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Bestand wächstWaschbären werden im Rhein-Sieg-Kreis mehr und mehr zum Problem

Lesezeit 3 Minuten
Ein Waschbär sitzt auf einem Stein in einem kleinen Bach.

Waschbären sind eine invasive Art und bedrohen die Amphibienbestände im Rhein-Sieg-Kreis.

Die Waschbären sind vor allem im östlichen Kreisgebiet ein Problem. In Ruppichteroth haben sie in einem Steinbruch alle Amphibien vernichtet.

An verschiedenen Stellen im Kreisgebiet ist der Bestand von Amphibien völlig zusammengebrochen. Schuld sind die Waschbären, die sich in vielen Gebieten des Kreises auf der Überholspur befinden, betonte Amphibienexpertin Elke Säglitz in ihrem Vortrag beim Ruppichterother Ortsverband des Bergischen Naturschutzvereins.

Im Rhein-Sieg-Kreis räubern die Tiere vor allem im Osten

Die kleinen Raubtiere, von denen es nach ihrer Schätzung inzwischen einige Millionen Exemplare in Deutschland gibt, sorgten für Riesenprobleme vor allem im ländlichen Teil im Osten des Kreises. Am Beispiel eines Steinbruchs in Ruppichteroth schilderte die Naturschützerin die bedenkliche Entwicklung durch die Waschbären.

Eine Frau mit langen grauen Haaren und einer Brille. Sie trägt ein buntes Halstuch.

Naturschützerin Elke Säglitz

Als sie mit der Beobachtung des Steinbruchs im Bröltal vor zehn Jahren begann, gab es dort um die 400 laichende Grasfrösche und 700 laichende Erdkröten. Drei Jahre später waren dort viele angefressene Erdkröten zu sehen, die Zahl der Amphibien war insgesamt deutlich geringer geworden. 2018 waren alle Amphibien aus dem Steinbruch völlig verschwunden.

Diese Tiere durchwühlen alle Teiche und Gewässer und machen alles platt!
Elke Säglitz, Naturschützerin

Säglitz: „Wie die Aufzeichnungen der Wildkameras dokumentieren, war ein Familienverbund von Waschbären mit mindestens zwei Alt- und vier Jungtieren die Ursache. Diese Tiere durchwühlen alle Teiche und Gewässer und machen alles platt!“

Die Aufnahme einer Nachtbildkamera zeigt einen erwachsenen Waschbären und fünf Jungtiere als graue bis weiße Silhouetten vor einem dunklen Hintergrund.

Im Familienverbund räubern die nachtaktiven Waschbären Teiche und andere Gewässer aus.

Die Entwicklung der Waschbären, von denen die ersten Exemplare 1934 in Hessen ausgesetzt worden waren, lässt sich nur schwer in Zahlen belegen. Säglitz hat aber die Jagdstrecken im Auge behalten, da es sich um jagdbare Tiere handelt. 1996/97 wurden laut der Amphibienexpertin über 5000 Tier in Deutschland erlegt.

2020 seien das schon über 200 000 Waschbären gewesen. Die Tiere bevölkern inzwischen auch im Land an Rhein und Sieg zahlreiche Bachtäler, halten sich aber auch sehr gerne in alten Steinbrüchen und in den Wäldern auf. Immer häufiger plündern sie auch Nester von Schwarzstörchen, Rotmilanen und Graureihern, natürlich auch aller Bodenbrüter, weiß die Naturschützerin.

Katzenfutter oder Müllbeutel locken die Tiere an

Außerdem treten sie als Nahrungskonkurrenten von Störchen und Eisvögeln auf. Die Allesfresser machen aber auch vor Fledermäusen oder Fischen nicht halt und fressen auch gerne Regenwürmer. Zunehmend tauchen sie in den Siedlungsbereichen auf. Dort kommt es laut Säglitz zu immer mehr Zwischenfällen mit den nachaktiven Tieren. Die plündern zum Beispiel Maisfelder und Weinberge.

Mit Vorliebe fressen die Waschbären draußen bereitgestelltes Katzfutter und dringen sogar durch Katzenklappen in einige Wohnungen ein. Einige der Übeltäter haben herausgefunden, wie man Mülltonnen aufmachen und plündern kann. Säglitz warnt Bürger auf dem Land ausdrücklich davor, Müll in Säcken an die Straße zu stellen.

Denn die werden von den Waschbären im Handumdrehen zerlegt und geplündert. Ähnlich wie Marder dringen die Tiere, die auch Krankheiten wie die Staupe übertragen können, aber mitunter auch in Dachböden ein und sorgen dort für einen Riesenlärm.