Auch das Anfertigen und der Besitz von pornografischem Bildmaterial wird dem 40-Jährigen vorgeworfen.
Tränen vor GerichtMann aus Wesseling muss sich für zwölf Fälle von Kindesmissbrauch verantworten

Das Landgericht in Köln.
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Auf der Anklagebank saß ein in sich zusammengesunkener 40-Jähriger. Er hob kaum den Kopf, nestelte an den Zugbändern seines Kapuzenpullovers, sprach leise und monoton. Immer wieder sagte er Sätze wie „Leider habe ich das getan“ und „Ich weiß nicht, warum ich das getan habe“. Für zwölf Fälle von Kindesmissbrauch im Internet und im realen Leben sowie das Anfertigen und den Besitz von pornografischem Bildmaterial muss sich der Wesselinger jetzt vor dem Landgericht Köln verantworten.
Auf die Vorwürfe ließ sich der Mann weitgehend geständig ein. Dagegen stritt er sexuelle Übergriffe auf die Zwillingstöchter einer ehemaligen Lebensgefährtin vehement ab. Andererseits zeichnete sich beim Prozessauftakt ab, dass er zwei Mädchen, die er in Videochat-Kontakten zu sexuellen Handlungen an sich selbst verleitete, das Erscheinen vor Gericht ersparen wird. Möglich ist dies, indem er ihre Aussagen bei der Polizei bestätigt, wie die Vorsitzende Richterin Jennifer Otten empfahl.
Bei zwei Wohnungsdurchsuchungen wurden 362 Pornos sichergestellt
Das Kölner Gericht glaubte dem Mann die an den Tag gelegte Reue. Zögerlich antwortete er jedoch, sobald die Sprache auf die strafbaren Handlungen an den zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt neun Jahre alten Kinder der Ex-Freundin kam.
Bis zur Festnahme am 21. Oktober 2024 hatte der ledige Angeklagte drei Jahre lang verbotenes pornografischen Material aus dem Internet heruntergeladen und mit zwei 2010 geborenen Mädchen strafbaren sexuellen Umgang per Sprach- und Textnachrichten sowie Videocalls praktiziert.
Online gab er sich als 15-Jähriger aus, nannte sich „Daddy“. Gegen Spiele, Süßigkeiten, beliebte Stofftierfiguren und ein Sexspielzeug soll er einschlägiges Bildmaterial von den damals Zwölf- und 13-Jährigen verlangt haben. Dabei benutzte der scheu wirkende Mann in Nachrichten an die Kinder eine erschreckend vulgären Sprache. Bei zwei Wohnungsdurchsuchungen waren insgesamt 362 Pornos sichergestellt worden, die Missbrauch von Kindern im Grundschulalter zeigen, in einem Fall sogar die Vergewaltigung eines weiblichen Säuglings.
Bei der Schilderung seines Lebenswegs weinte der Angeklagte, als er vom Tod seines Vaters 2018 sprach. Danach sei er in ein tiefes Loch gefallen. Dass er kaum Freunde hat und sich zwei Partnerinnen von ihm trennten, führt der Hilfsarbeiter, der noch bei seiner Mutter wohnt, auf seine Schüchternheit, sein Übergewicht und seine Potenzstörungen zurück. Zu den Zwillingen seiner letzten Lebensgefährtin habe er ein väterliches Verhältnis gehabt und viel mit den beiden unternommen. „Ich habe mir vorgenommen, mein Leben zu ändern“, beteuerte der Wesselinger am ersten Verhandlungstag. Der Prozess wird am Donnerstag mit der Zeugenvernehmung der Mutter der Zwillinge fortgesetzt.