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Prozess31-Jähriger begeht sechs Einbrüche in drei Nächten in Much und Neunkirchen-Seelscheid

Lesezeit 2 Minuten
Amtsgericht Siegburg

Um eine Einbruchsserie in Seelscheid und Much ging es vor dem Amtsgericht Siegburg.

Ein ertappter Einbrecher ging sofort wieder auf Diebestour und landete in U-Haft. „Das war verdient“, sagte er im Siegburger Gericht.

Sechs Einbrüche in drei Nächten beging ein 31-Jähriger in Much und Seelscheid. Nach den ersten Taten war er vorläufig festgenommen worden, die vom Richter gewährte Haftverschonung nutzte der Troisdorfer aber für weitere Diebeszüge und landete in Untersuchungshaft. Die fünfeinhalb Monate hinter Gittern habe er „verdient“, sagte der Mann vor dem Schöffengericht, wo er in Fußfesseln vorgeführt wurde.

Ob der Serientäter für weitere Straftaten verantwortlich ist, ermittelt derzeit das Landeskriminalamt. In dieser Zeit, im Mai und Juni 2023, gab es rund 80 Einbrüche in Geschäftsräume in Siegburg, Troisdorf und Umgebung, sagte der Fahnder im Prozess. Bislang fanden sich DNA-Treffer des Angeklagten an zwei weiteren Tatorten, „15 Fälle sind noch nicht ausgewertet“.

LKA sichert DNA-Spuren des Troisdorfers bei weiteren Einbrüchen

Die Schicksalsschläge, die der Angeklagte als Grund für sein Abrutschen anführte, ordnete der Vorsitzende Richter Ulrich Wilbrandt ein. Es sei doch nicht ungewöhnlich, dass ein Vater vor einem erwachsenen Sohn stirbt; zerbrochene Liebesbeziehungen erlebten auch andere Menschen. Der 31-Jährige, der seit seiner Jugend schon aufputschende Amphetamine nimmt, verlor indes komplett die Kontrolle über sein Leben, seinen Job und seine Wohnung.

Er schlüpfte bei einem Kumpel in Seelscheid unter, das Geld war knapp, er brach im Zeitraum von zwei Wochen in der näheren Umgebung Therapiepraxen, Restaurants und einen Heimwerkermarkt ein, wo er Bargeld, Werkzeuge und Kleidung stahl.

Sachschaden an Tatorten in Seelscheid und Much oft größer als die Beute

Nicht überall machte er Beute, verursachte aber stets mit seinem Stemmeisen größere Schäden. In einer Änderungsschneiderei fand er nichts Verwertbares, beim Aufbruch eines Zigarettenautomatens wurde er von Zeugen überrascht.

„Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?“, fragte der Richter. Als Vater eines kleinen Kindes habe der Angeklagte doch eine Verantwortung. Auch wenn dieses bei der Kindesmutter lebe und er derzeit keinen Unterhalt zahle.

Seine Reue, sein Geständnis und die Eindrücke der U-Haft bewahrten den 31-Jährigen davor, die verhängte Freiheitstrafe von einem Jahr und neun Monaten absitzen zu müssen. Verurteilt wurde er zudem zur Zahlung von knapp 1700 Euro „Wertersatz“, so viel hatte er erbeutet, und zu 100 Sozialstunden, die er auf Weisung eines Bewährungshelfers ableisten muss. Die Bewährungszeit beträgt vier Jahre, ein Jahr länger als üblich.

Auferlegt wurde ihm außerdem eine Therapie, ambulant oder stationär, und die umgehende Anmeldung an einem festen Wohnsitz. Den wird er künftig bei seiner Mutter haben. Diese verfolgte den Prozess auf den Zuschauerbänken und konnte den Sohn direkt unter ihre Fittiche nehmen. Der Haftbefehl wurde aufgehoben, die Fußfesseln schlossen die Wachtmeister noch im Gerichtssaal auf.