Schnell arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtlich für eine Klinik in Kamerun als Augenarzt.
Moderne MethodenRuppichterother Augenarzt engagiert sich für Klinik in Kamerun
Dass er Menschen tief in die Augen blickt, gehört bei Dr. Hans-Jürgen Schnell seit Jahrzehnten zum beruflichen Alltag. Schließlich hat der Ruppichterother im oberbergischen Waldbröl jahrzehntelang eine Augenarztpraxis betrieben, in der er noch ab und zu vorbeischaut.
Seit zehn Jahren arbeitet der inzwischen pensionierte Mediziner regelmäßig in Kamerun in einer Augenklinik ehrenamtlich mit. Außerdem unterstützt der 75-Jährige die Kollegen dort von Deutschland aus, organisiert Medikamente und Geräte, schickt immer wieder Container auf die Reise.
Schnell war bereits 21 Mal in Kamerun
„Ich habe im Leben so viel Glück gehabt – da denke ich, dass ich ein bisschen was zurückgeben muss“, erklärt Schnell sein Engagement und ergänzt: „In Afrika fehlen die Leute.“ Seit 1982 ist der Arzt in Waldbröl tätig. Den Kontakt zu Dr. Elisabeth Herz, seit 30 Jahren in Nkongsamba in Kamerun lebt und seit circa 20 Jahren die „Manna Eye Clinic“ betreibt, stellte 2013 ein Kollege her. Die Augenklinik wird von der Hilfsorganisation „africa action Deutschland“ in Bergheim/Erft unterstützt. Mit ihr war Schnell inzwischen 21 Mal in Kamerun, um bei Herz mitzuarbeiten, im vergangenen Oktober wieder und zuletzt in diesem Frühjahr.
In seinen Augenzentren in Waldbröl und später auch in Wiehl hat Schnell stets Wert auf modernste Behandlungsmethoden und Geräte gelegt. „Davon habe ich inzwischen vieles auch da unten“, berichtet er. Kompromisse müssten keine eingegangen werden. Allein es fehle an Technikern und Ersatzteilen. So gaben sich Schnell und der Kliniktechniker Agwe Ndah Bertus Abenego im vergangenen Herbst nach Rücksprache mit der Herstellerfirma selbst daran, eine Maschine zu reparieren, die bei Operationen am Grauen Star eingesetzt wird. „Wir hatten zwei Geräte, beide waren kaputt. Schließlich haben wir aus den Teilen ein funktionierendes Gerät zusammengebaut.“
Wissen und Erfahrungen aus der eigenen Praxis und unzähligen Operationen hat Schnell schon vielfach in Kamerun weitergeben können. Die Augenschwester Mbah Heidi Nung hat in Gambia die Graue-Star-Operation gelernt und könne jetzt auch Linsen im Auge durch einen 2,7 Millimeter langen Schnitt statt wie früher einen Zwei-Zentimeter-Schnitt austauschen. Dem örtlichen Optiker hat er beigebracht, wie eine Netzhaut nach entsprechendem Befund gelasert wird. „Das entspricht alles europäischen Standards“, versichert er.
Ruppichterother Arzt wirbt um Spenden für Organisation „africa action“
Augenärzte in Kamerun arbeiten laut Schnell anders als deutsche nicht nur in ihrer Praxis. Mit einem speziell ausgerüsteten Auto besucht Elisabeth Herz regelmäßig 20 Außenstellen. Dorthin kommen die Menschen aus der Umgebung, um sich untersuchen zu lassen. Nach entsprechendem Befund kommen die Patienten dann zur Operation in die Klinik in der 100.000-Einwohner-Stadt Nkongsamba, wo die Ärmsten der Armen kostenfrei behandelt werden. Sie sind dann in einem Gästehaus untergebracht, in dem auch Schnell wohnt. Der Kontakt zu den Patienten sei immer sehr herzlich, berichtet er. „Manchmal stehen da morgens 150 Menschen.“
Um das System aufrecht erhalten zu können, braucht Schnells Kollegin Herz dringend ein neues Auto. Das alte streikt ab und an. Der Ruppichterother wirbt um Spenden, die über „africa action“ gesammelt und weitergegeben werden. Das neue Auto kostet 45.000 Euro. Auch medizinische Geräte sammelt Schnell weiter. Unter anderem hat er erheblich reduzierte Ausstellungsstücke ergattern können. „Manchmal geben mir auch Firmen Tipps, wo es gebrauchte Geräte gibt.“ Um Hilfsgüter zwischenlagern zu können, hat „Bon-Secours Kamerun“ aus Meckenheim, eine befreundete Organisation der „africa action“, in Douala jetzt ein Lagerhaus gebaut.
Neben den medizinischen Erfolgen zählt Hans-Jürgen Schnell eine Menge Dinge auf, die er inzwischen in Afrika schätzt. Das Essen sei gut, aber auch das Bier schmecke hervorragend. Beeindruckend sei immer wieder die Herzlichkeit der Menschen in Kamerun.