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FutterstationenZahnärztin aus Wesseling päppelt Igel auf

Lesezeit 3 Minuten
Eine lächelnde Frau hält einen Igel. Sie trägt Handschuhe.

Hänsel heißt der propere Igel. Er ist nur "Urlaubsgast" im Hause von Susanne Giesen-Pätz. Eine Bekannte hatte ihn gesundgepflegt. Hänsel soll bald wieder in die Freiheit.

Susanne Giesen-Pätz aus Wesseling kümmert sich um verletzte Stacheltiere und bietet ihnen Futterstationen im Garten.

Igel können sich im Garten von Susanne Giesen-Pätz stets herzlich willkommen fühlen. Die Zahnärztin aus Wesseling hat in ihrem kleinen grünen Reich gleich mehrere Igelfutterhäuschen aufgestellt, die sie jeden Tag mit frischem, hochwertigem Trockenfutter füllt. Auch Wasser steht für die kleinen Stacheltiere reichlich und immer frisch bereit.

Wie eine besondere Melodie klingt für die 59-Jährige das zufriedene Schmatzen der Igel, wenn sie sich spät am Abend oder nachts über die bereitstehenden Mahlzeiten in den Futterstationen hermachen. „Hier treffen sich nachts Igel aus der gesamten Siedlung“, sagt sie lachend. Susanne Giesen-Pätz ist aber nicht nur ein besonderer Igelfreund. Sie unterhält bei sich zu Hause auch eine kleine Igelhilfe. Gleichzeitig kann sie bis zu sechs erkrankte und verletzte Igel bei sich aufnehmen.

Ausreichend Platz auch im Schuppen

Seit vier Jahren steht sie deswegen auch in Kontakt mit dem Verein Tierfreunde Rhein-Erft. Der habe ihre Kontaktdaten. Menschen, die verletzte oder kranke Igel finden, sollten sich mit dem Verein in Verbindung setzen. Zusätzlich hat Giesen-Pätz auch im Schuppen am Haus ausreichend Platz geschaffen. Dort überwintern bei ihr die Igel, die erst spät im Jahr gesund geworden sind.

„Man darf kein Wildtier der Natur entnehmen, das nicht in Not ist“, erklärt sie das Grundprinzip aller Tierretter. Zu ihr kommen deswegen nur Igel, die aufgrund ihrer Verletzungen oder aufgrund von Krankheiten ohne Hilfe keine Überlebenschancen hätten. „Dazu zählen Verletzungen wie tiefe Schnittwunden, die die Igel zum Beispiel durch die Schnittwerke von Tellersensen oder Mähroboter erlitten haben“, erklärt sie.

Verletzungen könnten sich die Igel aber auch gegenseitig bei Revierkämpfen zufügen. Immer wieder müsse sie aber auch Igel behandeln, denen Parasittenbefall derartig zusetzt, dass sie ohne Hilfe wahrscheinlich sterben würden. „Verletzte Tiere bringe ich grundsätzlich erst einmal zu einem igelkundigen Tierarzt“, erklärt sie.

Einen Parasitenbefall könne sie zu Hause unter dem Mikroskop direkt klären. Dann bekommen die Igel eine Wurmkur. Ansonsten sei es ihr Part, die Wunden zu versorgen, sie zu reinigen, die Igel zu füttern und aufzupäppeln. „Igel bekommen bei mir hochwertiges Katzenfutter“, berichtet sie. „Igel fressen aber auch sehr gerne Rührei“, weiß sie.

Ein gesunder Igel ist ausschließlich nachts unterwegs.
Susanne Giesen-Pätz

Lebensgefährlich könne es für die Igel werden, wenn sie Nacktschnecken fressen. „Diese Schnecken sind die Überträger von inneren Parasiten“, berichtet sie. In der Natur würden sich Igel von Insekten ernähren. „Nur weil es immer weniger Insekten gibt, fressen Igel mitunter auch Schnecken – und dann landen sie, wenn sie gefunden werden, auf der Igelrettungsstation“, so Giesen-Pätz.

Kranke Igel erkenne man etwa daran, dass sie tagaktiv sind. Kein gesunder Igel liege tagsüber auf der Wiese und genieße die Sonne. „Ein gesunder Igel ist ausschließlich nachts unterwegs“, erklärt sie. Männchen könnten in einer Nacht durchaus bis zu fünf Kilometer zurücklegen: „Deswegen ist es auch wichtig, die Gärten möglichst durchlässig zu gestalten.“

Auf gar keinen Fall sollte man Igeln ein Schälchen Milch hinstellen. „Von Milch bekommen die Tiere Bauchweh“, sagt die Igelkennerin. Wichtig sei aber, dass es in den Gärten ausreichend frisches Wasser gibt. In der Regel bleiben die Igel drei bis zehn Wochen in ihrer Obhut. Erst wenn sie wieder ganz gesund sind, werden sie dort, wo sie aufgefunden wurden, wieder freigelassen.