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Bestellung per WhatsApp und CoMucher ist als mobiler Metzger in der Region unterwegs

Lesezeit 4 Minuten
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An seinem Marktstand können Max Herchenbachs Kunden die Waren abholen, die sie online oder per WhatsApp bestellt haben.

Much – Die Metzgerei von Max Herchenbach in Much hat eine große Fensterfront. Nur wer nah an die Scheibe mit der Milchglasfolie heran kommt, sieht, dass in der Theke keine Würste und Steaks liegen. In der Auslage herrscht gähnende Leere.

Herchenbachs Kunden kommen nicht in den Laden, sie stellen sich am Verkaufswagen des Metzgers auf Wochenmärkten an. Seit vier Jahren verkauft der Metzger aus Much seine Produkte auf diese Weise. Immer mehr Kunden reservieren sich ihr Fleisch vorher sogar digital: zum Beispiel per WhatsApp-Nachricht.

Der Fleischermeister ist eine stattliche Erscheinung. Wenn er im Verkaufswagen steht, stößt er mit dem Kopf fast an die Decke. Hinter ihm hängen Würste an der Stange, vor ihm in der Auslage türmen sich Frikadellen. Auf den ersten Blick ist Herchenbachs Wagen ein normaler mobiler Metzgerladen für Wochenmärkte. Nur dass man diesen mobilen Metzger auch übers Internet erreichen kann.

Schnitzel via WhatsApp bestellen

Auf Herchenbachs Website, über Facebook oder den Kurznachrichtendienst WhatsApp können Kunden Schnitzel, Koteletts und Spareribs vorbestellen. Dazu wählen sie den Wochenmarkt aus, auf dem sie ihre Bestellung abholen möchten. Herchenbach und sein Team bereiten das Fleisch zum passenden Tag vor, und der Kunde kann seine Bestellung am Marktstand abholen.

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„Die Leute bestellen ja mittlerweile alles online. Warum also nicht auch Fleisch?“, sagt Herchenbach. Sein Onkel ist ebenfalls Metzger und ein Grund, warum er sich für das Handwerk entschieden hat. Nach einem Schulpraktikum in einer Fleischerei machte Herchenbach nach der zehnten Klasse eine Ausbildung in der Metzgerei Steimel in Much.

Die Lehre verkürzte er auf zweieinhalb Jahre und setzte gleich im Anschluss zwölf Wochen Meisterkurs obendrauf. So wurde er im Jahr 2009 der damals jüngste Fleischermeister Deutschlands – mit 19 Jahren. Danach arbeitete er eine Zeit lang in der Metzgerei seines Onkels, immer wieder auch bei einer großen Supermarktkette.

Seit Herbst 2016 ist Herchenbach als mobiler Metzger unterwegs

Im Oktober 2016 machte Herchenbach sich mit seiner mobilen Metzgerei selbstständig. Sein Lehrbetrieb schloss damals das Fleischereigeschäft. Die Aufschnittmaschinen, Fleischwolf, Rührkessel und Kühlraum im Keller der Metzgerei wurden nicht mehr gebraucht.

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Beim Verkauf hilft Ehefrau Daniela Herchenbach. Zum Sortiment gehören auch Eier, die Max Herchenbach vom Hof seines Schwiegervaters bezieht.

Heute benutzt Herchenbach immer noch viele der Geräte. Jedes Stück Fleisch schneidet er selbst auf. Seine Produkte sind teurer als die Waren, die er damals über die Fleischtheke im Supermarkt gereicht hat. „Ich wollte aber nicht mehr ein Kilogramm Hähnchen für 1,80 Euro verkaufen“, erklärt Herchenbach. Sein Online-Service sollte eigentlich vor allem die jüngere Zielgruppe ansprechen. Mittlerweile lassen sich aber schon rund drei Viertel seiner Kunden ihr Fleisch vorher zurücklegen, ein Großteil über Facebook oder WhatsApp.

Stammkunden schicken dem Metzger schon mal Sprachnachrichten. „Das ist natürlich viel persönlicher als eine Mail“, sagt der Fleischer, der viele seiner Kunden von weitem erkennt und gleich weiß, was sie bestellt haben. Ihm sei es wichtig, dass sich alle Menschen bei ihm wohlfühlten, sagt Herchenbach.

Egal, ob sie an seinem Marktstand stehen oder eine Kurznachricht schicken. „Mir können die Kunden auch nachts noch eine WhatsApp mit ihren Bestellungen schreiben“, sagt Max Herchenbach und lacht. „Dann müssen sie aber auch damit rechnen, dass ich sofort zurückrufe.“

Das Fleisch sucht Herchenbach in der Region aus

Auf den Märkten verkauft Herchenbach zusätzlich Eier, Käse und Nudeln. Die Produkte stammen vom Hof Söntgerath in Much, der seinem Schwiegervater gehört. Das Rindfleisch kauft der Metzger bei anderen Bauern aus der Region. Ställe und Futter der Tiere schaut er sich genau an, bevor er bestellt. Der Fleischer begutachtet jedes Tier „mindestens einmal lebend“, sagt er. Erst dann geht es zum Schlachter, und Herchenbach kauft das Fleisch.

Wochenmarkt-Termine

Auf diesen Märkten steht Max Herchenbach mit seiner mobilen Metzgerei:

Dienstag: Much, Höhe Zeithstraße 10, von 7.30 bis 13 UhrMittwoch: Troisdorf-Sieglar, Marktplatz, von 7.30 bis 11.30 UhrDonnerstag: Frechen-Königsdorf, Marktplatz, von 8 bis 13 UhrFreitag: Siegburg, Marktplatz, von 8 bis 13 UhrLohmar, Höhe Wahlscheider Straße 81 (Gaststätte Aggerhof), von 15 bis 18 UhrSamstag: Niederkassel-Rheidt, Bahnhofstraße 90 (Druckhaus Schell), von 8 bis 13 Uhr (EB)

Mit seinem Konzept ist der mobile Metzger so erfolgreich, dass er mittlerweile vier Mitarbeiter und einen Auszubildenden beschäftigt, auch seine Frau Daniela hilft im Betrieb. Im März stellte er einen neuen, noch größeren Verkaufswagen in den Dienst. Daniela Herchenbach kümmert sich seitdem um den Verkauf, während sich der Fleischermeister mehr auf die Arbeit in der Metzgerei konzentrieren will.

Für Hobbys bleibt Herchenbach wenig Zeit. Meist steht er um 5.30 Uhr auf, um noch vor Marktbeginn die letzten Steaks frisch aufzuschneiden. Auch abends ist er oft der Letzte, der die Metzgerei verlässt. Trotzdem versucht der mobile Metzger, so oft wie möglich auszureiten, mit seinen zwei Hunden spazieren zu gehen oder mit Freunden Fußball zu schauen. „Aber in gewisser Weise“, sagt Herchenbach, „habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.“